Essen-Rellinghausen. Komponistin Karin Haußmann hat ein Stück geschaffen, das an den Raum der ev. Kirche Essen-Rellinghausen angepasst ist. Premiere am 29. September.
Der Nachhall in der evangelischen Kirche Essen-Rellinghausen ist schon außergewöhnlich. Jetzt ist diese Besonderheit in der Akustik des Gotteshauses an der Oberstraße Bestandteil eines Musikstücks, das die Komponistin Karin Haußmann (57) eigens für diesen Raum geschrieben hat. Sie macht sich den Nachhall zunutze, baut ihn in ihr Stück ein und lässt den Kirchenraum so zum Bestandteil des Werks werden.
Davon können sich Musikinteressierte bei freiem Eintritt im Rahmen eines Konzertes überzeugen, bei dem das Stück „Fenster im Fenster“ am Sonntag, 29. September, 17 Uhr, zur Uraufführung kommt. Für Karin Haußmann, Absolventin der Folkwang-Hochschule, ist es bereits die dritte Uraufführung, die sie in der evangelischen Gemeinde Rellinghausen erlebt.
Die Komponistin ist selbst Mitglied der Gemeinde
Das kommt nicht von ungefähr: Karin Haußmann ist selbst Gemeindemitglied, leitete dort schon Kompositionsworkshops für Kinder und Jugendliche und pflegt intensiven Kontakt zur Kantorin Sabine Rosenboom, die die Beteiligten für dieses Projekt zusammenbrachte.
Karin Haußmann freut sich auf die Premiere ihres Stücks: „Man trifft hier in Rellinghausen auf ein musikinteressiertes und -kundiges Publikum, das durch den Komponisten Gerd Zacher durchaus an experimentelle musikalische Aufführungen gewohnt ist“, so Karin Haußmann. Der international renommierte Organist und Komponist Gerd Zacher, der 2014 im Alter von 84 Jahren starb, war der evangelischen Gemeinde Rellinghausen eng verbunden und gab immer wieder Konzerte in der Kirche.
Enger Kontakt zum Pianisten entstand während des Studiums
Die Rellinghauserin Karin Haußmann hat sich auf zeitgenössische Kunstmusik spezialisiert. Sie war selbst Dozentin an der Folkwang-Hochschule, arbeitet jetzt freiberuflich als Komponistin, schreibt Stücke für Ensembles und Orchester, aber auch Chormusik. Seit ihrem Studium hat sie engen Kontakt zum Essener Pianisten Martin von der Heydt (47), der ebenfalls an der Folkwang-Hochschule studiert hat.
Mit ihm gemeinsam erarbeitete Haußmann das „Fenster im Fenster“. Dahinter stecke die poetische Idee, dass sich immer neue Perspektiven eröffnen. „Martin von der Heydt hat schon in der Anfangsphase einen Einblick in das Stück bekommen und die Entstehung der Komposition begleitet“, sagt Karin Haußmann. „Das erfordert sehr viel Vertrauen.“
„Es hat schon einen besonderen Reiz, ein Stück speziell für einen bestimmten Raum zu komponieren“, erläutert die 57-Jährige. Bei den Proben habe man noch die ein oder andere Stelle anpassen müssen, da sie vor Ort dann doch noch einmal anders geklungen habe“, so die Komponistin. Der Kirchenraum habe eine ganz andere Akustik als zum Beispiel die Philharmonie.
Der Pianist legt Wert auf ein stimmiges Gesamtprogramm
Martin von der Heydt, der die Rellinghauser Kirche ebenfalls von diversen Konzerten kennt, spielt das „Fenster im Fenster“ auf dem Flügel, den die Gemeinde 2016 angeschafft hat. „Für mich war es wichtig, ein komplettes, in sich stimmiges Programm zusammenzustellen“, sagt der Pianist und verweist auf die anderen Stücke, die am 29. September zu hören sein werden. Dazu gehören die „3 Préludes“ von Claude Debussy und die „9 Etüden“ von Pedro Humberto Allende Saron. Die Etüden seien in diesem Zusammenhang „mit großer Wahrscheinlichkeit noch nie in Europa aufgeführt worden“, so Martin von der Heydt.
Die Entstehung des Stücks wurde finanziell gefördert
Das „Fenster im Fenster“ ist eine Auftragsarbeit, deren Erstellung nur möglich geworden sei durch die finanzielle Förderung der Kunststiftung NRW und den Förderverein Kirchenmusik Rellinghausen.
Mehrere Monate habe sie an dem rund zwölfminütigen Stück gearbeitet, sie komponiere am Klavier, am Schreibtisch, am Computer: „Das Stück existiert aber natürlich schon in meinem Kopf“, beschreibt Komponistin Karin Haußmann ihre Arbeit.
Das für die Kirche komponierte Stück bildet den Schlusspunkt. Für Karin Haußmann steht ihr „Fenster im Fenster“ in der Traditionslinie der anderen Komponisten, deren Werke bei dem Konzert zu hören sind. Chopin, Debussy, Allende Saron, Messiaen und Murail hätten sie in ihrem Wirken beeinflusst.
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