Essen. . „Bühnenwelten“ im Museum Folkwang: Die Sonderausstellung umfasst rund 40 Exponate, darunter Druckgrafik, Fotografie und Kostümentwürfe.

Bühne frei für das Bauhaus. Im Museum Folkwang widmet man sich in diesen Tagen den performativen Künsten der prägenden Gestalterschule. Nach der Schau über Lyonel Feininger geht es im zweiten Teil der ganzjährigen Bauhaus-Reihe um die „Bühnenwelten“. Folkwang-Kuratorin Nadine Engel zeigt rund 40 Werke aus den Beständen des Museums – darunter Druckgrafik, ausgewählte Fotografien von László Moholy-Nagy und das zentrale Kirchner-Gemälde „Springende Tänzerin“ – aber auch Spielgänge und Kostümentwürfe.

1921 gründet Walter Gropius am Weimarer Bauhaus eine Bühnenwerkstatt. Bis 1923 wird sie von Lothar Schreyer geleitet, danach bis 1929 von Oskar Schlemmer. Schlemmer erhält damals auch vom Essener Museum Folkwang den Auftrag, den Brunnenraum des Hauses mit einem Bilderzyklus auszustatten. Viele seiner Abstraktionen zu „Spiel und Sport“ gehen in der NS-Zeit verloren, der einzige in Essen erhaltene Entwurf für den sogenannten Folkwangzyklus ist nun in der Ausstellung zu sehen.

Revolutionäre Experimente mit Körper und Raum

Arbeit, Leben und die Lust am Spiel – in der Bühnenwerkstatt der legendären Bauhaus-Schule wird der Dreiklang zum gelebten Alltag. Welche Kunst ist schließlich teamtauglicher als das Theater? Zudem findet die am Bauhaus kultivierte Kunst des Feierns auf der Bühne besonderen Widerhall. Doch neben der Leichtigkeit und der Lust am Experiment gibt es auch ganz konkrete Vorgaben. So leitet der erste Meister der Bühnenwerkstatt Lothar Schreyer seine Theaterakteure noch mit Partitur-ähnlichen, grafisch gefassten Anleitungen zum „Spielgang“ an, die das Museum Folkwang zeigt. Bewegungsabläufe werden dabei symbolisch und farblich vorgegeben, Figuren durch Masken und Zubehör stark formalisiert.

Unter der Leitung von Oskar Schlemmer wird das Bauhaus zum Ort für revolutionäre Experimente mit Körper und Raum. In seinem „Triadischen Ballett“ erscheinen Menschen wie Maschinentänzer, während die von ihm entwickelten „Ganzkörpermasken“ wenig Raum für Entfaltung bieten. Welche Bedeutung die Masken in den Bauhaus-Inszenierungen der folgenden Jahre haben, wird auch in den ausgestellten fotografischen Arbeiten von Grete Stern, Gyula Pap und Josef Albers deutlich. Xanti Schawinsky beobachtet den damaligen Star des Ausdruckstanzes, Gret Palucca, bei der Arbeit. Und Theodore Lux Feininger, Sohn von Lyonel Feininger, schafft mit „Der Sprung über das Bauhaus“ eine echte Bildikone.

Marianne Brandt: Selbstportrait mit Schmuck zum Metallischen Fest, 1929.
Marianne Brandt: Selbstportrait mit Schmuck zum Metallischen Fest, 1929. © VG Bild-Kunst, Bonn

Die Fotografien werden zum eindrücklichsten Dokument der flüchtigen Bühnenkunst, die zwischen 1921 und 1929 am Bauhaus verschiedene Phasen von der expressionistischen Anfangszeit bis zum Agitproptheater der Jungen Bauhaus-Bühne durchlebt. Als die erfolgreichen Meister wie Klee und Kandinsky ob ihrer satten Einkünfte schon der bissigen Satire der jungen Bauhausbühnenstürmer ausgesetzt sind, verabschiedet sich die Metalldesignerin Marianne Brandt vom männerdominierten Bauhaus mit einer aufsehenerregenden Fotografie. Ihr „Selbstportrait mit Schmuck zum Metallischen Fest“ wird zum selbstbewussten Statement einer Künstlerin, deren Teekannen oder Zuckerschalen heute zu den berühmtesten Bauhaus-Arbeiten gehören.

>>> FILMBOX ZEIGT BAUHAUSSTÜCKE

  • Die Ausstellung „Bühnenwelten“ ist bis zum 8. September im Museum Folkwang zu sehen, Museumsplatz. Öffnungszeiten: di/mi 10 – 18 Uhr, do/fr 10 – 20 Uhr, sa/so 10 – 18 Uhr; www. museum-folkwang.de;
  • Vier Bauhausstücke werden in der Filmbox des Museums vorgeführt.
  • Die dritte Präsentation im Bauhaus-Jahr widmet sich ab dem 20. September der medialen Wende hin zu Fotografie und Film am Beispiel von László Moholy-Nagy.