Essen. Eine Essenerin (72), die einen E-Scooter benötigt, erlebt immer wieder, dass Busfahrer sie nicht mitnehmen. Die Ruhrbahn erklärt die Regelungen.

Wer mit Rollator oder Rollstuhl in Essen unterwegs ist, ist oft auf den guten Willen anderer angewiesen. So berichteten wir kürzlich über ein betagtes Ehepaar (92, 93), das aus dem Bus verwiesen wurde, weil sich der Mann nicht auf einen Klappsitz neben seinen Rollator setzen wollte. „Da habe ich mich angesprochen gefühlt“, sagt Gisela Kleine-Möllhoff aus Dellwig. Die 72-Jährige ist halbseitig gelähmt, sitzt in einem Elektro-Scooter und fährt gern mit dem Bus – sofern der sie nicht an der Haltestelle zurücklässt.

Sie habe an ihrem E-Scooter ein Siegel, das sie zur Mitfahrt in allen Linienbussen berechtige, die auch mit dem Siegel versehen sind. „Deren Fahrer müssen mich mitnehmen.“ Doch wenn sie auf die 166 warte, um in die Innenstadt zu fahren, rufe ihr der Fahrer manchmal zu: „Ich nehme Sie nicht mit.“ Auch andere Fahrgäste hätten sich darüber aufgeregt. „Es kann ja nicht sein, dass ich auf die Güte der Busfahrer angewiesen bin.“

Wenn der Rollstuhl-Platz schon belegt ist, müssen E-Scooter-Fahrer auf den nächsten Bus warten

Das sei sie auch nicht, betont Ruhrbahn-Sprecherin Simone Klose. Für die Mitnahme von E-Scootern gebe „klare Regeln, an die sich jeder Fahrer halten muss“. Folgende Voraussetzungen müssten erfüllt sein: Bus und E-Scooter müssten mit dem Aufkleber gekennzeichnet sein. Oder es gebe Unterlagen zum Elektro-Rollstuhl, mit denen belegt werde, „dass dieser technisch für eine Mitnahme im Bus geeignet ist“. Daneben brauche der Fahrgast einen Schwerbehindertenausweis mit Kennzeichen G oder aG hat. Ist all das erfüllt: „Muss er mitgenommen werden“, betont Simone Klose.

Es gebe aber keine Vorrechte für einzelne Fahrgastgruppen. Anders gesagt: Bereits im Bus befindliche Fahrgäste müssten nicht für einen E-Scooter weichen. Und: Wenn der dafür ausgewiesene Platz schon mit einem Rollstuhl besetzt sei, dürfe aus Sicherheitsgründen kein E-Scooter mehr mitgenommen werden: „Der E-Scooter-Fahrer muss dann auf das nächste Fahrzeug warten.“

Seniorin musste eine halbe Stunde bei 30 Grad an der Haltestelle warten

Es könne also sein, dass Gisela Kleine-Möllhoff genau das ab und zu passiere, folgert Simone Klose. Das sei dann keine Willkür des Busfahrers, sondern dieser halte sich einfach an die Regeln zur Sicherheit der Fahrgäste. Um konkrete Einzelfälle zu prüfen, benötige die Ruhrbahn Infos zu Tag, Uhrzeit und Haltestelle.

Gisela Kleine-Möllhoff bleibt nur zu hoffen, dass sie dann mehr Erfolg hat als bei ihrem letzten Anruf bei der Ruhrbahn. „Wenn der Fahrer Sie nicht mitnimmt, müssen Sie das akzeptieren“, habe es da geheißen. Akzeptieren könne sie das aber so pauschal nicht: Wenn sie einen Arzttermin habe, sei es ärgerlich, auf den nächsten Bus warten zu müssen. Und samstags fahre ihre Linie nur alle halbe Stunde, da habe sie im Sommer mal bei 30 Grad in der Sonne gestanden.

72-Jährige betont: „Die allermeisten Busfahrer sind supernett und hilfsbereit“

Auch für behinderte und kranke Menschen sei es wichtig, ‘rauszukommen und mobil zu sein, sagt Gisela Kleine-Möllhoff. „Wenn ich nur zu Hause hocke, werde ich depressiv.“ Darum sei es traurig, wenn ihre Mobilität ohne Not eingeschränkt werde. Sie betont jedoch: „Die allermeisten Busfahrer sind supernett und hilfsbereit.“