Das Rote Kreuz in Essen hat sein Haus an das Bauunternehmen Harfid verkauft. Dieses plant nun an der Stelle einen neuen Büro- und Hotelkomplex.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat die Umzugskartons gepackt und ist aus seinem langjährigen Sitz an der Hachestraße ausgezogen. „Auf lange Sicht macht es betriebswirtschaftlich Sinn, vermehrt Gebäude mit guter Energieeffizienz und Infrastruktur zu nutzen. Andernfalls müssten wir für die kommenden Jahre mit erheblichen Sanierungskosten rechnen“, sagte Essens DRK-Vorstandsvorsitzender Frank Dohna. Das Haus in der Hachestraße 32 wurde 1960 erbaut und gehörte seither dem DRK. Dort waren bis vor Kurzem u.a. der Kreisverband Essen, die nationale Hilfsgesellschaft und die Referate Soziale Arbeit und Ausbildung untergebracht.
Im Zuge dieser Neuorientierung hat sich das Deutsche Rote Kreuz auch von seiner Immobilie in der Hachestraße 32 getrennt. Das Bauunternehmen Harfid hat das Gebäude gekauft. Es hatte bereits die benachbarte Immobilie der ehemaligen Geno-Bank vor drei Jahren erworben und seinen Firmensitz an die Hachestraße verlegt. Nicht nur in der Baubranche sondern auch unter Fans des Fußballclubs Rot-Weiss Essen dürfte Harfid im Übrigen ein Begriff sein. In der kommenden Saison ist Harfid Hauptsponsor bei RWE.
Ursprünglich wollte Harfid das einstige Bank-Gebäude sanieren. Doch mit dem Kauf des nebenstehenden DRK-Hauses eröffnen sich nun ganz neue Perspektiven an dieser recht prominenten Ecke nahe der Essener Innenstadt.
Wie der Projektleiter André Althoff erklärte, werden beide Häuser nun abgerissen und machen Platz für einen Neubau an der Ecke Hindenburgstraße. Zum einen will Harfid dort für sich einen neuen Firmensitz für zirka 70 Mitarbeiter errichten. Zum anderen ist derzeit geplant, die restliche Fläche an einen Hotelbetreiber zu geben. „Wir sind mit potenziellen Betreibern bereits im Gespräch“, sagte Althoff. Das Hotel könnte eine Größenordnung von etwa 100 Zimmern haben. Althoff spricht von gehobener Hotellerie, die einziehen soll.
Mit einer weiteren Herberge entwickelt sich die Hachestraße damit endgültig zu Essens Hotelmeile. Schon heute gibt es entlang der Straße und der Verlängerung Hauptbahnhof und Hollestraße sieben Hotels. Außerdem ist das Premier Inn am Hauptbahnhof gerade im Bau, und auch hinter dem Haus der Technik soll der längst geplante Neubau der Marriot-Gruppe bald losgehen. Das schreckt weitere Hotelbetreiber aber offensichtlich nicht. „Sie sehen in Essen noch Potenzial“, sagt Althoff mit Blick auf die laufenden Gespräche. Allerdings gehe es um Nischenkonzepte, um sich zu unterscheiden.
Wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist, dazu will sich Harfid noch nicht festlegen. Derzeit sei die Bauvoranfrage in Arbeit. Der Zeitplan richte sich auch nicht zuletzt danach, wie und wann es mit der Straßenbahnstrecke weitergeht, die als Bahnhofstangente über die Hachestraße geführt werden soll.
DRK plant Zentrale für alle Referate
Das Deutsche Rote Kreuz hat sich derweil nach seinem Umzug auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt (siehe Kasten), will aber irgendwann einen zentralen Sitz für alle Bereiche haben und sich dort dann auch entsprechend vergrößern. Denn das DRK möchte seine Leistungen gerade im sozialen Bereich erweitern. Das soll auch zur weiteren wirtschaftlichen Gesundung des Vereins beitragen, der vor wenigen Jahren in einer Krise steckte.
Hier sitzt das Deutsche Rote Kreuz nach dem Umzug
Die Hauptgeschäftsstelle des Kreisverbandes mit Vorstand und den Referaten Personal, Finanzbuchhaltung und Öffentlichkeitsarbeit ist in die Minnesängerstraße 76 in Freisenbruch gezogen, wo das DRK auch ein Seniorenheim betreibt.
Die Abteilung Nationale Hilfsgesellschaft, zu der u.a. der Rettungsdienst und der Hausnotruf gehört, sitzt schon etwas länger an der Hachestraße 72.
Das Referat Ausbildung (Erste-Hilfe-Kurse etc.) hat sein Domizil jetzt in der Müller-Breslau-Straße und das Team der Sozialen Arbeit des DRK (offene Seniorenarbeit) berät jetzt in der Teichstraße 4a aus.
Bislang sind die Hauptsäulen des DRK in Essen die Nationale Hilfsgesellschaft mit Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Hausnotruf sowie die stationäre Pflege. „Wir wollen uns künftig verstärkt in alternativen Wohnformen, in der ambulanten Pflege, in der Jugendarbeit und weiteren Projekten engagieren. Dafür benötigen wir ein Zentralgebäude, das genügend Raum bietet, um alle Referate an einem Platz zu vereinen“, betonte Vorstandschef Dohna. Einen Zeitplan und einen möglichen Ort gibt es allerdings noch nicht.