Hattingen. . WAZ öffnet Pforten in der Schatzkammer des Doms in Niederwenigern. Klaus Kohl zeigt Kelche und Monstranzen. Viele waren Geschenke der Gemeinde.
„Die Kirche ist nicht dafür da, Prunk anzuschaffen“, betont Klaus Kohl, Pastor im Ruhestand, der die WAZ-Leser in die Schatzkammer des Doms in Niederwenigern führte. „Aber man kann sie sich nebenbei einmal schenken lassen“, sagt er lachend und zeigt eine reich verzierte Monstranz, die der Gemeinde laut Inschrift 1879 zum Jubiläum des Pfarrers geschenkt wurde.
Die wahren Schätze der Kirche, betont Kohl, seien aber nicht die Kelche: „Um ihnen die Schätze zu zeigen, müsste ich in die Gruppen der Gemeinde gehen. Sie sind die Zukunft der Kirche und der eigentliche Schatz.“ Auch Leute wie Nikolaus Groß, Niederwenigerns berühmter Sohn, seien die wahren Schätze, erklärt der Pastor a.D. „Aber ich komme schon gleich noch zum Gold“, scherzt er – zu den „zweitrangigen Schätzen“ der Gemeinde.
Die drittrangigen Schätze, so sagt der 77-Jährige Kohl, seien die Symbole. Sei es der Segen, der in Form von Wassertropfen auf die Gemeinde regnet. Oder der Duft, den das 150 Jahre alte Weihrauchfass verströmt. „Auf ein Stück Kohle wird etwas Weihrauch gebröselt und schon riecht es katholisch“, sagt Kohl schmunzelnd.
Gewänder gehören der Gemeinde
Und dann zeigt er reich bestickte barocke Messgewänder. Das für die Kapläne und das rote für den Diakon. „Gehören die ihnen nicht selbst“, wollen die WAZ-Leser wissen. Nein, auch die Gewänder gehören der Gemeinde, erklärt Kohl. Abenso die Monstranz von 1879 mit ihren verspielten Formen – „die ist aus Messing“.
Der Barockkelch, den er dann hervorholt, glänzt nicht minder. „Ein großer Pott“, sagt der 77-Jährige – damit er in der großen, 154 Jahre alten Kirche auch bis in die letzten Reihen zu sehen ist. Aber die Unterseite verrät: Aus Gold ist er nicht – wie vieles, was hier glänzt. „Ganz früher waren die Kelche aus Holz oder Ton“, führt Klaus Kohl aus. Dann kam die Entwicklung von der Ernsthaftigkeit zum Prunk, „aber auch wieder zurück zur Ernsthaftigkeit“, wie Kohl betont.
Er zeigt einen großen Prunkkelch. „Ist das nicht der von Pastor Quint“, rätseln die Besucher. Nein, ist er nicht, auch wenn die Form ähnlich ist, sind einige Gemeindemitglieder überzeugt. Zu diesem Kelch nun gehört auch ein filigran verzierter Teller. Oft seien diese Schätze Geschenke der Gemeinde an ihren Pfarrer, die dann in der Kirche verblieben. „Früher durfte diese Stücke nur der Küster und nur mit weißen Handschuhen hervorholen“, erzählt Klaus Kohl. Heute ist er da nicht so streng. Die wahren Schätze der Kirche seien ohnehin die Menschen.