Essen. . Monteur eines Essener Schlüsseldienstes kassierte in Bergisch-Gladbach 646,40 Euro. Mieter zahlte die saftige Rechnung und fühlt sich abgezockt.

Der Einsatz des Monteurs dauerte nicht mal eine Viertelstunde, aber die Rechnung des Schlüsseldienstes war gesalzen: 646,40 Euro stellte die in Essen ansässige Firma einem Mieter in Bergisch-Gladbach am 10. Mai in Rechnung. Dieser sieht sich als Opfer der Schlüsseldienst-Mafia – und auch Manuela Duda, die Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Essen, gibt ihm tendenziell Recht: „Es spricht vieles dafür, dass diese Rechnung überteuert ist.“

Die Verbraucherschützer beobachten das Phänomen Schlüsseldienst-Abzocke verstärkt seit zwei Jahren. „Mitunter erreichen uns Verbraucherbeschwerden sogar täglich“, sagt Manuela Duda. Und es scheint, als habe es die Verbraucherzentrale mit einem gefährlichen Gegner zu tun. „Wir arbeiten intensiv mit der Kriminalpolizei zusammen, es hat auch schon Verurteilungen gegeben.“ Was die unseriösen Schlüsseldienste allerdings so unberechenbar macht: Die Firmen fallen weder unter die Zuständigkeit der Kreishandwerkerschaft noch unter die der Industrie- und Handelskammer, sie operieren quasi im Schutz einer Grauzone.

„646,40 Euro – da musste ich erstmal schlucken“

Der Mieter aus Bergisch-Gladbach berichtet, dass er an jenem 10. Mai, einem Freitagabend, das kaputte und offenbar zerbrochene Türschloss bemerkt habe. „Mit meinen beiden Kindern, ein und vier Jahre alt, stand ich nun da und konnte nicht mehr in meine Wohnung.“ Per Suchmaschine glaubte er, einen seriösen Schlüsseldienst aus Bergisch-Gladbach gefunden zu haben. Doch wie sich später anhand der Rechnung herausstellte, hat die Firma ihren Sitz tatsächlich in Altenessen.

„Beim Telefonat konnte man mir keine Angaben zum Preis machen“, berichtet der Mieter. Es habe geheißen, der Monteur müsse sich selbst ein Bild an Ort und Stelle machen. Obwohl der Wohnungsinhaber sich absolut sicher war, dass er die Tür nicht abgeschlossen hatte, behauptete der Monteur das Gegenteil. Nachdem dieser den Zylinder dann ausgetauscht hatte, nannte er mir den Preis von 646,40 Euro. Daraufhin habe ich erst mal schlucken müssen und wollte nicht zahlen.“

Verbraucherzentrale: „Zur Not die Polizei rufen“

Doch der Monteur habe behauptet, die Hausratversicherung würde den Schaden vollständig erstatten. „Ich bin dann leider darauf eingegangen und habe den Betrag natürlich gezahlt.“

Manuela Duda von der Verbraucherzentrale rät dazu, überteuert wirkende Rechnungen nicht vollständig zu begleichen, sondern zunächst nur einen Teilbetrag zu zahlen. Dringe der Monteur allerdings auf vollständige Zahlung und fühle man sich von ihm unter Druck gesetzt, dürfe man ihm durchaus klar machen, dass man nun die Polizei zur Hilfe rufe. „Beim Wort Polizei fahren unseriöse Leute sofort weg“, sagt Manuela Duda.

Der Mieter fühlt sich über den Tisch gezogen: „Da ich so eine Situation vorher noch nie hatte, wurde ich hier regelrecht abgezockt.“ Zwar habe er im Nachhinein versucht, einen Teil des gezahlten Betrages rückerstattet zu bekommen. „Jedoch ohne Erfolg.“

Die Verbraucherzentrale hält die Rechtsprechung in Sachen Schlüsseldienste nicht für verbraucherfreundlich. Manuela Duda: „Wer die Rechnung bezahlt hat und Geld zurückfordert, muss klagen, aber das bleibt ein schwieriges Unterfangen.“

>>> DIE TIPPS DER VERBRAUCHERZENTRALE

1. Preis vereinbaren: Am Telefon sollten Kunden bereits nach dem Komplettpreis fragen. Ein Angebot im Internet, wie im geschilderten Fall, ist nicht bindend. In der Regel dauert die Öffnung wenige Sekunden und kostet zwischen 70 und 100 Euro. Vor der Auftragsvergabe sollten sich Kunden mit dem Schlüsseldienst auf einen Festpreis einigen.

2. Auftrag: Nur das Öffnen der Tür beauftragen. Eine Auswechslung des ganzen Schlosses ist meist nicht notwendig.

3. Rechnung: Viele Firmen versuchen, den Betrag in bar zu kassieren. Kunden sollten aber nur zahlen, wenn eine detaillierte Rechnung mit allen Einzelposten vorliegt und diese der Vereinbarung entspricht. Wenn der Schlüsseldienst plötzlich deutlich mehr Geld verlangt, als am Telefon vereinbart, dann sollten Kunden nur auf die Zahlung des vereinbarten Preises bestehen. Notfalls die Polizei holen.

4. Lokaler Notdienst: Am besten informiert man sich unabhängig von einer Notsituation über einen nahegelegenen Schlüsseldienst und dessen Preise. „Notpässe“ fürs Portemonnaie gibt es bei der Verbraucherzentrale.

5. Beratung: Die Verbraucherzentrale beträt Betroffene. Eine Erstberatung kostet 16 Euro. Die Essener Beratungsstelle ist erreichbar unter Telefon 64957401.