essen-kettwig. . Die 22. Meile in Kettwig fällt aus. Der Heimatverein muss absagen, weil sich nicht genügend Gastronomen finden. Dafür gibt es Gründe.
Es hätte die 22. Auflage der Kettwiger Gastro-Meile werden sollen, doch der Heimatverein musste sie jetzt absagen, weil sich nicht mehr genügend Gastronomen finden. Gründe für diese Entwicklung gibt es einige. Von Fehlern bei der Organisation ist die Rede, aber auch von einem Überangebot an Gourmet-Festen, von gestiegenen Kosten und verschärften Auflagen.
Im Jahr 1998 ging der damalige Kettwig-Koordinator Peter Hoffmann mit der Kulinarischen Meile an den Start. Und schon ein Jahr später kam die Musik dazu. Die Musikalisch-Kulinarische Meile war geboren und Vorreiter für unzählige Veranstaltungen im nahen Umfeld des Stadtteils. Peter Hoffmann, der 2013 verstarb, hatte die Meile ins Leben gerufen, „um die Kettwiger Gastronomie und den Einzelhandel zu unterstützen“. Eine wechselvolle Geschichte begann...
In ihren Anfängen wurde die Meile mehr und mehr zu Kettwigs Vorzeigeveranstaltung. Immer unter der Regie des Heimat- und Verkehrsvereins und mit wechselnden Organisatoren. Die Gastronomie blieb aber über viele Jahre fest in Kettwiger Hand. So nahmen 2006 zehn Gastronomen teil – acht davon kamen aus dem Stadtteil, „zugereist“ waren der Kölner Hof und das Parkhaus Hügel.
Viel Prominenz auf der Kettwiger Meilen-Bühne
Viel Prominenz stand auf der Meilenbühne – 2007, im Jahr des zehnjährigen Bestehens, waren es die German Tenors, Guildo Horn und der musikalische Sternekoch Nelson Müller folgten. 2012 wurde aus der Meile übrigens das Kettwiger Seerosenfest. Mit großen Erfolg platzierten sich die Köche zwischen Mühlengraben und Ruhr, in perfektem Ambiente.
Dann ging’s nach einiger Zeit wieder zurück an den Ursprungsort, in die Kettwiger Altstadt und 2018 wieder ans Wasser. Mit Henning Schmitz von der Eventagentur XDream fand sich 2017 ein neuer Ausrichter.
Immer weniger Gastronomen aus Kettwig
Dass es schwierig werden würde, zeigte sich schon im vergangenen Jahr. Jörg Kaiser vom Hotel-Restaurant Schmachtenbergshof ist mit seinem Team Dauergast auf der Kettwiger Meile, doch „2018 waren wir nur noch mit sechs Gastronomen – drei aus Kettwig, drei auswärtige“.
Und für 2019 „haben sich insgesamt nur drei Gastronomen angemeldet. Zwei davon aus Kettwig“. Bis zuletzt sei der Schmachtenbergshof an Bord geblieben, aber dann wurde die Zeit langsam knapp. „Der Ursprung der Meile war, dass sich Kettwiger Gastronomen präsentieren. Und das wurden immer weniger.“
„Besucher können den Euro nur einmal ausgeben“
Neben Jörg Kaiser ist auch Reinhard Schriever vom Hotel-Restaurant Sengelmannshof der Meile treu geblieben, aber „wir haben schon im vorigen Jahr entschieden, nicht mehr mitzumachen. Mit der Absprache und der Organisation lief es nicht optimal.“ Vielleicht sei weniger auch einfach mehr, sagt Schriever. Der Kettwiger ist Vorsitzender der Dehoga-Nordrhein, ein Fachmann in Sachen Gastgewerbe. „Auch der Termin war nicht gut gewählt. Wir haben jetzt das Frühlingsfest, dann das Oldtimertreffen und im Anschluss die ‘Erlebniswelt Feuerwehr’. Und die Besucher können den Euro auch nur einmal ausgeben.“
An der Meile in der Essener Innenstadt wird der Sengelmannshof auch nur noch in diesem Jahr teilnehmen. „Hier in der Stadt lohnen sich nur noch die Meilen in Rüttenscheid und auf Zollverein. Die Kosten sind dermaßen abgegangen, da bleibt einfach nichts mehr hängen.“
Stetig steigende Kosten und neue Auflagen
Auch für Ursula und Henning Matzke vom Restaurant Der Bonner Hof war die Teilnahme der Veranstaltung in der Vergangenheit immer gesetzt. „Von der Absage der Musikalisch-Kulinarischen Meile durch den Veranstalter HVV haben wir, genau wie alle anderen, auch erst durch unsere lokale Presse erfahren. Die genauen Hintergründe sind uns daher nicht bekannt. Natürlich ist das Fest mit einer großen und komplexen Organisation verbunden. Ein gesundes finanzielles Gleichgewicht zwischen Organisator, Veranstalter und den Gastronomen herzustellen, ist gewiss nicht einfach.“
Stetig ansteigende Kosten und neue Auflagen von vielen Seiten würden die Meile gewiss nicht zu einer ‘Gelddruckmaschine’ machen. Ein Regentag könne ausreichen, dass alles schon nicht mehr kostendeckend funktioniere. Ursula Matzke: „Der damalige Grundgedanke, den Peter Hoffmann gemeinsam mit den Gastronomen verfolgte, ist in dieser Form wohl leider nicht mehr umsetzbar. Wir können uns jedoch gut vorstellen, dass sich ein neuer Termin – mit neuen Ideen – bereits in den Startlöchern befindet. Das wären wir den Kettwigern, die dieses Fest erst möglich machen, zumindest schuldig.“
„Wir wollen uns noch mehr aufs Haus konzentrieren“
Auch das Team von Schlosshotel Hugenpoet hat sich gegen eine Teilnahme an der Kettwiger Meile entschieden. Hugenpoet-Marketingleiterin Monika Uschkamp: „Zwei Restaurants, das Hotel und die vielen Veranstaltungsräume – wir wollen uns noch mehr aufs Haus selbst konzentrieren. Wir haben an vielen Meilen teilgenommen und wollen das jetzt deutlich reduzieren. Das hat nichts mit Kettwig und nichts mit der Meile zu tun.“
>>TEILNAHME IST EIN RECHENEXEMPEL
- Jahr für Jahr ist die Ausrichtung der Meile auch ein Rechenexempel – besonders für die Gastronomen.
- Gut 3000 Euro muss jeder für die Teilnahme an der Veranstaltung zahlen. Dazu kommen die meist doppelten Personalkosten, denn der normale Betrieb wird aufrecht erhalten und natürlich der Wareneinkauf.