Essen. . Der Atlantische Lachs ist der „Fisch des Jahres“. In der Ruhr war er einst heimisch. In wenigen Jahren soll er zurückkehren.

Es war eine kleine Sensation, als der Ruhrverband 2009 meldete: Der Lachs ist in die Ruhr zurückgekehrt. Experten des Landesamtumweltamtes und der Ruhrfischereigenossenschaft konnten damals durch Elektrobefischungen nachweisen, was sie bereits ein Jahr zuvor vermutet hatten: Der Atlantische Lachs hatte in der Altruhr unterhalb des Wehrs in Mülheim-Raffelberg abgelaicht. Zehn Jahre danach sagt Markus Kühlmann, Fachmann für Fischwirtschaft beim Essener Wasserversorger: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Lachs wieder in der Ruhr heimisch wird.“

Damals waren es laut Ruhrverband glückliche Umstände, die dazu führten, dass Lachse vom Rhein die Ruhr aufwärts in ihr traditionelles Laichgewässer wandern konnten. Die Ruhrorter Schleuse, die den Duisburger Hafen mit dem Rhein-Herne-Kanal verbindet, war wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Berufsschifffahrt musste auf die Schleuse am Duisburger Ruhrwehr ausweichen, wodurch sich die Zahl der Schleusungen dort deutlich erhöhte. Die Lachse nutzten die Unterströmung, die dadurch entstand, und wanderten weiter bis nach Mülheim-Raffelberg, wo sie laut Kühlmann ideale Laichbedingungen vorfinden.

Durch Überfischung und Industrialisierung ist der Lachs aus der Ruhr verschwunden

Der Ausflug des Atlantischen Lachses – vom Deutschen Angelfischerverband gerade erst zum Fisch des Jahres 2019 gekürt – brachte einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung, dass es einmal Zeiten gab, in denen es in dem Fluss, dem das Ruhrgebiet seinen Namen verdankt, nur so wimmelte von Wanderfischen. Das änderte sich durch Industrialisierung und Überfischung.

 
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Heute investiert der Ruhrverband Millionen, damit Lachs, Meerforelle, Maifisch, Meerneunauge und Aal in ihr heimisches Gewässer zurückkehren können. Wehranlagen müssen dafür umgebaut werden. Am Stauwehr am Baldeneysee sind die Arbeiten für einen Fischlift in vollem Gange. „Wir hoffen im Sommer fertig zu sein“, sagt Markus Kühlmann. Dann sollen Fische auf ihre Wanderung den Höhenunterschied von 8,75 Metern zwischen der unteren und der oberen Ruhr überwinden können. Dem Land NRW und dem Ruhrverband sind das vier Millionen Euro wert. Das Baldeney-Wehr sei technisch das komplizierteste Hindernis, das die Fische überwinden müssen.

2020/2021 könnte auch am Kettwiger-Stauwehr ein Fischlift gebaut werden

Der Lift funktioniert nach dem Prinzip kommunizierender Röhren. Durch die Strömung werden die Fische in einen Fahrkorb gelockt, durch den Wasserauftrieb geht es aufwärts. Per Infrarot werden die Fahrgäste erfasst, einige hundert sollen mit einem Transponder versehen werden, um ihren Wanderweg verfolgen zu können.

Ein Jahr lang will der Ruhrverband den Fischlift auf seine technische Funktionsfähigkeit hin testen. Dann soll eine vergleichbare Anlage am Kettwiger Stauwehr gebaut werden. 2020/2021 könnte es soweit sein, so Kühlmann. Für den Umbau des Duisburger Ruhrwehres seien die Planungen bereits fertig. Dort soll es eine herkömmliche Fischtreppe tun. Der Ruhrverband wartet darauf, dass die Bezirksregierung grünes Licht gibt.

In naher Zukunft wird der Lachs also ungehindert flussaufwärts wandern. Sein Weg führt ihn dann von der Nordsee durch Rhein und Ruhr bis in den Deilbach und die anderen Nebengewässer, die ihm von je her als Laichgrund dienten.

>>> EU-WASSERRAHMENRICHTLINIE

  • Die Europäische Union hat bereits im Jahr 2000 mit Verabschiedung der EU-Wasserrahmenrichtlinie den gesetzlichen Rahmen vorgegeben.
  • Bis zum Jahr 2027 müssen Flüsse in einem ökologisch guten Zustand sein. Und: Fische müssen Flüsse durchschwimmen können.