Essen. . Mitglieder der als rechts geltenden Bürgerwehr „Steeler Jungs“ waren beim Umzug in Freisenbruch dabei. Dessen Organisatoren sind entsetzt.

Mitglieder der rechten Gruppierung „Steeler Jungs“ sind am Sonntag beim traditionsreichen Karnevals-Umzug durch den Essener Stadtteil Freisenbruch mitgelaufen. Die „Steeler Jungs“ werden als gewaltbereit eingestuft und patroullieren seit dem Sommer 2017 regelmäßig donnerstags mit martialischem Auftritt die Steeler Fußgängerzone. Die Organisatoren des Karnevalsumzugs, der Verein „Freisenbrucher Gänsereiter“, sieht sich arglistig getäuscht: „Wir erwägen, rechtliche Schritte einzuleiten“, sagt Hans-Walter Röpke vom Vereinsvorstand.

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Am Sonntag hatten mehrere Besucher des Freisenbrucher Zugs Anstoß genommen an einem Wagen mit dem Spruch am Heck: „Schützt Euch vor den Zecken – Helau, die Steeler Jecken“. Auf dem Wagen hätten Männer gestanden mit Helmen, wie sie Soldaten tragen.

Bündnis „Essen stellt sich quer“ macht auf den Vorgang aufmerksam

Das Bündnis „Essen stellt sich quer“, das auf den Vorgang seit Sonntagabend aufmerksam macht, hält die Inschrift des Wagens für einen offenen „Gewalt-Aufruf gegen Andersdenkende“. „Wir sind entsetzt darüber, dass die Steeler Jungs an einem Karnevalszug teilnehmen und verstehen nicht, wie die Organisatoren des Umzugs die Gruppe zulassen konnte“, so Sonja Neuhaus, Sprecherin des Bündnisses Essen stellt sich quer. „Ein Karnevalsumzug ist ein Ereignis, an dem vor allem Familien mit Kindern teilnehmen.“ Rechtes Gedankengut passe da nicht. „Die Steeler Jungs sind kein Karnevalsverein, sondern Rechtsextreme und gewaltbereite Hooligans.“

Männer stellten sich als Familienväter vor

Blankes Entsetzen herrscht bei den „Freisenbrucher Gänsereitern“, die seit 1926 einen Karnevalszug am Ostrand der Stadt organisieren: „Wir sind von der Truppe arglistig getäuscht worden“, sagt der Vereinsvorsitzende Hans-Walter Röpke. „Im Februar haben sich einige der Männer bei uns als ,Steeler Jecken’ vorgestellt“, erzählt der Karnevalist. „Sie sagten, sie seien sechs bis zehn Elternpaare, die mit Bollerwagen und ihren Kindern bei unserem Umzug gerne dabei wären.“ Dagegen, so bewertete man damals die Situation, habe man nichts einzuwenden gehabt.

Die „Freisenbrucher Gänsereiter“ kommen am Montagabend mit einem Rechtsanwalt zusammen und erwägen, rechtliche Schritte einzuleiten gegen die „Steeler Jungs“. „So ein Auftritt bei unserem Zug“, erbost sich Röpke, „das geht gar nicht. So etwas sind wir nicht gewohnt, und so etwas wollen wir auch nicht.“

Die Bürger, die sich als „Steele ist bunt“-Initiative gegen die Donnerstags-Demos zusammengetan haben, verurteilen den Vorgang aufs Schärfste, und rufen zur weiteren Wachsamkeit auf. „Wir hören oft: Die sind doch harmlos“, sagt Irene Wollenberg vom Bündnis „Steele ist bunt.“ Der aktuelle Vorgang beweise das Gegenteil.

>>> DIE STEELER JUNGS

  • Zwischen 50 und 80 Männer und Frauen laufen regelmäßig donnerstags durch die Steeler Fußgängerzone. Sie bezeichnen sich selbst als „Steeler Jungs“, tragen weder Plakate noch Transparente. Sie werden als politisch rechts und gewaltbereit eingestuft.
  • Längst hat sich eine Gegenwehr gebildet: „Steele ist bunt“. Die Polizei beobachtet die „Steeler Jungs“, kann aber derzeit nichts Weiteres ausrichten.
  • Auf dem Karnevalszug tarnten sich die „Steeler Jungs“ unter anderem mit roten Kapuzenpullis, auf denen „Steeler Jecken“ stand.