Essen-Borbeck. Die Generalsanierung des Wirtschaftsgebäudes von Schloss Borbeck verteuert sich von 3 auf fast 5 Millionen Euro. Der Wiederbezug verzögert sich.

Wer im Ruhrgebiet bauen möchte, kann schnell auf einen Blindgänger stoßen. Und wer ein historisches Gebäude renoviert, sollte sich über explodierende Kosten nicht wundern. Wie jetzt beim Wirtschaftsgebäude von Schloss Borbeck. Der Bau- und Verkehrsausschuss des Rates wurde jetzt über die bereits zweite Baukostenerhöhung von 3 auf fast 5 Millionen Euro informiert. Außerdem verzögert sich die Wiedereröffnung des Hauses um ein weiteres Jahr. „Wir haben mit Magenknurren zugestimmt“, berichtet SPD-Ratsmitglied Thomas Osterholt.

Generalsanierung für 3 Millionen Euro wurde im März 2017 beschlossen

Die Rückseite des Wirtschaftsgebäudes.
Die Rückseite des Wirtschaftsgebäudes. © Ruediger Hagenbucher

Die geplante Generalsanierung des Wirtschaftsgebäudes hatte der Rat im März 2017 beschlossen. Zunächst sollten die Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss sowie Unterrichtsräume im rechten Teil des Obergeschosses umgebaut werden. Der zweite Bauabschnitt umfasst den Bereich Café und Saal mit den dazugehörigen Nebenräumen im Erdgeschoss, außerdem die Unterrichtsräume im linken Teil des Ober- sowie des Dachgeschosses. Die Stadt ging damals von Baukosten in Höhe von rund 3 Millionen Euro aus. Die Folkwang Musikschule und Volkshochschule zogen derweil in die Walter-Pleitgen-Schule nach Frintrop um.

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In den folgenden Wochen und Monaten wurde jedoch klar, dass weder der Termin für den Baubeginn noch der Kostenrahmen einzuhalten waren. So wurden in den Wänden Schadstoffe gefunden, die eine neue Planung notwendig machten. „Bestimmte Dinge kann man nur durch zerstörerische Begutachtung aufdecken, in dem man mit dem Hammer an die Mauer geht. Ich halte das nicht für Schlamperei“, nahm Ausschussvorsitzender Rolf Fliß (Grüne) die schlechte Nachricht gelassen auf.

Seitdem ist wieder gut ein Jahr vergangen, und die Kosten schießen weiter in die Höhe – jetzt um 0,7 Mio. Euro auf 4,7 Millionen Euro.

Begründung liest sich wie ein Horrorszenario

Das Schloss Borbeck bei Nacht.
Das Schloss Borbeck bei Nacht. © Rüdiger Hagenbucher

Die Begründung der Verwaltung liest sich wie eine Horrorszenario. Und damit meint sie nicht nur die fast schon üblichen Kostensteigerungen im Baugewerbe, die offenbar jede langfristige Kalkulation unmöglich macht. Es war auch das Gebäude selbst, in dessen Gebälk es knirscht. So waren Innenwände „statisch nicht mehr haltbar“, nachdem der Putz beseitigt worden war: Ihnen fehlte der Anschluss an die Wände und Decken. Die Folge waren „großflächige Lücken im Estrich, die eine PAK-Kontamination der Isolierschicht im Erdgeschoss zu Trage treten ließ“. Nun mussten also zusätzlich auch die Böden im Erdgeschoss saniert werden.

Dann stellte sich heraus, dass das Gebäude keine Bodenplatte hat. Die Wände ruhen nur auf Steinfundamenten, die Zwischenräume waren mit schadstoffbelasteter Asche sowie einer Magerbetonmischung verfüllt. Diese „bauphysikalisch sehr kritisch“ zu bewertende Mischung zu reparieren, wäre noch teuerer geworden als der Bau einer fachgerecht erstellten Bodenplatte. Zumal der jetzige Betonboden trotz des trockenen Sommers feucht war und keinerlei Wärme- oder Schalldämpfung hatte. Die Auflistung weiterer Mängel und „unfachgemäßer Bauausführungen“ ersparte sich die Verwaltung.

Wiedereröffnungstermin – vorerst – auf 2020 verschoben

Die Kommunalpolitiker bissen also „in den sauren Apfel“, wie Thomas Osterholt sagt und segneten die Kostensteigerung von 3 auf fast 5 Millionen Euro ohne Diskussion ab. „Damit bekommen wir ab er auch eine kleine Schatztruhe, weil wir so viel investiert haben“, sagt Rolf Fliss. Aber niemand möchte garantieren, dass das Wirtschaftsgebäude wenigstens im kommenden Sommer wieder bezugsfertig ist. Thomas Osterholt: „Wir wissen nie, was noch kommt.“