Essen. Während es bei Demos brenzlig wird, gibt sich Essens Generalkonsul enttäuscht: Deutsche Kritik an der Offensive? „Eine große Ungerechtigkeit.“
Enttäuscht von den deutschen Reaktionen und überzeugt, ungerecht behandelt zu werden: So reagiert der türkische Generalkonsul in Essen, Şener Cebeci, auf die massive Kritik an der vor einer Woche gestarteten Militäroffensive der Türkei im Norden Syriens. „Wir sehen uns absolut im Recht“, betonte Cebeci am Mittwoch vor Journalisten und stellte bei dieser Gelegenheit die Kurden-Miliz YPG auf eine Stufe mit der Terror-Organisation des Islamischen Staates.
Die Medien-Offensive des Generalkonsuls: Ein Appell aus Überzeugung, auch wenn Cebeci einräumte, dass „das türkische Außenministerium von uns erwartet, unsere Sicht darzustellen“. Und die lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: Man werde sein Recht zur Selbstverteidigung wahrnehmen und eine 140 Kilometer lange und 30 Kilometer tiefe Sicherheitszone an der türkisch-syrischen Staatsgrenze „von Terroristen befreien und säubern“.
Die Stimmung heizt sich auf, heißt es bei der Polizei
Diese Position gelte es angesichts der „negativ gegenüber der Türkei eingestellten“ Medien hierzulande unter die Leute zu bringen. Immerhin ist das Generalkonsulat zuständig für rund 220.000 türkische Bürger und deutsche Staatsbürger mit türkischer Abstammung in Mülheim, Essen und dem kompletten Regierungsbezirk Arnsberg.
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Unter denen wachse die Unsicherheit, heißt es, nicht zuletzt nach den jüngsten Ausschreitungen bei einer Demonstration in Herne. Auch in Essen gab es bereits mehrere Demos mit jeweils bis zu 1000 meist kurdischen Teilnehmern. Noch ohne besondere Vorkommnisse, aber die Stimmung heizt sich auf, betont die Polizei.
Türkische Bürger sollen „sich nicht provozieren lassen“
Der Generalkonsul macht dafür hier lebende Kurden verantwortlich, die PKK und YPG „sehr gut organisiert“ und „wie auf Knopfdruck“ mobilisieren könnten. Es gelte jetzt, Eskalationen zu vermeiden: „Wir sagen den Bürgern, dass sie sich zurücknehmen und nicht auf Provokationen eingehen sollen.“
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Gleichzeitig präsentiert sich der Generalkonsul erklärtermaßen enttäuscht: „Deutschland ist ein besonderes Land, eines, das die Türkei am allerbesten verstehen sollte. Wir haben da ganz andere Reaktionen erwartet.“ Dass sein Land auch anderweitig für die eigenen Interessen keine Unterstützung gefunden habe, halte die Türkei gleichwohl nicht vom eingeschlagenen Kurs der sogenannten „Operation Friedensquelle“ ab: „Unsere Erwartung ist die: Entweder sollen sie an unsere Seite oder uns wenigstens nicht im Weg stehen.“