Essen. 300 Gäste kamen zur dritten Auflage des Netzwerktreffs der Funke Mediengruppe. Diskussionsthema des Abends: Die schwierige Suche nach Fachkräften.
Das Ausbildungsjahr hat gerade begonnen und die Erfahrungen in vielen Essener Unternehmen sind die gleichen: Die Zahl der Bewerbungen nimmt ab. Gute Mitarbeiter zu finden, wird schwieriger. Der Wettlauf um Fachkräfte dürfte deshalb in vielen Chefetagen zu der Frage führen: Wie können wir mehr auf uns aufmerksam machen? Was können wir besser machen? Zu allererst gehe es darum „besser zu verstehen, wie der Arbeitsmarkt tickt“, betonte Robindro Ullah, Geschäftsführer des Marktforschungsinstitutes Trendence. Er war am Dienstagabend Podiumsgast beim 3. Funke-Treff, bei dem es dieses Mal um das Thema ging: „Mitarbeiter gewinnen und halten in Zeiten des Fachkräftemangels“. Rund 300 Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft waren zu dem Netzwerkabend in die Zentrale der Funke Mediengruppe gekommen.
Robindro Ullah weiß, wie der Arbeitsmarkt tickt. Sein Team befragt jedes Jahr 150.000 Menschen zu ihren Präferenzen. Dazu zählen Schüler genauso wie Studenten oder hochspezialisierte IT-Fachkräfte. In seiner jüngsten Studie hat das Trendence Institut, übrigens ein Tochterunternehmen der Funke Mediengruppe, sich die Gruppe der Schüler näher angeschaut. Ein zentrales Ergebnis der Befragung sei gewesen: Die Jugendlichen legen bei der Wahl ihres künftigen Arbeitgebers immer stärker darauf Wert, dass sie in dem Unternehmen eine sinnvolle Tätigkeit ausüben können. „Das Thema hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Doch viele Unternehmen spielen dieses noch nicht“, sagt Ullah. Nur ein Kriterium liegt noch davor: Junge Leute wünschen sich „gute Vorgesetzte“.
Trendence stellt Studie auf dem Funke-Treff vor: Polizei ist der beliebteste Arbeitgeber
Ein zweites überraschendes Ergebnis der Trendence-Studie: Bei Schülern liegt aktuell die Polizei ganz oben auf der Liste der Top-Arbeitgeber, gefolgt von Adidas und der Bundeswehr. Dagegen ist die Automobilindustrie, die jahrelang mit ganz oben rangierte, abgerutscht. Sicher auch ein Ausdruck dafür, dass diese Branche nach den Dieselskandalen und den konjunkturellen Problemen derzeit an Renommee eingebüßt hat.
Die Chefin der Essener Arbeitsagentur, Andrea Demler, die zu den Gästen des Funketreffs gehörte, konnte Ullahs Ausführungen in vielen Punkten bestätigen. Ein schwieriges Verhältnis zum Chef gehöre mit zu den Gründen, warum es auch in Essen zu Ausbildungsabbrüchen kommt. „Eine gute Beziehung zum Vorgesetzten ist aber nicht nur für Auszubildende sondern für alle Gruppen wichtig“, sagte Demler. Führungskräfte müssten heute sehr individuell führen, Mitarbeiter einbinden und teilhaben lassen am Erfolg. „Nur dann holen sie das Potenzial ab.“
Kulinarisch stimmte der Funke-Treff schon auf den Herbst ein
Was sie selbst als Arbeitsmarktexpertin an Ullahs Ausführungen überraschend fand? „Dass sich IT-Fachkräfte nicht von Headhuntern begeistern lassen.“ Laut Ullah wollen nämlich die meisten der gefragten Digitalarbeiter lieber von Personalern direkt angesprochen werden, statt von den „Kopfjägern“. Und etwas Hoffnungsvolles hatte er für das Ruhrgebiet, das sich gerade sehr um solche Spezialisten bemüht, auch dabei: Zwei Drittel der von Trendence befragten ITler wollen lieber in kleineren Städten arbeiten und offensichtlich nicht in vermeintlichen Hotspots wie Berlin. Das Wichtigste allerdings ist: Die Bezahlung muss stimmen!
Auf jeden Fall gestimmt hat die Atmosphäre beim 3. Funketreff. Anschließend an das Podiumsgespräch fanden sich viele Gäste in Grüppchen zusammen und plauderten angeregt. Kulinarisch stand der spätsommerliche Abend schon im Zeichen des Herbstes: Die „EssArt“-Küchencrew, die das Mitarbeiterrestaurant in der Funke-Zentrale betreibt, kredenzte Brezeln mit Weißwurst, gepökelten Schweineschinken, Leberkäs und Semmelknödel. Oktoberfestfreuden ließen grüßen.