Essen-Byfang. Der Ex-Pfarrer der katholischen Gemeinde Essen-Byfang hat sein Haus verkauft. Mit einer Stiftung will er nun Kinder und Jugendliche unterstützen.

Als Klaus Kohl 1977 nach Byfang kam, da wusste er, dass er nun als Pfarrer gestalten und werben kann, damit die Menschen in Gemeinschaft leben. In der rund 1000 Gläubige zählenden Gemeinde St. Barbara kannte er zunächst niemanden und schließlich fast jeden persönlich. Obwohl er später beruflich noch nach Frohnhausen und Bochum wechselte, hängt sein Herz nach wie vor an seiner früheren Gemeinde. Und so hat der 81-Jährige nun sein Haus verkauft, um von dem Geld eine Stiftung zu gründen: für Kinder- und Jugendarbeit in Byfang und Umgebung.

Klaus Kohl möchte Projekte unterstützen wie etwa Verkehrsschulung oder musikalische Früherziehung im Kindergarten. Jugendleiter können sich an die Stiftungsmitglieder wenden, wenn sie Kurse zur Konfliktregelung, zur Ersten Hilfe oder zum Verhalten bei aggressivem Angriff anbieten. Unterstützung geben soll es für Ferienfreizeiten und auch für die Freiwillige Feuerwehr, deren Mitglieder („die habe ich fast alle getraut“) mit Eltern und Kindern Müll im Stadtteil sammeln.

Es geht um die Persönlichkeitsbildung bei Kindern und Jugendlichen

Das Gemeindehaus von St. Barbara in Byfang haben Gemeindemitglieder 1980 und 1996 gebaut, die Pläne hat der damalige Pfarre Klaus Kohl gemacht.
Das Gemeindehaus von St. Barbara in Byfang haben Gemeindemitglieder 1980 und 1996 gebaut, die Pläne hat der damalige Pfarre Klaus Kohl gemacht. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Mir geht es dabei um die Persönlichkeitsbildung der Kinder und Jugendlichen, die oftmals zu kurz kommt“, sagt der ehemalige Pfarrer zum Hintergrund. Der Nachwuchs müsse neben materiellen Dingen auch Mut, Mitgefühl und die Möglichkeit, Verantwortung zu tragen, mit auf den Lebensweg erhalten. In dieser Überzeugung setzte sich Klaus Kohl stets für die Kinder- und Jugendarbeit ein, bastelte etwa mit Vätern und deren Söhnen Nistkästen. „Es sind Erlebnisse, die in der Erinnerung des Kindes bleiben und Spuren hinterlassen“, sagt er zu den niederschwelligen Ansätzen.

Als er sich also mit dem Alter auseinandersetzte, entstanden die Idee zur Stiftung und der Wunsch, etwas Nachhaltiges zu hinterlassen. Möglich machte das sein Haus, das er einst in Kupferdreh mit Hilfe seines Bausparvertrages („da habe ich 30 DM monatlich eingezahlt“) und seiner bescheidenen Lebensweise bauen ließ. „Für meine Mutter, die so in meiner Nähe gelebt hätte“, erzählt Klaus Kohl zu den damaligen Plänen, aus denen aber nichts geworden sei. Seine Mutter zog nie ein, er vermietete das Wohnhaus und nutzte selbst die Zwei-Zimmer-Wohnung im Kellergeschoss, um dort seinen Urlaub zu verbringen.

20 Jahre lang lebte Klaus Kohl in dem Pfarrhaus in Byfang

Seinen Wohnsitz hatte Klaus Kohl im Pfarrhaus. 20 Jahre lebte er in Byfang, hatte zeitgleich einen Bildungsauftrag im Bistum und bereitete in Zusammenarbeit mit den Eltern Kommunionkinder und Firmlinge auf die Sakramente vor. An der Universität Bochum, wo er – nach seinem Theologiestudium in Innsbruck – das Studium in den Erziehungswissenschaften abschloss, war er zudem Dozent für Pastoraltheologie.

