Essen ist die zehnte deutsche Stadt, in der „Picnic“ Kunden mit Lebensmittel-Lieferungen versorgt. Bestellt wird per App. Los geht’s im November.

Der Online-Lebensmittel-Lieferant „Picnic“ kommt nach Essen. Ab Mitte November will der Lieferdienst, der im April 2018 in Deutschland startete, Bürger in zentralen Teilen des Stadtgebiets mit Lebensmitteln versorgen. Essen ist nach Angaben von Frederic Knaudt, der zum Gründungsteam von „Picnic Deutschland“ gehört, die zehnte Stadt in Deutschland, in der „Picnic“ tätig wird. Das Unternehmen hat seine Wurzeln in den Niederlanden.

„Deutschland ist mit einem Prozent Marktanteil Schlusslicht in Europa, was Online-Bestellungen von Lebensmitteln angeht“, sagt Knaudt. „Das liegt aber nicht daran, dass die Kunden das nicht wollen, sondern weil es bislang kein passendes Angebot gab.“

Mindestbestellwert: 25 Euro

„Picnic“ wirbt mit „günstigsten Preisen, besten Produkten, gratis geliefert“. Tatsächlich werden keine Lieferkosten erhoben. Kunden müssen Bestellungen aufgeben, die einen Mindestwert von 25 Euro haben.

Wer bis 22 Uhr eines Tages bestellt, bekommt die Lieferung am nächsten Tag nach Hause gebracht. „Picnic“ gibt das einstündige Zeitfenster vor, in dem der Fahrer vor der Tür steht. Beginnt der Fahrer am Tag der Auslieferung seine Route, wird das Zeitfenster auf 20 Minuten verengt. So, heißt es bei „Picnic“, werde die Entgegennahme der Lieferung für jeden Haushalt planbar.

Die Lebensmittel werden in Tüten aus „Bio-Plastik“ geliefert, die „Picnic“ auf Wunsch wieder mitnimmt. Sie würden recycelt, heißt es.

Bezahlt wird per Lastschrift über die „Picnic“-App.

Knaudt ist deshalb so sicher, dass viele Menschen übers Internet Lebensmittel bestellen wollen, denn: „In allen deutschen Städten, in denen wir gestartet sind, hatte ein Viertel aller Haushalte nach sechs Monaten unsere App heruntergeladen.“ 60.000 Kunden in den deutschen Städten, in denen „Picnic“ bereits aktiv ist, würden regelmäßig Lebensmittel online bestellen.

„Anders als reguläre Supermärkte schmeißen wir so gut wie nichts weg“

So funktioniert „Picnic“: Lebensmittel, Getränke und mehr können bei „Picnic“ ausschließlich über eine App bestellt werden – ein Programm fürs Smartphone, das man sich vorher herunterladen muss. Es gibt die App sowohl für iPhones (Apple), als auch für Smartphones mit dem Betriebssystem Android. „Picnic“ bietet auch frisches Obst, Gemüse und Brot an: „Alle Bestellungen werden sozusagen ,on demand’ verarbeitet“, sagt Frederic Knaudt. „Das heißt, das Brot wird auch wirklich erst dann gebacken, wenn es von einem Kunden bestellt worden ist.“ Was wiederum für „Picnic“ bedeute: „Anders als reguläre Supermärkte schmeißen wir so gut wie nichts weg. Das spart Kosten.“

Sämtliche Lieferanten und Betriebe würden ihre Produkte ans „Picnic“-Zentrallager nach Viersen am Niederrhein liefern. Von dort gingen fertig vorgepackte Roll-Regale ans neue Verteilcenter für Essen, das „Picnic“ am Teilungsweg zwischen den Stadtteilen Vogelheim und Altenessen bezogen hat. „Wir sind dort auf 1200 Quadratmetern Fläche, von dort werden wir die Essener Haushalte beliefern“, sagt Knaudt. Im Fokus stehen 125.000 Essener Haushalte, die mit 15 Elektro-Mobilen beliefert werden sollen.

Essen hat insgesamt etwas mehr als 300.000 Privat-Haushalte, was bedeutet, dass Bürger, die in Randlagen leben, vorerst nicht von „Picnic“ bedient werden können. „Man muss sich mit seiner Adresse registrieren und kommt auf eine Warteliste“, sagt Knaudt. Der Radius von „Picnic“ in Essen soll schrittweise erweitert, die Flotte der Elektromobile vergrößert werden. Das genaue Datum, wann „Picnic“ im November den Betrieb aufnimmt, steht noch nicht fest. Erfahrungsgemäß nutzten vor allem junge Familien den Bringservice, die etwa einmal wöchentlich den Großeinkauf nach Hause liefern ließen.

Im Frühjahr war der Getränkedienst „Flaschenpost“ in Essen gestartet

Tatsächlich wäre „Picnic“ der erste Online-Lebensmittel-Lieferservice, der flächendeckend vor allem auch Frisches liefert: „Rewe“ liefert derzeit vor allem haltbare Lebensmittel in Paketen an Essener Haushalte; „Aldi“ liefert online keine Lebensmittel, sondern nur Aktionsware wie Möbel oder Elektrogeräte; „Netto“ nur vereinzelte, haltbare Lebensmittel. „Edeka“ hat derzeit gar keinen Online-Lieferservice, und „Kaufland“ bietet lediglich einen Online-Einkaufslisten-Service an, bei dem der Kunde aber selbst in den Laden kommen muss.

Erst im Frühjahr war mit „Flaschenpost“ ein Unternehmen aus Münster in Essen gestartet, das online Bestellungen für Getränke aufnimmt und – so die Firmenwerbung – binnen zwei Stunden an Privathaushalte liefert. Mit der Entwicklung des Standorts Essen sei man „sehr zufrieden“, teilt eine Firmensprecherin mit: „Aktuell sind am Standort Essen knapp 70 Auslieferungsfahrzeuge im Einsatz – zum Start Mitte Mai waren es noch rund 40 Fahrzeuge.“ Man habe seit der Eröffnung rund 50.000 Bestellungen ausgeliefert.