Essen. . Mit dem Masterplan Industrie war Essen einst Vorreiter. Dann lag er Jahre in der Schublade. Warum es jetzt einen Neuanlauf geben soll.
Duisburg hat seit anderthalb Jahren einen „Masterplan Wirtschaft“, Oberhausen seit dieser Woche. Und Essen? Vor fünf Jahren war Essen noch Vorreiter, als die städtische Wirtschaftsförderung und Wirtschaftsverbände den „Masterplan Industrie“ ins Leben riefen. Es sollte eine Strategie entwickelt werden, wie die verbliebenen Industriebetriebe in der Stadt gehalten werden können und wie neue angelockt werden sollten.
Mehr Gewerbeflächen, bessere Verkehrsanbindungen, gezielte Fachkräftegewinnung etc.: Über die Theorie ist der Masterplan in Essen allerdings nicht hinausgekommen. „Mittlerweile liegt zentimeterweise Staub darauf“, ärgert sich der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), Gerald Püchel. „Wir als Kammer haben damals viel Arbeit reingesteckt.“
Ziel: Stadt Essen soll neue Gewerbeflächen schaffen
An der Notwendigkeit, Essen als Industriestandort zu stärken, hat sich aus Sicht der IHK nichts geändert. Auch die Essener Wirtschaftsförderung sieht die Industrie trotz massiver Arbeitsplatzverluste in den vergangenen Jahrzehnten nach wie vor als bedeutenden Wirtschaftsfaktor. „Essen braucht auch in Zukunft eine leistungsfähige Industrie, denn die Industrieunternehmen sind wichtige Arbeitgeber, Impulsgeber für den Dienstleistungssektor und Innovationsmotor“, bekräftigt der neue Wirtschaftsförderer Andre Boschem, der seit März im Amt ist.
Am Freitag haben nun Wirtschaftsförderung, IHK, der Essener Unternehmensverband (EUV) und die Kreishandwerkerschaft beschlossen, den eingestaubten Masterplan wieder aus der Versenkung zu holen. Nach der Sommerpause soll es ein erstes Treffen geben. Wesentliche Handlungsfelder werden die Bereiche Flächen, Mobilität und Innovation sein, so Boschem.
Die Konkurrenz schläft nicht
IHK und EUV drängen vor allem darauf, dass Thema Erhalt und Entwicklung neuer Gewerbeflächen anzugehen. „Es gibt in der Stadt keine mittel- und langfristige Planung dazu“, kritisiert EUV-Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders. Stattdessen würden auf der Suche nach neuen Wohnbau-Arealen klammheimlich eher Gewerbeflächen verschwinden.
Dass in Essen Flächen fehlen, ist beileibe kein neues Thema. Boschems Vorgänger Dietmar Düdden hatte sich allerdings daran die Zähne ausgebissen und am Ende wegen fehlender politischer Unterstützung fast resigniert aufgegeben. Seine Erkenntnis:Ohne neue Gewerbeflächen ist auch ein Masterplan Industrie das Papier nicht wert, auf dem er steht.
Und warum soll es jetzt der Neuanlauf gegen alle Widerstände gelingen? IHK und EUV setzen nicht zuletzt auf den Druck der Konkurrenz. Dass umliegende Städte wie Duisburg und Oberhausen ebenfalls Masterpläne entwickeln, um sich als Wirtschaftsstandort zu stärken, sei schließlich ein deutliches Zeichen. Essen dürfe den Anschluss nicht verschlafen. EUV-Chef Kanders verweist auch auf die Stadt Köln, die ihre Wirtschaftsförderung deutlich ausbaut und mit zweistelligen Millionensummen unterstützt. Davon könne Essen nur träumen.
„Woran es in Essen häufig krankt: Wir haben gute Ideen, die dann aber nicht umgesetzt werden“, sagte Kanders.