Essen. Der Gründer des Zukunft Bildungswerks fordert ein Präventionsprogramm für Vorschulkinder ohne Deutschkenntnisse. Ihre Zahl ist in Essen sehr hoch.
Angesichts der mangelnden Deutschkenntnisse vieler Erstklässler in Essen schlägt der Gründer des „Zukunft Bildungswerks“, Turgay Tahtabas, jetzt ein Präventions-Programm vor: Kinder mit erheblichen Sprachdefiziten müssten schon vor der Einschulung und bis in die Grundschulzeit von Bildungsbegleitern betreut werden.
Wie berichtet, ist für 41,5 Prozent der Erstklässler in Essen Deutsch eine Fremdsprache. Rund elf Prozent sprechen bei der Einschulung gar kein Deutsch oder beherrschen die Sprache nur radebrechend. Besonders für die Grundschulen im Essener Norden mit ihren hohen Anteilen zugewanderter Schüler bedeutet das eine große Herausforderung. Es sei kaum möglich, die Defizite während der Grundschulzeit auszugleichen, bemängeln sie.
„Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung waren alarmierend“
Tahtabas, der für sein Engagement in Sachen Integration den Landesverdienstorden erhielt, verweist nun darauf, dass das „Zukunft Bildungswerk“ in Karnap bereits seit einiger Zeit Bildungsbegleiter einsetze, die Kinder im Kita-Alter spielerisch im Spracherwerb unterstützen oder ihnen vorlesen, um sie „sprachlich für die Grundschule fit zu machen“.
Das Programm sei entwickelt worden, weil bereits bei den Einschulungsuntersuchungen im Jahr 2011/12 ein hoher Anteil von Kindern sprachliche Defizite gehabt habe: „Das war alarmierend.“ Da Essen seit 2015 zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen habe, die Geburtenzahl gestiegen sei und aktuell 2600 Kita-Plätze fehlen, dürfte sich die Situation noch verschärft haben, glaubt Tahtabas.
Übergang in die Schule solle begleitet werden
Auch der Sprecher des Arbeitskreises für die Schulen im Bezirk V (Altenessen, Karnap, Vogelheim), Thomas Kriesten hatte erklärt, dass Kinder ohne Kita-Platz mit einem besonders großen Nachteil in die Schule starten. Man müsse sich früher um sie kümmern. Immerhin liegt zwischen den Schuleingangsuntersuchungen und der Einschulung fast ein Jahr; die Delfin-Sprachtests werden sogar zwei Jahre vor der Einschulung gemacht. Sozialdezernent Peter Renzel hat bereits angekündigt, diesen Zeitraum ins Visier zu nehmen, um die Kinder früher zu fördern.
Turgay Tahtabas, der selbst als junger Mann aus der Türkei zugewandert ist, weist darauf hin, dass es für Kinder aus ausländischen Familien naturgemäß „keine Sprachvorbilder zu Hause“ gebe. Hier könnten Bildungsbegleiter einspringen und den Übergang in die Grundschule erleichtern. Mit einer vorschulischen Förderung allein sei es freilich nicht getan, betont Tahtabas: „Die Bildungsbegleiter unterstützen die Kinder bis mindestens zum Ende der zweiten Klasse.“