Essen. Beim „Rundgang“ durch das Quartier Nord der Folkwang-Universität gibt es erfrischende Einblicke in das Schaffen einer neuen Künstlergeneration.

Manchmal, weiß Simon Baptist, muss man einfach mutig sein. Der Fotografiestudent hat bei seinem Nebenjob als Taxifahrer seine Fahrgäste abgelichtet – entstanden ist eine beeindruckende Porträtreihe. „Man muss sich bloß trauen und die Leute locker ansprechen“, sagt der junge Künstler. Zusammen mit hunderten anderen Studenten der Folkwang-Universität stellt er seine Arbeiten momentan im Quartier Nord auf Zollverein aus – eine Jahresausstellung, die gleichermaßen Blaupausen, Semester- und auch Abschlussarbeiten zeigt.

Ein ungewöhnlicher Ausblick auf junge Kunst: Eine raumgreifende Arbeit im Quartier Nord der Folkwang-Uni.
Ein ungewöhnlicher Ausblick auf junge Kunst: Eine raumgreifende Arbeit im Quartier Nord der Folkwang-Uni. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Zwar heißt unsere Ausstellung ‚Rundgang‘, es geht aber gar nicht darum, im Rahmen einer Führung etwas gezeigt zu bekommen“, erklärt Mitorganisatorin Kathrin Lewis, die selbst an der Folkwang studiert. Vielmehr könne man sich einfach treiben lassen und die unzähligen Ideen auf vier Etagen entdecken. Von Studenten, für Studenten – der „Rundgang“ lebt dieses Motto. Schließlich wurde er komplett durch ein studentisches Team geplant und kuratiert – eine Leistung, für die die Verantwortlichen bei der Eröffnung am Freitag zurecht viel Applaus erhielten. Noch das ganze Wochenende sind die Arbeiten der Nachwuchskünstler aus den Bereichen Design und Fotografie zu sehen, eingebettet in ein vielfältiges Rahmenprogramm. Live-Musik, Lesungen und Mitmachaktionen wie beispielsweise ein Siebdruck-Workshop stehen auf dem Programm.

Reise durch einen bunten gestalterischen Kosmos

Und auch an Studieninteressierte haben die Organisatoren gedacht: „Wir sind ja immer auf der Suche nach talentiertem Nachwuchs, so dass wir am Samstag ab 15 Uhr eine Beratung zu Bewerbungsmappen anbieten“, weiß Kathrin Lewis. Ihr Talent haben Svenja Peper und Maike Burkhoff den Dozenten schon bewiesen und einen der begehrten Studienplätze erhalten. Beim „Rundgang“ zeigen die 21-Jährigen eine selbstgebaute Lichtorgel, die die Beleuchtung automatisch an Musik und Gesang anpasst. „Das war natürlich mit etwas Basteln verbunden“, sagt Svenja Peper und schmunzelt – denn entstanden ist das Projekt auch noch in letzter Minute. „Bis vorgestern hatten wir eigentlich noch ganz andere Pläne, aber letztlich wollten wir beide auf irgendeine Weise Musik und Gestaltung miteinander verbinden.“ Von genau solchen Ideen lebt der „Rundgang“ – eine lohnenswerte, überraschende Reise durch einen bunten gestalterischen Kosmos, die keineswegs ausschließlich für Kunstinteressierte zu empfehlen ist.