Essen. Ein Video aus Essen sorgt im Netz für Aufregung: Es zeigt, wie Clan-Mitglieder einen Polizisten bedrohen, beschimpfen und einschüchtern.
Der Videoclip ist nur 66 Sekunden lang, aber er sorgt im Internet für Aufregung. Der Film zeigt, wie aggressiv und respektlos Clan-Mitglieder gegen einen Essener Polizeibeamten vorgehen. Sie beschimpfen und bedrohen ihn, am Ende steigt der gedemütigte Polizist in seinen Wagen und fährt davon. Die Essener Polizei prüft zurzeit, welche Straftaten die Männer begangen haben.
Das Polizeipräsidium Essen reagierte am Montag mit einer ausführlichen Stellungnahme auf den Vorfall. Bei dem angegriffenen Polizisten handele es sich um einen 42 Jahre alten Bundespolizisten. Er sei Donnerstagabend um 21 Uhr über die Steeler Straße zur Arbeit gefahren. Kurz hinter der Autobahnbrücke über die A40 in Richtung Innenstadt soll er von einer dort stehenden Person (27) beleidigt worden sein. Er habe den Wagen gestoppt und sei zurück zu der Bushaltestelle vor der Hausnummer 125 gegangen. Polizeisprecher Peter Elke: „Als er die Person ansprach, kam ein weiterer, bis dahin vermutlich unbeteiligter Mann (30) hinzu. Sofort entstand eine sehr aggressive und respektlose Situation gegenüber dem einschreitenden Polizisten.“ Die Männer sollen dem Polizisten vorgehalten haben, betrunken zu sein.
Clan-Leute duzen den Polizeibeamten: „Mach’, dass du wegkommst“
Der 66-Sekunden-Film zeigt, wie einer der beiden Männer an der Haltestelle wortlos seine Handykamera aus nächster Nähe auf den Polizisten richtet. Eine weitere Person filmt die Situation – offenbar aus einer Wohnung im ersten Obergeschoss. Dann geht eine Person, angeblich ein gewisser Abdullah A.-Z., den Beamten aggressiv und lautstark an. Dabei wird der Beamte auch geduzt. „Zeig mal dein Gesicht, Kollege“, sagt er.
Der Polizist geht auf die Männer zu und warnt sie mit den Worten: „Noch einmal mich beleidigen und es gibt eine Anzeige.“ Doch diese brüllen den Beamten aus kurzer Entfernung an und schüchtern ihn ein: „Mach’, dass du wegkommst!“.
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Auf den angeblichen Alkohol-Konsum reagiert der bewaffnete Polizist im Video mit der Klarstellung: „Ich bin im Dienst, ich trinke nicht.“ Nach etwa 40 Sekunden verlässt der Uniformierte die Szenerie. Er geht zu seinem Kombi, den er zuvor auf der rechten Fahrspur mit Warnblinklicht direkt vor einer Ampel abgestellt hatte, steigt ein und fährt davon.
Polizei: Der freiwillig durchgeführte Alkoholtest ergab einen Wert von 0,0 Promille
Nach Polizeiangaben hatten die Männer über den Notruf die Essener Polizei alarmiert und den Bundespolizisten wegen Nötigung und dem Verdacht der Trunkenheit angezeigt. Nach Feststellung ihrer Personalien hätten die Essener Polizeibeamten daraufhin sofort die Dienststelle des angeschuldigten Bundespolizisten aufgesucht. „Er schilderte den Landespolizisten den Ablauf aus seiner Sicht und gab an, keinen Alkohol getrunken zu haben. Der freiwillig durchgeführte Alkoholtest ergab einen Wert von 0,0 Promille“, erklärt der Polizeisprecher. Im Anschluss an die Befragung habe der Bundespolizist seinen Dienst fortgesetzt.
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Nach Erkenntnissen der Polizei hat vermutlich ein Anwohner das Video in die sozialen Netzwerke gestellt, es habe sich rasant verbreitet. Bis Montagmittag ist der Clip mehr als 1080 Mal kommentiert und 698 Mal geteilt worden. Auch über den Messenger-Dienst Whatsapp wird das Video eifrig verbreitet.
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Die Aufnahme sei bereits polizeilich gesichert worden, so der Sprecher. Es werde – wie vermutlich auch das zusätzlich aufgenommene Beweisvideo des beteiligten Zeugen – in die Strafverfolgung aufgenommen.
„Hinlänglich bekannt wegen Eigentums-, Gewalt- und Rauschgiftdelikten“
Von den drei beteiligten Männern sei nur eine Person strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. Die beiden anderen Personen seien den Strafverfolgungsbehörden wegen Eigentums-, Gewalt- und Rauschgiftdelikten „hinlänglich bekannt“, so der Polizeisprecher.
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Im Clan-Milieu erhalten die Protagonisten viel Zustimmung und sogar Beifall für die Einschüchterung des Beamten. Die Mehrheit der Facebook-Kommentatoren hingegen zeigt sich entsetzt über die Respektlosigkeit gegenüber dem Beamten.
Viele Kommentatoren mit Migrationshintergrund schütteln ebenfalls den Kopf und kritisieren das Verhalten der Männer. Einer schreibt: „Ganz ehrlich, in unseren eigenen Heimatländern so mit dem Polizisten zu reden, würde böse enden, da ist Respekt ganz groß geschrieben, aber hier lassen sich die Polizisten von solchen Keks viel zu viel gefallen. Ich könnte kotzen bei solchen Opfern, die so auf krass tun und nen Cop anbrüllen.“