Essen-Steele. . Nach dem Angriff aufs Grend läuft der Betrieb weiter: „Wir bleiben ein offenes Haus“, sagt der Geschäftsführer. Er glaubt an eine gezielte Tat.
Nach den Schüssen auf das Kulturzentrum Grend laufen die Ermittlungen der Polizei weiter, während manche Kursteilnehmer besorgt beim Geschäftsführer Johannes Brackmann anrufen. „Es ist eine schwierige Situation und unsere Besorgnis entsprechend groß“, sagt er und stellt klar, dass das Grend ein offenes Haus für alle bleiben werde – ein Gedanke, der bereits im Leitbild des soziokulturellen Treffs verankert ist. Objektschutz, die Türen abzuschließen oder Kameras zu installieren, das lehnt Brackmann ab und möchte zunächst die Ergebnisse der Polizeiarbeit abwarten. Bei der haben sich bereits einige Zeugen gemeldet, die nun vernommen werden.
Es sei eine Mitarbeiterin der Gastronomie gewesen, die am Mittwoch, 27. März, gegen 15 Uhr zunächst Glassplitter auf dem Boden fand und erst habe schauen müssen, woher die überhaupt kamen. „Sie entdeckte die beiden recht dicht nebeneinander liegenden Löcher in der Scheibe des Wintergartens“, berichtet Brackmann, der sich vorstellen könnte, dass die Tat nachts passiert sei.
Am Mittwoch hätten sie sofort die Polizei gerufen und Anzeige erstattet. Dann sei auch schon die Spurensicherung angerückt. „Die Kollegen von der kriminaltechnischen Untersuchung arbeiten daran“, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Öffentlich gemacht werden die Ergebnisse jedoch nicht, denn es sei ja Täterwissen.
Polizei äußert sich zu möglichen Tätern und Waffe nicht
Zu einem Verdacht, möglichen Tätern und der Art der Waffe äußert sich die Polizei derzeit ebenfalls nicht, „ermittelt in alle Richtungen“. Dazu gehört auch die aktuelle Situation in Steele, zu der regelmäßige Veranstaltungen der selbst ernannten Bürgerwehr „Steeler Jungs“ und der Bürgerinitiative „Steele bleibt bunt“ zählen. Das kommentiert Johannes Brackmann nicht, „es wären reine Spekulationen“. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass dieser Angriff gezielt dem Kulturzentrum gegolten habe: „Wir sind erschüttert, dass so etwas hier in Steele möglich ist.“ Viel machen könnten sie derzeit jedoch nicht, außer die Augen offen zu halten.
Je nachdem welche Erkenntnisse am Ende der Ermittlungen stünden,
„werden wir die Lage aber überdenken“, sagt Brackmann. Fest stehe, dass der feige Angriff auf das öffentliche, im Stadtteil und in der Stadt hoch akzeptierte Kulturzentrum bisher einmalig sei. Das Zentrum werde nun seit mehr als 20 Jahren betrieben, aber mehr als mal Graffiti an der Wand habe es nicht gegeben. Auch jetzt seien zwar Menschen nicht direkt bedroht worden, aber mit Blick auf die Löcher in der Scheibe geht Johannes Brackmann von einer scharfen Schusswaffe aus – und das sei bedrohlich.
Veröffentlichung des Anschlags soll Druck erhöhen
„Wir sind in einer solchen Lage zwar letztendlich schutzlos, aber nicht hilflos“, sagt er. Daher haben sie reagiert und den Vorfall umgehend öffentlich gemacht. Das sei ihnen wichtig, um den Druck zu erhöhen und den oder die Täter zu finden. Die Polizei sucht auch weitere Zeugen. Wer in der Zeit von Dienstag, 26. März, ca. 19 Uhr, und dem darauffolgenden Mittwoch, 15 Uhr, im Bereich Westfalenstraße/Paßstraße und Albertine-Badenberg-Weg etwas gehört oder beobachtet hat, meldet sich bei der Polizei unter: 8290.
>>DAS LEITBILD DES STEELER KULTURZENTRUMS GREND
- Das Angebot im Steeler Kulturzentrum Grend, Westfalenstraße 311, reicht von Konzerten, Theatervorstellungen, Lesungen, Buch- und Schreibprojekten für Kinder und Jugendliche, Erwachsenenbildung bis zum Festival Literatürk.
- Zum Leitbild im Grend gehört als Grundlage die Satzung des Trägervereins Kulturzentrum Grend, „die insbesondere die Vermittlung demokratischer und emanzipatorischer Inhalte von Kunst und Kultur, den Widerstand gegen faschistische und menschenverachtende Bestrebungen in der Gesellschaft, die kritische Auseinandersetzung mit Politik, Umwelt und Gesellschaft sowie Toleranz und den Gedanken der Völkerverständigung betont“.
- Weiter heißt es: „Wir fördern und unterstützen kulturelle Teilhabe, Diversität und Inklusion - insbesondere in Hinblick auf marginalisierte und unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen und -milieus wie Migranten, Geflüchtete und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen.“