Essen. Gutachter hat der Stadt jetzt empfohlen, um wie viel die Tarife steigen sollten. Die Branche ist jedoch gespalten, ein Teil lehnt die Erhöhung ab

Taxifahren in Essen könnte nächstes Jahr deutlich teurer werden. Grundlage ist ein Gutachten, das die wirtschaftliche Situation der Taxiunternehmen in der Stadt untersucht hat. Das letzte Wort haben nun Stadtverwaltung und vor allem der Stadtrat.

Die Gutachter kommen in ihrem Bericht nach Informationen dieser Zeitung zu der Empfehlung, dass die Taxipreise um knapp zehn Prozent angehoben werden sollten. Vergangene Woche wurde das Ergebnis unter anderem den wichtigsten Vertretern der Branche vorgestellt. Die Taxibranche klagt vor allem über stark gestiegene Lohnkosten in Folge des Mindestlohnes. Die letzte Preiserhöhung gab es in Essen Anfang 2015. Diese fiel damals noch kräftiger aus.

Taxi Essen will ein neues Tarifgefüge

Allerdings ist das Essener Taxigewerbe in der Frage der Preiserhöhung wie schon 2014 auch dieses Mal wieder zerstritten. Während der Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen in Essen ein deutliches Plus gefordert und einen entsprechenden Antrag bei der Stadt gestellt hatte, ist der Taxiverband NRW dagegen. Ihm gehört Essens größte Taxizentrale Taxi Essen an. Deren Vorstandsvorsitzender Michael Rosmanek befürchtet, dass immer mehr Kunden verloren gehen und Konkurrenten wie Uber gestärkt würden. Aus seiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Taxi-Konkurrent auch in Essen breitmache. Rosmanek plädiert daher dafür, das Tarifgefüge gänzlich umzubauen.

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Der Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen in Essen hätte dagegen gern noch einen größeren Aufschlag gesehen, die rund zehn Prozent wären aus Sicht des Verbandsvorsitzenden Volker Lohmeier aber eine „Kompromisslinie“. Vor allem, dass die kurzen Strecken in dem Gutachtervorschlag nicht noch deutlich teurer werden sollen, stört Lohmeier. Denn die in seinem Verband organisierten Taxifahrer und Zentralen sind in der Stadt vor allem auf Kurzstrecken in den südlicheren Stadtteilen unterwegs während Taxi Essen das gesamte Stadtgebiet bedient.

Dem Vorschlag, ein neues Tarifgefüge zu etablieren, steht Lohmeier nicht gänzlich verschlossen gegenüber, sieht aber hier Taxi Essen am Zuge. Seit vier Jahren spreche deren Vorsitzender von „anderen Gedankengängen“, habe bislang aber nichts Konkretes vorgelegt. „Das ist in meinen Augen unseriös“, sagt Lohmeier.

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Stadt soll wieder mehr Taxen auf die Straße bringen

Die Stadtverwaltung, die nun aus dem Gutachten einen Vorschlag zur politischen Abstimmung formulieren soll, steht also vor einer kniffligen Aufgabe. Der Gegner der Erhöhung, Taxi Essen, ist in der Stadt der mit Abstand größte Taxiverbund. Beim Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen sind etwa ein Fünftel der Essener Taxen organisiert. Und auch in der Abfrage, die dem Gutachten vorausging, war die Meinung der Taxibetriebe zu einer Erhöhung nicht eindeutig gewesen sei, sagt ein Teilnehmer.

Die gegensätzlichen Positionen der Taxiverbände

Um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, hatte der Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen 2017 einen Antrag an die Stadt gestellt mit folgenden Forderungen: Der Grundpreis solle von 4 auf 5 Euro steigen. Damit wären vor allem Kurzstrecken deutlich teurer geworden.

Der Taxiverband NRW dagegen möchte die Tarifstruktur umgestalten. Er schlägt vor, alle Zuschläge zu streichen und auch den Grundtarif zu senken. Dafür die Kilometerpreise je nach Strecke zu staffeln - die ersten Kilometer wären dann teurer.

Als Kompromiss hatte die Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die wirtschaftliche Lage der Taxibetriebe in Essen untersucht hat. Die Gutachter schlagen im Schnitt fast zehn Prozent höhere Preis vor und folgen somit der Argumentation, dass die Kosten für die Unternehmen seit der letzten Erhöhung deutlich gestiegen sind.

Ein weiterer Vorschlag der Gutachter soll sein, wieder mehr Taxen zuzulassen. Heute sind es noch rund 500. Das klingt angesichts der offenbar schwierigen wirtschaftlichen Lage der Betriebe paradox. Doch einige Taxiunternehmen mit mehreren Konzessionen und somit Fahrzeugen, würden diese einfach stilllegen statt ihre Konzessionen zurückzugeben. Lohmeier wie auch Rosmanek begrüßen das generell. „Es geht nicht, dass jemand ein Geschäft blockiert“, sagt Lohmeier. Allerdings werde das nicht dabei helfen, gerade in den unwirtschaftlichen Nachtstunden wieder mehr Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, warnte er vor zu hohen Erwartungen.