Essen. Interesse am Verkehrsquiz für 10.000 Essener Schüler sinkt zusehends. Jetzt schließt die Verkehrswacht nicht mehr aus, die Aktion einzustellen.
Es mag an einem vielleicht nicht mehr so zeitgemäßen Format liegen oder an dem tatsächlich zunehmenden Desinteresse von Schulen an der Verkehrserziehung ihrer Fünft- und Sechstklässler: Das Schülerquiz der Essener Verkehrswacht scheint aus der Mode gekommen, und mangels Resonanz könnte der Traditions-Aktion sogar das Aus drohen – nach 45 Jahren.
Bereits im vergangenen Jahr hatten nur noch neun von über 50 angeschriebenen Essener Schulen mitgemacht. In diesem Jahr sind es bislang gerade einmal vier. Die Verkehrswacht Essen zeigt sich dieser Tage deshalb maßlos enttäuscht. Dennoch richtet ihr Vorsitzender Karl-Heinz Webels einmal mehr den dringenden Appell an die Lehrer und Klassen, sich doch noch an der Präventivkampagne für weniger verletzte und verunglückte Kinder auf Essens Straßen zu beteiligen.
Das Interesse der Schulen scheint noch geringer als im vergangenen Jahr schon
Bei Webels stößt die ablehnende Haltung auf großes Unverständnis: „Angesichts zunehmender Rücksichtslosigkeit und Unfallrisiken im Straßenverkehr sowie steigenden Umweltbewusstseins sollte bei allen Belastungen, die Schule zu verkraften hat, die Thematisierung dieses vorgefertigten Quiz-Fragebogens in mehreren denkbaren Fächern der Sekundarstufe realisierbar sein“, ist der Verkehrswacht-Chef überzeugt. Andernfalls, so Webels, werde die Verkehrswacht überlegen müssen, das Verkehrsquiz im kommenden Jahr für rund 10.000 Jungen und Mädchen eben nicht mehr anzubieten.
Dass das Interesse in diesem Jahr noch geringer ausfällt als im vergangenen schon, erscheint der Verkehrswacht umso unverständlicher, als das Radfahren in der Öffentlichkeit und der klimaschonendere Verkehr gerade durch die „Fridays for future“-Bewegung insbesondere bei Schülern einen immer höheren Stellenwert bekommen hat.
Bis zum 15. November können sich die weiterführenden Schulen noch beteiligen und die ausgefüllten Quizunterlagen zurücksenden. Den Schülern winken mehrere Preise, darunter ein nagelneues Jugendrad.
Im vergangenen Jahr verunglückten 172 Kinder bei Unfällen in Essen
Die Verkehrserziehung ist nach wie vor das zentrale Thema für Verkehrswacht, Stadt und Polizei, um Schüler für die Gefahren zu sensibilisieren, denen sie als Fußgänger, Radfahrer oder Bus- und Bahn-Nutzer begegnen. 172 Kinder verunglückten im Jahr 2018 bei Verkehrsunfällen in Essen, 185 waren es im Jahr zuvor. Die Zahlen sind glücklicherweise rückläufig und seit vier Jahren hat es keinen tödlichen Unfall mehr mit einem Kind gegeben.
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Doch diese positive Entwicklung muss nicht von Dauer sein, zumal die Zahl der Radler auf Essens Straßen weiter steigt – und damit die Risiken.