Essen. . WAZ-Redakteur Marcus Schymiczek über das Sofortprogramm „Saubere Luft“: Warum der Bund und die Stadt Essen für Enttäuschung sorgen.
Der Bund sollte sein Sofortprogramm für saubere Luft umbenennen in eines für heiße Luft. Zur Erinnerung: Es ist erst gut ein halbes Jahr her, dass Berlin Essen als Modellstadt im Kampf gegen Luftverschmutzung ausguckte und einen kostenlosen Nahverkehr ins Spiel brachte. So realitätsfern die Idee angesichts der Kosten und der Gegebenheiten vor Ort (Fahrzeuge, Fahrer, Schienennetz) auch gewesen sein mag, so weckte sie Neugier, unkonventionelle Wege zu gehen. Davon kann keine Rede mehr sein.
Für eine Verkehrswende fehlt der Mut
Vergünstigte Tickets für einige wenige tausend Fahrgäste als Schnupperangebot, ein Fünf-Minuten-Takt auf einigen wenigen Buslinien, der 2020 mangels Finanzierung nicht überdauern dürfte und schlappe 500 000 Euro für drei Fahrradtrassen – das war’s. So produziert Politik nichts als Enttäuschung.
Die Stadt hätte gerne mehr gemacht, heißt es im Rathaus. Doch auch dort fehlt es an Mut in Richtung Verkehrswende, denn das würde bedeuten, den Verkehrsraum neu zu verteilen zugunsten von Bus, Bahn und Fahrrad. So bleibt der Eindruck, es gehe darum Zeit zu gewinnen, bis die Grenzwerte eingehalten werden.