Essen. . Dass sich die Schüler so für das Klima einsetzen, ist gut. Nur leider geht die öffentliche Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Ein Kommentar.
Greta Thunberg, das 16-jährige Mädchen aus Schweden, hat eine Bewegung angestoßen, und auch in Essen folgen ihr viele Schüler. Was daraus folgte, wird durchaus kontrovers diskutiert. Getreu dem Motto „Nehmt mir nicht meine Zukunft weg“ macht sie auf die möglichen Folgen des Klimawandels aufmerksam. Trotz des großen Respekts, den die junge Frau verdient, sollte sie nicht mit blindem Aktionismus unterstützt werden.
Natürlich hat die Fridays-For-Future-Bewegung allerlei positive Seiten: junge Menschen, die sich für Politik interessieren und auch noch für ihre Anliegen auf die Straße gehen. Das steht dem Bild vieler Menschen entgegen, dass die „Jugend von heute“ desinteressiert, motivationslos und egoistisch sei. Bei einem näheren Blick auf das Thema fällt aber auf, dass mögliche weitere Schritte im Anschluss an die Proteste nicht wirklich weitergedacht wurden.
Teilnahme reiner Aktionismus
Die Aufmerksamkeit der Medien und der Politik haben die Schüler bekommen. Und nun? Wie genau geht es weiter? Haben die Schüler ihr Ziel erreicht? Oder gehen sie weiterhin bis zur Abwendung des Klimawandels während der Schulzeit demonstrieren? Diese Ziel- und Orientierungslosigkeit wirft die Frage auf, wie intensiv sich der Einzelne mit dem komplexen Thema Klimawandel, an dem sich oft selbst die Politik die Zähne ausbeißt, beschäftigt hat. Die Teilnahme an den Demonstrationen ist zumindest teilweise durch reinen Aktionismus erklärbar.
Die Eltern, die ihre Kinder unterstützen und zum Teil sogar fälschlicherweise krankgeschrieben haben, müssen sich nun die Frage stellen: Wie reagiere ich, wenn mein Kind demnächst auch für andere Demonstrationen die Schule schwänzen will? Wo ziehe ich die Grenze?
Zielrichtung verloren
Generell scheint das Argument, dass die Kinder während der Schulzeit demonstrieren müssen, weil sie so mehr Aufmerksamkeit erlangen, sehr kurz gedacht zu sein. Das „Schwänzen“ hat durchaus mediale und politische Aufmerksamkeit erregt. Die angeregte Diskussion dreht sich allerdings weniger um den Klimaschutz als vielmehr um die Schulpflicht. Die Aktion hat daher leider ihr Ziel verfehlt.
Dieser eigentlich wunderbaren Bewegung fehlt leider ein Konzept, wodurch sie mittlerweile ihre Zielrichtung verloren hat.
Johanna Vogel, (22), studiert Germanistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Essen-Duisburg. Zurzeit macht sie ein Praktikum in der Essener Lokalredaktion der WAZ.