Bochold. 100 Wohneinheiten wollte ein Oberhausener Investor an der Kesselstraße in Bochold errichten. Doch jetzt zieht er sein Vorhaben zurück.
Überraschende Wende in Bochold: Auf dem Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei zwischen Bocholder- und Kesselstraße werden nun doch keine 40 Reihenhäuser und 60 Wohnungen gebaut. Ein Investor aus Oberhausen teilte jetzt der Stadt mit, dass die Planungsunsicherheit und die damit verbundenen finanziellen Risiken für ihn zu groß seien. Damit hat der Protest der Anwohner, die 1200 Unterschriften gegen das Bauvorhaben gesammelt hatten, Erfolg – vorerst zumindest.
Seit 20 Jahren sucht die Stadt einen Investor
Seit über 20 Jahren bemühen sich der Grundeigentümer und die Stadt, die Fläche dem Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Doch besonders das Entwässerungsproblem der zum Teil in einer Mulde gelegenen ehemaligen Gärtnerei hat bisher alle gut gemeinten Versuche scheitern lassen. Altlasten, Bergschadensverzicht und der Ausbau der Kreuzung Bocholder-/Otto-Brenner-Straße kamen noch dazu.
Nun schien jedoch die Lösung gefunden. Um das Grundstück für einen Investor attraktiv zu machen, wurden zusätzlich städtische Flächen für einen Spielplatz, ein Regenrückhaltebecken sowie Wohnungsbau bereit gestellt. Der Oberhausener legte konkrete Vorschläge vor, wie er sich die Erschließung und die Entwässerung vorstellt. Als dann aber auch noch der Neubau einer Grundschule auf der nahen Fläche am Schölerpad in Aussicht gestellt wurde, war für die Anwohner das Maß voll. Sie befürchteten, eine der wenigen Frischluftschneisen und Grünanlagen in diesem Bereich zu verlieren.
Nur ein SPD-Ratsmitglied unterstützte die Anwohner
Sie protestierten öffentlich gegen den Bebauungsplan, fanden aber nur in dem SPD-Ratsmitglied und ebenfalls betroffenen Anwohner Friedhelm Klix Unterstützung. Die Bezirksvertretung V sprach sich hingegen für den Bebauungsplan aus, weil bekanntlich neue Wohnbauflächen dringend gebraucht würden.
Stadtentwicklung hält Bebauung für sinnvoll
Schon im Jahr 2001 war die Fläche Bestandteil des Wohnungsbauprogramms 2001/2003.
Aus Sicht der Stadtentwicklung ist eine Umnutzung der Fläche für eine Wohnbebauung aufgrund der im direkten Umfeld bereits vorhandenen Wohnquartiere sowie der Lage in direkter Nähe zu verschiedenen Versorgungsbereichen der Stadtteile Bochold und Borbeck sinnvoll.
Für den Stadtbezirk IV wird ein anhaltender Trend zu fehlenden Wohnbauflächen im Einfamilienhaussegment bescheinigt.
Doch jetzt zog der Investor, der öffentlich nicht namentlich genannt werden möchte, die Reißleine. Die Stadtverwaltung teilt dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung jetzt mit: „Er legte dar, dass seine Planung insbesondere aufgrund der erheblichen Erschließungskosten nur mit dem vorliegenden Konzept und vor allem mit der vorgesehenen Anzahl von 100 Wohneinheiten in den vorgesehenen Bauformen finanzierbar und realisierbar wäre.“ Ausgenommen ist nur die nördliche Teilfläche nahe der Bocholder Straße, auf der jahrelang eine Ruine den Stadtteil belastete. Hier darf planungsrechtlich schon jetzt gebaut werden.
Politik verschiebt Entscheidung auf den Herbst
Obwohl die Stadt nun die gesamte Fläche aus der Liste von potenziellen Wohnbauflächen herausnehmen möchte, ist für die Politik der Fall noch nicht erledigt. Sie verschob eine Entscheidung auf den Herbst. Thomas Rotter (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, sagt: „Wir haben noch Beratungsbedarf. Denn wir suchen dringend Flächen für den Wohnungsbau. Deshalb lehnen wir es ab, den Bebauungsplan einfach einzustampfen. Vielleicht tut sich noch etwas.“