Essen. Der Bezirksbürgermeister von Werden-Kettwig will auch mit AfD’lern reden, um möglichst dämpfend zu wirken. Das war mal ein Erfolgsrezept der CDU.
Der Bezirksbürgermeister von Werden/Kettwig/Bredeney, Michael Bonmann, will auch mit AfD’lern in der Bezirksvertretung reden, sollte jemand von dieser Partei bei der Kommunalwahl 2020 in das Stadtteilparlament gewählt werden. Die Aufregung über diese Aussage ist groß, was beim derzeitigen Stand der politischen Debattenkultur erwartbar war. Essens CDU-Chef Matthias Hauer reagierte fast schon panikartig, indem er Bonmann öffentlich aufforderte, seine Aussagen klarzustellen und damit suggerierte, dass der langjährige Christdemokrat dabei ist, sich außerhalb des CDU-Spektrums zu bewegen. Auch das Aufbieten mehrerer CDU-Ortsverbände zeigt jene große Nervosität, die bereits den Umgang mit der sogenannten „Werte-Union“ bestimmt.
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Aber was hat Bonmann eigentlich genau gesagt? Er kündigte an, mit demokratisch gewählten Repräsentanten einer für Radikalismus anfälligen Partei zu sprechen, was ja noch lange nicht heißt, am Ende derselben oder auch nur einer ähnlichen Meinung zu sein wie sie. Er deutete die Hoffnung an, dass die Mehrheit der Bezirksvertretung bei allen Differenzen auch einen AfD’ler vielleicht argumentativ stellen und einfangen kann.
Bonmann scheint im Kleinen ernstnehmen zu wollen, was die CDU vielfach vernachlässigt
Daran ist zunächst mal nichts schlechtes. Man vergisst mittlerweile oft, dass der große Erfolg der beiden Volksparteien viele Jahrzehnte unter anderem darin bestand, an den Rändern des politischen Spektrums integrierend zu wirken und hier möglichst keine Partei groß werden zu lassen. Das hat die CDU zuletzt sträflich vernachlässigt, was zu den bekannten Ergebnissen bei Wahlen führte und den Aufstieg der AfD maßgeblich begünstigte. Bonmann scheint die Integrationsfunktion im Kleinen noch ernstnehmen zu wollen, was kein Grund sein sollte, ihn zu beschimpfen.
„Ausgrenzen ist der falscheste Weg“, erklärte er im Gespräch mit den Werdener Nachrichten. Es war jedenfalls taktisch kein sonderlich erfolgreicher Weg, denn die AfD ist dadurch nicht schwächer geworden, sondern eher stärker. Die gesellschaftlichen Gräben wurden nicht flacher, sondern tiefer, die politischen Diskussionen aggressiver, sachfremder und letztlich sinnloser. Statt Bonmann reflexhaft ins Zwielicht zu stellen, hätte man über diese Zusammenhänge durchaus einen Moment nachdenken können.