Essen. Die Industrie- und Handelskammer Essen hat ihr Strategiepapier fortgeschrieben. Darin nennt sie zwölf Punkte, wie sie die Zukunft gestalten will.
Die Wirtschaft in Essen ist weiterhin gut aufgestellt, die Konjunkturentwicklung gibt noch keinen Anlass zur Sorge. 53 Prozent der Unternehmen sagen in der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Essen, dass ihre wirtschaftliche Lage gut ist. Und immerhin ein gutes Fünftel erwartet, dass diese sich in den kommenden Monaten weiter verbessert. 63 Prozent erwarten keine Veränderungen. „Für uns ist das ein deutliches Zeichen, dass sich die Wirtschaft in der Region Essen, Mülheim, Oberhausen weiterhin stabil hält“, sagte am Dienstag IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel.
Grund sich zurückzulehnen ist das für die IHK nicht. Sie hat gerade ihr Strategiepapier fortgeschrieben und nennt darin zwölf Punkte, um die Wirtschaft in der Region auch in Zukunft voranzubringen.
Allen voran sorgt sich die Kammer um zwei Punkte: den größer werdenden Fachkräftemangel und die wachsende Gewerbeflächennot. „Die Fachkräftesicherung stellt viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen“, sagte Kruft-Lohrengel. In einer IHK-Umfrage Anfang des Jahres habe jedes zweite Unternehmen dies als Risiko für seine wirtschaftliche Entwicklung angegeben. Laut IHK ein negativer Spitzenwert seit dem Jahr 2010. Vor allem Facharbeiter und Industriemeister fehlten.
IHK kritisiert Trend zum Studium statt zur Ausbildung
Als Ursachen sieht die IHK zum einen die sinkende Zahl der Schulabgänger. Gleichzeitig gehen viele Fachkräfte in Rente. Zum anderen kritisiert die Kammer den Trend zu Akademisierung. Dass immer mehr Schüler lieber ein Studium statt eine Lehre angehen, gibt Anlass zur Sorge. „Wer soll künftig noch bestimmte Arbeiten erledigen?“, fragt Kruft-Lohrengel. Die IHK will diesen Trend bremsen, indem sie selbst mehr für die duale Ausbildung werben will, aber auch mehr Teilqualifizierungen zulassen möchte. Gleichzeitig fordert sie aber auch Unternehmen auf, mehr fürs Ausbildungsmarketing zu tun. „Azubis können sich heute ihren Ausbildungsbetrieb aussuchen. Die Situation hat sich total verkehrt.“ Aber auch die Rentnergeneration nimmt die IHK beim Thema Fachkräfte in den Blick. „Die Zahl derer, die noch im Berufsleben bleiben will, steigt. Warum auf deren Expertise verzichten?“, so Kruft-Lohrengel.
Weitere Punkte aus dem IHK-Strategiepapier
Die IHK zu Essen hat ihr Handlungsprogramm „Meo 2030+. Aufbruch in die Zukunft - wir bleiben dran“ genannt.
Weitere Punkte darin sind: Förderung der Industrie, Stärkung des Handels und der Dienstleistungswirtschaft mit den Schwerpunkten Tourismus, Gesundheitswirtschaft und IT-Branche.
Ein weiterer Punkt ist die Begleitung der Unternehmen bei fortschreitender Internationalisierung. Wichtiges Thema sind die Mobilität. Dabei der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, aber auch des ÖPNV.
Schließlich geht es der IHK um die Förderung von Start ups, die Unterstützung von Frauenkarrieren in der Wirtschaft, um eine familienfreundliche Personalpolitik, die Stadtteilförderung und schließlich um die Forderung, Steuern mit Augenmaß und konkurrenzfähig zu gestallten.
Beim Thema Gewerbeflächenmangel will die IHK ebenfalls nicht locker lassen und hat dies nach der Fachkräftesicherung als Punkt 2 ins Handlungsprogramm geschrieben, „auch wenn der Essener Oberbürgermeister sagt, dass er dieses Lamento nicht mehr hören kann“, sagte IHK-Geschäftsführer Gerald Püchel. Er setzt dabei Hoffnung in den Masterplan Industrie, der in Essen wohl im Spätherbst wieder aktiviert werden soll, nachdem er bereits in der Versenkung verschwunden war. „Wir sind wieder gerne dabei“, so Püchel. Allerdings wird wie schon in der Vergangenheit auch dann wieder die „Gretchenfrage“ sein: Wo sollen Gewerbeflächen entstehen? Und vor allem: Zieht die lokale Politik trotz aller Widerstände mit? Püchel sagte, er habe den Eindruck, dass es in Essen einen ungeschriebenen „Masterplan Wohnen“ gibt und spielte damit auf den Wohnungsbau auf ehemaligen Gewerbeflächen im Süden der Stadt an. Die IHK fordere regelmäßig in Stellungnahmen Ersatz dafür. Meist ohne Erfolg.