Essen. Ein Geschäftsmann gibt Betrieben Geld, wenn sie junge Frauen ausbilden. Die Kreishandwerkerschaft meint: Das ist bundesweit wohl einmalig.
Der Essener Frithjof Strott hat sein Vermögen mit einem Ingenieurbüro und mit Immobilien verdient. „Ich wollte dauerhaft etwas Gutes mit meinem Geld bewirken“, sagt der 79-Jährige, der kinderlos ist. Er rief seine eigene Stiftung ins Leben, in die er einen Teil seines Vermögens einbrachte. Über eine Million Euro hat Strott dort bereits eingezahlt und in Aktien angelegt. Mit den Erträgen aus dem Geld geht er jetzt ungewöhnliche Wege.
Wolfgang Dapprich, Hauptgeschäftsführer der Essener Kreishandwerkerschaft, erinnert sich noch genau an den Tag im Frühjahr dieses Jahres, als ihn ein Mitarbeiter der Testamentabteilung bei der Sparkasse anrief und ihm die Idee von Frithjof Strott unterbreitete: Der ehemalige Geschäftsmann wolle Essener Handwerksbetriebe unterstützen, die junge Frauen ausbilden. „Wir waren total überrascht von diesem Abgebot. So etwas ist bundesweit sicher einmalig“, sagt Dapprich.
Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres werden nun die ersten drei Essener Lehrbetriebe unterstützt. Sie bekommen von Frithjof Strotts gleichnamiger Stiftung 50 Prozent der Ausbildungskosten bezahlt. Strott will damit Handwerksmeister dazu bewegen, verstärkt junge Frauen in den Blick zu nehmen und einzustellen. „Mit dem Geld geht’s vielleicht leichter“, sagt er.
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Von Handwerkern, die in seinen Häusern tätig sind, hatte Frithjof Strott immer wieder dieselben Klagen gehört: „Das Handwerk hat einen solch großen Bedarf an Lehrlingen, es findet aber keine“, erzählt er. Und er befand: Man müsse daher fördern, dass mehr Frauen in diesen Mangelberufen arbeiten.
Er selbst hat dabei erlebt, dass eine handwerkliche Ausbildung ein gutes Fundament für eine spätere Karriere sein kann. Frithjof Strott lernte beim Gelenkwellenbau im Westendhof Schlosser studierte Maschinenbau und qualifizierte sich so zum Diplom-Ingenieur für Wirtschaft und Technik. Mit 25 Jahren stieg er in das väterliche Ingenieurbüro ein. Das stattete Getränkehersteller wie Stauder mit technischen Ausrüstungen aus. Häufig habe er in seinem Leben gesehen, dass junge Leute Studium oder Ausbildung abbrechen, weil sie Geld verdienen müssen. Als Ungelernte seien sie dann dauerhaft für eine qualifizierte Tätigkeit verloren. „Das darf nicht sein“, so Strott zu seinem Motiv, Ausbildung zu fördern.
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Mit seinem Geld werden nun drei junge Frauen in so genannten Mangelberufen unterstützt, in denen es so gut wie keine weiblichen Lehrlinge gibt. So lernt eine von ihnen den Beruf der Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Die beiden anderen sind im Elektrohandwerk tätig. „Wir haben bewusst solche Unternehmen in Gewerken ausgesucht, wo es so gut wie keine Frauen gibt“, bekräftigt Dapprich. Insbesondere die Bau- und Ausbaugewerke seien betroffen. Dieses Jahr gab es im Sanitär- und Elektrobereich genau diese drei Lehrverhältnisse, die nun unterstützt werden. Strott überlässt die Auswahl, welche Unternehmen gefördert werden, bewusst der Kreishandwerkerschaft. „Ich habe doch keine Ahnung davon. Die schon.“
Dass Frauen stärker ins Handwerk drängen sollten, sieht die Kreishandwerkerschaft nicht nur wichtig als Nachwuchsfaktor. „Wir beobachten zudem einen disziplinierenden Effekt auf die männlichen Azubis, wenn die eine oder andere Frau in der Berufsschulklasse ist“, betont Kreishandwerksmeister Martin van Beek.