Essen. Das Ergebnis der Mobilitätsumfrage 2018 liegt vor: Das Auto hängt alle anderen Verkehrsmittel immer weiter ab.
Die Stadt Essen ist und bleibt eine Autostadt. Das ist, auf einen kurzen Nenner gebracht, das Ergebnis der jüngsten Mobilitätsumfrage. All jene, die sich vehement dafür einsetzen, die Stadt möge doch mehr für Radfahrer und für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr tun, dürften sich bestätigt fühlen – und werden doch enttäuscht sein. Denn der Anteil der umweltfreundlicheren Verkehrsmittel ist im Verhältnis zum Auto sogar gesunken. Essens Umweltdezernent, Simone Raskob, ist sichtlich bemüht, das Beste daraus zu machen. Das Ergebnis der Befragung müsse Ansporn sein, die Verkehrswende zügig anzugehen.
Erstmals seit 2011 legt die Stadt wieder belastbaren Zahlen zum Mobilitätsverhalten der Essener Bevölkerung. Das „büro Stadtverkehr“ aus Hilden hatte dafür im vergangenen Jahr per Stichprobe 3877 Haushalte befragt. Das repräsentative Ergebnis sieht so aus: Sieben Prozent der Wege legen die Essener mit dem Fahrrad zurück. Das sind zwei Prozent mehr als 2011. Der Anteil des Radverkehrs bewegt sich damit weiterhin auf niedrigem Niveau und ist weit entfernt von jenen 25 Prozent, welche sich die Stadt Essen im sogenannten Modal Split bis zum Jahr 2035 zum Ziel gesetzt hat, alle Verkehrsmittel sollen dann zu je 25 Prozent genutzt werden. „Da ist noch Luft nach oben“, insbesondere was den Radverkehr im Alltag angeht, sagt Simone Raskob.
Das Programm für saubere Luft schlägt in der Befragung noch nicht durch
Zumal der Zuwachs beim Radverkehr voll zu Lasten des Fußgängeranteils geht. Nur noch 19 Prozent der Wege legen die Essener zu Fuß zurück, 2011 galt das noch für 22 Prozent. Der Abwärtstrend setzt sich also fort.
Der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs verharrt derweil auf gleichbleibendem Niveau mit ebenfalls 19 Prozent. Angebotsverbesserungen wie günstigere Tickets und schnellere Takte auf einigen Linien, wie sie die Stadt dank der öffentlichen Förderung des Bundes im Programm für saubere Luft, anbieten kann, schlagen sich in der Befragung noch nicht nieder, gibt Raskob zu bedenken. Bleibt das Prinzip Hoffnung.
Für 55 Prozent der Wege nutzen die Essener das Auto. Im Vergleich zu 2011 ist das ein Prozentpunkt mehr. Schaut man genauer hin, stellt man sogar fest: Bei immer mehr Fahrten sitzt nur eine Person im Auto. Der Anteil der so genannten Alleinfahrer lag mit 47 Prozent um fünf Prozentpunkte höher als noch 2011, der so genannte Mitfahreranteil sank in diesem Zeitraum indes um vier Prozentpunkte auf lag nur noch bei acht Prozent.
Der Umweltverbund, also das Verhältnis von Auto zu ÖPNV, Radverkehr und Fußgängeranteil hat sich zu Lasten der umweltfreundlichen Fortbewegungsarten noch einmal geringfügig verschoben. Das Verhältnis liegt bei 55 zu 45 Prozent. In der Mobilitätsbefragung 2011 war es noch ein Verhältnis von 54 zu 46 Prozent.
Im Stadtbezirk II liegt der Anteil des Radverkehrs mit 13 Prozent deutlich höher
Die Befragung gibt das Mobilitätsverhalten für die gesamte Stadt wieder. Lokal gibt es aber sehr wohl Unterschiede. So liegt der Radverkehrsanteil im Stadtbezirk II (Rüttenscheid, Bergerhausen, Rellinghausen, Stadtwald) mit 13 Prozent deutlich über den stadtweiten Anteil von nur sieben Prozent. Der Stadtbezirk I (Stadtmitte, Frillendorf, Huttrop) weist mit 24 Prozent den höchsten ÖPNV-Anteil auf. Auch werden dort mehr Wege zu Fuß zurückgelegt; deren Anteil beträgt 25 Prozent. Bei den Autofahrten ist der Stadtbezirk Borbeck Spitzenreiter, 64 Prozent der Wege werden damit dort zurückgelegt.
Die Schlussfolgerung aus der Befragung könne nur lauten, Angebot und Infrastruktur zu verbessern, damit die Bürger das Auto öfter stehen lassen und andere Verkehrsmittel nutzen. Auch die Essener sehen da Verbesserungsbedarf, sei es beim Zustand von Straßen und Bürgersteigen oder wenn es um sichere Radwege geht. Was den öffentlichen Nahverkehr angeht, stehen kürzere Taktzeiten ganz oben auf der Liste. Immerhin 25 Prozent der Befragten gaben an auf das Auto zu verzichten, würde das Angebot im ÖPNV verbessert und günstiger.