Essen-Holsterhausen. . Seit Jungs da sind, darf Fußball gespielt werden, ist es lauter, gibt es mehr Verbote: Gespräch mit dem letzten Mädchen-Jahrgang der BMV-Schule.

Wenn die jetzige Jahrgangsstufe Q1 im nächsten Jahr ihr Abitur ablegt, dann endet am BMV-Gymnasium eine Ära: Nach mehr als 360 Jahren sind die rund 130 Schülerinnen die letzte reine Mädchengruppe der katholischen Schule. Seit dem Schuljahr 2013/2014 werden auch Jungen an der Bardelebenstraße unterrichtet.

„Das ist schon etwas Besonderes, das wir die letzten sind“, sagt Anna Lena Nestler (17), die gemeinsam mit 21 weiteren Schülerinnen der Theater-AG am Sonntag den „Prinzessinnen-Kongress“ auf die Bühne bringt. Die Theater-AG habe sich bewusst entschieden, in ihrem letzten Jahr das Geschlechterthema zu betrachten.

So persiflieren die Schülerinnen Figuren von der Prinzessin auf der Erbse bis hin zur Meerjungfrau und nehmen auch moderne Prinzessinnen wie Meghan in den Blick. Lehrer Dr. Klaus Jägersküpper, der die Theater-AG seit mehr als 30 Jahren leitet, hat den Schülerinnen dabei bewusst alle Freiheiten gelassen: „Ich habe ihnen lediglich eine kurze Erzählung an die Hand gegeben, alles weitere sind Ideen der Schülerinnen“, berichtet er.

„Wir wollen zeigen, dass wir keinen Prinzen brauchen“

„Wir wollen zeigen, dass wir keinen Prinzen brauchen, es aber auch okay ist, einen zu wollen“, bringt es Sophie Steinbrink (17) auf den Punkt. Schauspielerisch wollen die Schülerinnen aufräumen mit den Klischees, denen sie sich auch selbst über Jahre ausgesetzt sahen. „Schülerin der BMV zu sein, wurde oft mit Begriffen wie brav und angepasst sein in Verbindung gebracht. Das hat manchmal echt genervt“, sagt Maike Scheffrahn (16). Wie die meisten ihrer Mitschülerinnen findet sie es gut, dass sie sich mit immer mehr Jungs den Schulhof teilen müssen.

Die BMV habe sich in Sachen Gleichberechtigung auf einen guten Weg gemacht. Mittlerweile besteht die Schülerschaft zu einem Drittel aus Jungs. „Im Alltag ist das kein Thema mehr“, sagt Schulleiterin Schwester M. Ulrike Michalski. Die letzten beiden Mädchen-Jahrgänge seien die letzten, in denen es noch eine „eigene starke Mädchen-Identität gibt“, wie sie sagt.

Dennoch haben die Teenager durchaus Veränderungen festgestellt. „Wir haben in der fünften Klasse gern Fußball auf dem Hof gespielt, was uns dann aber oft verboten wurde. Als die Jungs kamen, wurden sofort zwei Tore aufgestellt und ein Basketballkorb aufgehangen. Das fand ich echt unfair“, ärgert sich Joelle Seisel, die für die Spielvereinigung Schonnebeck in der Landesliga spielt.

„Es ist etwas lauter und wird mehr gerempelt“

Auch mehr Verbote seien notwendig geworden, seit am Gymnasium auch Jungen unterrichtet werden. „Früher durften wir vor 7.45 Uhr in die Klassen, das geht nun nicht mehr. Außerdem wurde freitags eine Nachsitz-Stunde eingeführt, die es vorher auch nicht gab“, hat Jule Ackermann festgestellt. Und ja, es sei nun auch lauter auf den Gängen und dem Schulhof, es werde mehr gerempelt, da sind sich die Mädchen einig.

Missen wollen sie alle die Jungs aber trotzdem nicht mehr. „Für den sozialen Umgang untereinander ist es hilfreich, wenn man gemeinsam unterrichtet wird“, sagt Sophie Steinbrink, der vor allem eines wichtig ist: „Weder Mädchen noch Jungs sollten übervorteilt werden. Es sollte einfach kein Thema mehr sein, welchem Geschlecht man angehört, das ist für mich Gleichberechtigung.“

Aufführungstermine und Eintrittskarten

  • Die Theater-AG der Jahrgangsstufe Q1 feiert mit dem Stück Prinzessinnen-Kongress am Sonntag, 7. April, um 18 Uhr Premiere in der Schulaula des BMV-Gymnasiums, Bardelebenstraße 9. Weitere Aufführungstermine sind am Dienstag, 9. April, um 19.30 Uhr sowie am Mittwoch, 10. April, um 19.30 Uhr.
  • Eintritts-Karten für die Vorstellung kosten für Erwachsene vier Euro, ermäßigt für Schüler, Kinder und Jugendliche zwei Euro. Die Karten können vorab in den Schulpausen an der Pforte des Gymnasiums erworben werden. Außerdem öffnet an den jeweiligen Aufführungstagen noch eine Abendkasse.