Die Stiftungsmitglieder und Eröffnung der Stiftung

Zur Stiftung für Kinder- und Jugendarbeit in Byfang und Umgebung gehören außer Klaus Kohl die Mitglieder Gerd Großheimann als erster Vorsitzender und Martin Rose als zweiter Vorsitzender, Ulrike Dirkes, Karl Görke, Iris Pfeffermann, Dieter Scharpegge, Thorsten Sohlmann und Elisabeth Wieschermann.

Jeder kann die Stiftung in Form einer Zustiftung oder mit Spenden unterstützen. In beiden Fällen gibt es eine Spendenbescheinigung.

Eröffnet wird die Stiftung am Sonntag, 20. Oktober, um 11 Uhr, im Gemeindeheim Byfang, Nöckersberg, mit „feschen Liedern der Chorgemeinschaft, kurzen Reden und Getränken – alles gratis“, lädt Klaus Kohl ein. Er hält zuvor ab 10 Uhr seine letzte Messe in der Kirche St. Barbara.

Messen, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und zahllose Hausbesuche gehörten zu seinem Alltag in der Gemeinde St. Barbara. „Wir haben die Chance erhalten, und wir haben viel geschafft“, fasst er die zwei Jahrzehnte zusammen, in denen sie aus eigener Kraft und mit ehrenamtlichem Einsatz gemeinsam das Gemeindeheim und den Bolzplatz gebaut haben („ich hatte zeitweise elf Fliesenleger hier“), so manches Pfarrfest feierten. Es entstanden die sieben Miniclubs, in denen bis heute Mädchen und Jungen vor dem Kindergartenalter betreut werden.

Christentum ist mehr als Weihrauch, Kerzen und die Heilige Messe

Im Gemeindehaus befinden neben den Räumen für Miniclubs und Jugendarbeit sowie die große Küche auch zwei Säle, hier steht Klaus Kohl in einem, dessen Innenausbau die Byfanger ebenfalls selbst übernahmen.
Im Gemeindehaus befinden neben den Räumen für Miniclubs und Jugendarbeit sowie die große Küche auch zwei Säle, hier steht Klaus Kohl in einem, dessen Innenausbau die Byfanger ebenfalls selbst übernahmen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Miniclub-Leiterin ist übrigens eine Byfangerin, die Klaus Kohl als pubertierendes Mädchen kennenlernte. Und in anderen Familien betreut er inzwischen bereits die fünfte Generation im Stadtteil. „Ich habe immer gelebt für diesen Beruf“, sagt Klaus Kohl, der ursprünglich aus einer lebendigen Gemeinde in Duisburg-Hamborn stammt. Er erinnert sich an tolle Kapläne und sein frühes Gefühl: „Das möchte ich auch machen“, sagt er zu seinem Wirken als Pfarrer und betont, dass das Christentum mehr sei als Weihrauch, Kerzen und die Heilige Messe.

Pfarrer einer kleinen Gemeinde zu werden, das war damals sein Wunsch, den er ans Bistum herantrug: Dieser führte ihn nach Byfang, bescherte ihnen allen eine starke Zeit und den Byfangern zudem ein Buch über ihren Stadtteil, das ihr Pfarrer schrieb („da habe ich mich verliebt“). Die Menschen hätten es ihm leicht gemacht und der Kontakt sei nie abgerissen, auch nicht, als er versetzt wurde. Und so sei es nun auch nicht schwierig gewesen, Mitstreiter für seine Stiftung zu gewinnen. Es sind Mitglieder des Fördervereins, der das Gemeindehaus betreut. Sie sollen entscheiden und das Geld vergeben – in seinem Sinne, auch davon ist er überzeugt: „Da käme niemand auf die Idee, es für ein neues Weihrauchgemisch auszugeben.“

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Mehrere tausend Euro sollen jährlich vergeben werden können

Klaus Kohl hofft auf eine jährliche Fördersumme von mehreren tausend Euro und weitere Mitstifter. Ein Projekt habe schon eine Zusage erhalten, es gehe dabei um Musik in der Gemeinde, zu der allein drei Chöre zählten – mehr verrät der ehemalige Pfarrer nicht. Er selbst möchte sich zurückziehen aus der Stiftung in dem Wissen, dass er der Gemeinde, den Kindern und Jugendlichen etwas hinterlässt, das nachhaltig wirkt.