. Premiere für Harold Pinters absurdes Drama in der Box: Stark besetztes  Stück bleibt in der Regie von Tabea Nora Schattmaier etwas spannungsarm.

Die Stille vor dem Schuss währt lange. Minutenlang sind wir stille Zeugen dieses stummen Dieners in der Box des Schauspiels Essen. Tabea Nora Schattmaier hat den modernen Klassiker von Harold Pinter für die kleine Spielstätte inszeniert – stark besetzt, aber trotzdem etwas spannungsarm.

60 Jahre hat Pinters Zweimänner-Drama schon auf dem Buckel. Frisch nobilitiert wurde der Stoff in den 80ern noch einmal durch die Verfilmung von Robert Altman mit John Travolta und Tom Conti. Die coole Killer-Attitüde hat seither nicht nur im Kino Konjunktur. Mit einem prachtvollen Schnäuzer wie aus einem Tarantino-Western entert auch Jan Pröhls Ganove Ben die Bühne. Nervös durchmisst er zunächst den schmalen Raum, den Friederike Külpmann zu einem nüchternen Treppentheater mit Pappkarton-Wohnwand arrangiert hat. In diesem Wartesaal des mörderischen Leerlaufs schlagen Ben und sein Kumpel Gus die Zeit bis zum nächsten Auftragsmord mit Zeitungslektüre und ziellosen Teekessel-Disputen tot. Doch ein falsches Wort von Gus (Stefan Diekmann) genügt und Bens gespannte Ruhe kann im nächsten Moment in aufbrausende Aggression umschlagen.

Der „stumme Diener“ spuckt rätselhafte Bestellungen aus

Jan Pröhl und Stefan Diekmann wirken in ihrer routinierten Ziellosigkeit und den grauen Anzügen wie eine Parade-Besetzung dieser bewaffneten Wiedergänger von Becketts Wladimir und Estragon, den Ikonen des Absurden Theaters.

Der Tradition eng verhaftet ist auch Pinters „Der stumme Diener“. Doch die junge Regisseurin bleibt eine zündende Idee schuldig, was der einst die Konventionen des Theaters sprengende Stoff heute an Anknüpfungsmomenten bietet. Gimmicks wie die Sicherheitsschleuse, durch die das Publikum Einlass findet, sorgen auf dem Rückweg nur für organisatorische Verwirrung. Und aus der Idee, den Speisenaufzug, den titelgebenden „stummen Diener“, in einen Geldwechselautomat umzufunktionieren, kann die Regie auch nur bedingt komische Funken schlagen.

Der Tod bleibt eine lautlose Erschütterung

Unter den verzweifelten Blicken von Ben und Gus spuckt dieser Automat ständig rätselhafte Speisen-Bestellungen aus, während der nächste Mordauftrag auf sich warten lässt. Aus den unausgesprochenen Sinnfragen und den verbalen Volten der Nicht-Kommunikation ergibt sich so ein bedrückendes Spiel existenzieller Unsicherheit. Am Ende löst sich kein Schuss. Der Tod bleibt eine lautlose Erschütterung.

<<WEITERE TERMINE IN DIESER SPIELZEIT

  • Weitere Termine: 3., 29. Mai, 21. und 29. Juni, 6. Juli. Karten: 8122-200 und online www.theater-essen.de
  • Das Stück dauert eine Stunde und 15 Minuten, keine Pause.