Essen. Im Essener Norden sollen Bergmanns-Ampeln installiert werden. Doch die Stadt will erst ein Sicherheits-Gutachten in Auftrag geben.

Die Stadt Essen tritt bei den Bergmanns-Ampelmännchen auf die Bremse. Stadtteil-Politiker im Essener Norden hatten sich in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, an der Wilhelm-Nieswandt-Allee in Altenessen vor der Zeche Carl Fußgänger-Ampeln umzurüsten und künftig stilisierte Bergmänner an den Überwegen leuchten zu lassen. „Zunächst wird die Verwaltung eine mögliche Umrüstung prüfen“, kündigt jetzt Stadt-Sprecherin Silke Lenz an. Ein Okay der Stadt soll dabei nicht ausreichen: Auch, wenn die Verwaltung keine Sicherheits-Bedenken hat, solle in einem zweiten Schritt eine unabhängige Firma damit beauftragt werden, ein Gutachten zu erstellen.

Polizei wünscht sich Polizisten als Ampelmännchen vor dem Präsidium

Unterdessen meldet auch die Essener Polizei Bedarf an individuellen Ampelmännchen an: Die Idee, vor dem Polizeipräsidium zwischen Holsterhausen und Rüttenscheid Polizisten-Männchen an den Fußgänger-Ampeln zu installieren, ist bislang von der Verwaltung abgelehnt worden.

Mehrere Städte haben die Bergmanns-Ampeln bereits

Die Bergmanns-Ampeln machen derzeit die Runde im Ruhrgebiet – die Idee der Duisburger Journalistin Kathrin Hänig kommt nicht nur sehr gut in ihrer Heimatstadt an, wo mittlerweile sechs Kreuzungen mit Bergmanns-Ampeln ausgestattet wurden. Auch Gladbeck, Bergkamen, Mülheim, Oer-Erkenschwick und Gelsenkirchen haben sie schon oder bekommen sie bald – die veränderten Fußgängerampeln mit rotem und grünem Leucht-Motiv aus dem Bergbau, einfach mit einer schwarzen Folie umfunktioniert.

Bergmanns-Ampeln als „Dank an die Bergleute“

Dortmund und Oberhausen überlegen noch; und im Essener Stadtteilparlament V (Vogelheim, Altenessen, Karnap) gab es in der vergangenen Woche ein eindeutiges Votum für die Umrüstung der Fußgängerampeln vor der Zeche Carl. „Damit wollen wir ein Dank aussprechen an die vielen ehemaligen Bergleute, die in der Region zu Hause sind“, sagte der Fraktionschef der SPD im Stadtteilparlament, Theodor Jansen. Anderswo in der Bundesrepublik gibt es längst individuelle Ampelmännchen: Mainz hat seine Mainzelmännchen, und in Emden wurde vor dem Otto-Waalkes-Haus eine Otto-Ampel eingweiht mit der Silhouette des Komikers.

NRW-Verkehrsminister betont „lokalen Bezug“ als Voraussetzung

Ende 2018 hatte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst sprichwörtlich grünes Licht gegeben für individuelle Ampelmännchen in den Städten – jedoch: ein „lokaler Bezug“ sei dringend nötig, und alle Städte, die die normierten Ampelmännchen austauschten, handelten auf eigene Faust. Das bedeutet: Wird ein Fußgänger an einer veränderten Ampel von einem Auto angefahren und behauptet, er habe die Zeichen nicht richtig deuten können, haftet womöglich die Stadt. „Der Gesetzestext sieht weiterhin vor, dass grundsätzlich ausschließlich die stilisierten Sinnbilder verwendet werden sollten“, betont Silke Lenz.

Deshalb will die Stadt auf Nummer Sicher gehen: Gibt die Stadt ihr Okay für die Ampelmännchen in Altenessen eine zweite Meinung einholen – „eine unabhängige Prüfstelle soll dann mit einer lichttechnischen Untersuchung beauftragt werden“, kündigt Silke Lenz an.

DDR-Männchen am Berliner Platz brauchen keine besondere Prüfung

Schon seit 2011 leuchten am Berliner Platzvor dem Einkaufszentrum Limbecker Platz die bekannten DDR-Männchen von den Fußgängerampeln – doch für sie gälten keine besonderen Sicherheits-Regeln: Sie werden vom Gesetz betrachtet wie die regulären, in Westdeutschland üblichen Symbole. „Das sind gelernte Zeichen und fallen nicht unter eine Sonderregelung“, erklärt Silke Lenz.

Jetzt ist bekannt geworden, dass schon Ende 2018 die Essener Polizei bei der Stadt angefragt hat, ob eine Fußgänger-Ampel vor dem Polizeipräsidium mit stilisierten Polizisten als Ampelmännchen ausgestattet werden könnten. Der Anlass ist das 110-jährige Jubiläum der Essener Polizei, das am 24. August mit einem Familienfest gefeiert werden soll. Nach Angaben von Polizeisprecherin Annika Koenig sei dieser Vorstoß von der Verwaltung jedoch abgelehnt worden. „Dass jetzt in Altenessen Bergmanns-Ampeln errichtet werden könnten“, sagt Annika Koenig, „gibt uns jedoch neue Hoffnung.“

Fest steht nur schon jetzt: Mit einer zeitnahen Umsetzung sowohl für die Bergmanns-Ampeln in Altenessen als auch für Polizei-Männchen vor dem Präsidium wird es sicher nichts werden.