Essen. . Er kann weder beim Waschen noch beim Essen helfen, ist aber ein wertvoller Mitarbeiter der CSE-Pflegezentren: Hund Leon bringt Freude ins Haus.

Die Wünsche waren so bescheiden wie rührend: ein Duschgel, eine Topfpflanze, warme Socken oder Haargummis – solche Kleinigkeiten hatten Essener Senioren im Dezember 2018 notiert. Die CSE, die gemeinsame Gesellschaft von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen, hatte in ihren sechs Pflegezentren nachgefragt und mehr als 100 Weihnachtswünsche an einen Tannenbaum in der Einhorn-Apotheke in der City gehängt. Die Resonanz war überwältigend, der Wunschbaum war im Nu geplündert, sämtliche Wünsche erfüllt. Mit einer Ausnahme: Einige der alten Leute baten um einen Besuch von Leon.

Und Tanja Rutkowski, die den Fachbereich Pflege und Gesundheit leitet, fragte sich: „Wer ist Leon?“ Nun, Leon ist ein drei Jahre alter Golden Retriever mit samtweichem Fell und tadellosen Manieren. Er gehört Anja Fischer, einer gelernten Krankenschwester, die seit 23 Jahren für die Caritas (jetzt CSE) arbeitet. Seit neuestem wird sie einmal die Woche von Leon begleitet. „Die Menschen zeigen so viel Lebensmut und Freude, wenn Leon mitkommt“, erzählt Anja Fischer. „Die nehmen die Wurst vom Brot, geben sie ihm und essen selbst trocken Brot.“

„Du bist so ein schlauer Hund, Du hast Abitur!“

Heute besucht Leon das Ehepaar Erna und Hans Adelskamp in Bedingrade. Er hat die Zeitschrift „Partner Hund“ in der Schnauze und liefert sie schwanzwedelnd bei Erna Adelskamp ab. Die belohnt Leon mit einem Leckerchen und streichelt ihn. Leon gibt Pfötchen, Erna Adelskamp lobt: „Du bist so ein schlauer Hund, Du hast Abitur! Du könntest auch Polizeihund sein.“

Ein Leckerchen hält Hans Adelskamp immer für Golden Retriever Leon bereit.
Ein Leckerchen hält Hans Adelskamp immer für Golden Retriever Leon bereit. © Klaus Micke

Tatsächlich macht Leon eine Ausbildung zum Familienbegleithund, nachdem er zunächst eher zufällig zu seinem Job in der Pflege gekommen war. Als Leon noch ganz jung war, musste ihn Anja Fischer einige Male ins Pflegezentrum in Borbeck mitnehmen: Der unverhoffte Gast begeisterte die Senioren und blieb vielen in Erinnerung. So kam es zu den „Besuch von Leon“-Zetteln am Wunschbaum. Tanja Rutkowski fragte nach, kümmerte sich und sorgte dafür, dass Leon nun offiziell und versichert als Therapiehund im Einsatz ist. „Wir wollen ja, dass unsere Klienten nicht nur versorgt sind, sondern auch Glücksmomente erleben. Viele Menschen blühen auf, wenn Leon dabei ist.“ Die einen kämen plötzlich leichtfüßiger aus dem Bett, Demenzpatienten seien klarer und zugewandter.

„Die Knochen schwach, aber alle Tassen im Schrank“

„Die Knochen schwach, aber alle Tassen im Schrank“, lautet die Selbstbeschreibung von Erna Adelskamp.Tatsächlich kann die alte Dame mühelos ihre Lebensstationen aufzählen, weiß Daten von Umzügen, Hochzeit, Ausbildungsbeginn und Rente. Von 1952 bis 1987 hat sie in der Lebensmittelabteilung bei Karstadt am Limbecker Platz gearbeitet, verfolgt noch immer die Geschicke des Konzerns. Bis heute rufen sich die früheren Kolleginnen an. „Die noch nicht gestorben sind.“

„Wir wollen ja, dass unsere Klienten nicht nur versorgt sind, sondern auch Glücksmomente erleben. Viele Menschen blühen auf, wenn Leon dabei ist“, sagt Tanja Rutkowski, die den Fachbereich Pflege und Gesundheit  der CSE leitet.
„Wir wollen ja, dass unsere Klienten nicht nur versorgt sind, sondern auch Glücksmomente erleben. Viele Menschen blühen auf, wenn Leon dabei ist“, sagt Tanja Rutkowski, die den Fachbereich Pflege und Gesundheit der CSE leitet. © Christof Köpsel

Erna Adelskamp und ihr Mann haben ein gesegnetes Alter erreicht, sie sind 66 Jahre verheiratet, haben einen Sohn. Doch mit dem Alter ist ihr Leben zusammengeschnurrt auf die Wohnung, in der sie schon mehr als ein halbes Jahrhundert verbracht haben. Sie lesen die Zeitung, sehen sich Tiersendungen an. „Aber wir kommen nirgends mehr hin, wir kennen die Einsamkeit. Darum ist es so schön, wenn Leon zu uns kommt.“

> EHRENAMTLICHE ERFÜLLEN BALD WÜNSCHE

  • Bevor Golden Retriever Leon seinen Job bei der CSE antrat, hat er nicht nur alle wichtigen Impfungen bekommen, sondern auch eine Wesensprüfung absolviert. Derzeit macht er eine Ausbildung zum Familienbegleithund. Er begleitet sein Frauchen Anja Fischer nur einmal die Woche zur Arbeit, weil die vielen Begegnungen und Gerüche ihn durchaus forderten: „Das ist viel Kopfarbeit für ihn, da ruht er sich nachmittags zu Hause immer aus.“
  • Gemeinsam mit Ehrenamtlichen will Tanja Rutkowski von der CSE auch andere Wünsche erfüllen, die sich im Zuge der Wunschbaum-Aktion ergeben haben: etwa eine Fahrt mit der Weißen Flotte oder ein Besuch auf dem Reiterhof.