Essen. Trotz der Neueinstellungen zum 1. September hat die Essener Polizei 21 Vollzugsbeamte weniger. Gewerkschaft beklagt den erneuten Aderlass.
Die Befürchtungen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) haben sich bestätigt: Die Essener Polizei musste personell erneut Feder lassen und zählt nach GdP_Angaben ab sofort nun noch einmal 21 Beamte weniger, nachdem die Behörde bereits im Vorjahr mit einem Minus von 26 Kräften klarkommen und den vierten Zug der Einsatzhundertschaft mit eigenen Kräften ausstatten musste. Einmal mehr konnten die Neueinstellungen zum Stichtag 1. September des laufenden Jahres den Verlust durch Pensionierungen oder Versetzungen in andere Behörde unterm Strich nicht auffangen, obwohl die Fülle der Aufgaben unaufhörlich wächst.
Merklich besser steht das Essener Bundespolizeirevier da, das zumindest einen kleinen Zuwachs vermelden kann: Von den 130 zusätzlichen „Neuen“, die bei der landesweit zuständigen Bundespolizeidirektion St. Augustin anheuerten, treten fünf ihren Dienst im hiesigen Hauptbahnhof an, sagte Bundespolizeisprecher Volker Stall am Montag. 57 Beamte seien damit inzwischen für Essen zuständig. Vor gar nicht langer waren es gerade einmal 50 Prozent der Belegschaft. Im nächsten Jahr sollen die Kräfte weiter aufgestockt werden – „gen 80“ heißt die noch vorsichtige Prognose für das Essener Bundespolizeirevier. Das versetze die Bundespolizei in die Lage, regelmäßiger als bisher an den kleineren Bahnhöfen in der Stadt ebenfalls „Mütze zeigen“ zu können, so Stall: „Wir wollen die großen Reviere in Essen und Dortmund weiter stärken.“
Die Gewerkschaft der Polizei spricht von einer Mogelpackung
Die Landespolizei Essen hat ab sofort 74 neue Beamtinnen und Beamte in ihren Reihen. 62 davon werden ihren Dienst in Essen versehen, zwölf gehen zur Polizeiinspektion Mülheim. Dazu kommen 44 Regierungsbeschäftigte und acht Verwaltungsbeamte für das Präsidium, auch um die Polizeivollzugsbeamten vor Ort zu entlasten, teilte die Behörde am Montag mit.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die jüngst vor einem weiteren Aderlass bei der Essener Polizei gewarnt hat, spricht mit Blick auf die Kräfteverteilung durch das Innenministerium von einer „Mogelpackung“ und einem „Schönreden der tatsächlichen Personalsituation“: Wie jetzt schwarz auf weiß zu sehen sei, ist das jüngst in den Planstellen-Statistiken des Landes suggerierte Mehr an Einsatzkräften für die Essener Behörde in Wahrheit ein weiteres dickes Minus. Die Personalnot und damit die Belastung für jeden einzelnen Beamten sei inzwischen so groß wie nie, erklärten die Vorsitzenden der GdP für Essen und Mülheim.
Im Vergleich zum Jahr 2000 fehlen mittlerweile 90 Stellen bei der Essener Polizei
Bei der zuletzt veröffentlichten Landesstatistik der sogenannten „Belastungsbezogenen Kräfteverteilung“ (BKV) handele es sich um reine Planstellenangaben und nicht um die tatsächliche Zahl der einer Behörde zur Verfügung stehenden Kräfte, kritisiert die GdP. Die Wahrheit sei vielmehr: In der BKV-Zuweisung aus 2018 fehlen im Vergleich zum Jahr 2000 mittlerweile 90 Stellen allein bei der Essener Polizei.
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Rechne man den durch zusätzliche Aufgaben entstehenden Personalbedarf der letzten Jahre hinzu, „fehlt dem PP Essen inzwischen ein gut dreistelliger Personalbestand“, so Heiko Müller, der zusammen mit seinen Stellvertretern Frank Hergaden und Jörg Brackmann Innenminister Herbert Reul aufforderte, sich öffentlich zu erklären: „Der Minister muss jetzt sagen, welche Aufgaben wir nicht mehr wahrnehmen sollen.“ Ein „Weiter so“ könne es jedenfalls nicht mehr geben.