Essen-Rüttenscheid. . Eines der letzten echten Kaffeehäuser in Essen feiert 60-Jähriges. Mit Katharina Kötter steht die dritte Generation bereits in den Startlöchern.

Die Kaffee-Sahne-Torte wird nochmal ins richtige Licht gedreht. Dazu gesellt sich der Frankfurter Kranz, dessen Anblick allein die Zunge vor Freude tanzen lässt. Katharina Kötter weiß genau, wie sie die süßen Versuchungen präsentieren muss. Anfang Februar ist die 19-Jährige in das Traditions-Café eingestiegen. Am 1. März feiert eines der letzten klassischen Kaffeehäuser der Stadt sein 60-jähriges Bestehen.

Mit Katharina Kötter steht die dritte starke Frau in den Startlöchern, um den Betrieb an der Rüttenscheider Straße 73 zu übernehmen. 1958 von ihren Großeltern an der Kurfürstenstraße gegründet, war es nach dem Tod ihres Großvaters Heinz vor allem ihre Großmutter Felicitas, die das Café in den 1970er- und 1980er-Jahren zum Treffpunkt für den Stadtteil ausbaute.

Den Geschmack von gutem Kuchen nicht vergessen

Felicitas Kötter bei einem der Koch- und Backwettbewerbe, an denen sie regelmäßig teilnahm.
Felicitas Kötter bei einem der Koch- und Backwettbewerbe, an denen sie regelmäßig teilnahm. © Julia Tillmann

Einen Weg, den Susanne Kötter fortführte. Daneben war es vor allem das Handwerk, das die heute 54-Jährige in den Mittelpunkt stellte. „Die Menschen dürfen nicht vergessen, wie guter Kuchen schmeckt“, sagt die 54-Jährige. Backmischungen kommen ihr nicht in die Rührschüssel, die Kuchen und Torten sind allesamt handgemacht. Während Klassiker wie die römische Marzipantorte ihres Vaters noch immer nach dem 60 Jahre alten Original-Rezept gebacken werden, weiß Susanne Kötter, wie wichtig es ist, offen für Neues zu sein.

2016 eröffnet sie mit dem „Junior“ den Anbau, der etwas moderner und offener daher kommt als das Ursprungs-Café. Eine Investition, die sie auch mit Blick auf ihre Tochter gestemmt habe, sagt sie heute: „Wobei mir immer wichtig war, dass sie diese Entscheidung selbst trifft und ich sie nie drängen würde.“ Wäre der Einstieg ins Café noch vor wenigen Jahren für sie undenkbar gewesen, identifiziert sich Katharina Kötter heute immer mehr mit dem Familiengeschäft, in dem sie aufgewachsen ist. „Es ist schön, weil ich meine Ideen direkt umsetzen kann“, sagt die 19-Jährige, die ab März berufsbegleitend BWL studiert.

Speise- und Getränkekarte wird überarbeitet

Das Café Kötter Ende der 1970er-Jahre. 1977 wurde der Neubau an der Rüttenscheider Straße eröffnet.
Das Café Kötter Ende der 1970er-Jahre. 1977 wurde der Neubau an der Rüttenscheider Straße eröffnet. © Julia Tillmann

Aktuell arbeitet sie an einer neuen Karte, möchte das Frühstücks- und Bistro-Angebot etwas verjüngen. „Avocado ist so ein Beispiel: Die Frucht darf auf keiner modernen Frühstückskarte fehlen“, sagt Katharina Kötter, die das Café auch ins Digital-Zeitalter führen möchte. So betreut sie den Facebook- und Instagram-Auftritt, postet regelmäßig Torten-Bilder und lässt die Nutzer hinter die Kulissen blicken.

Mutter und Tochter möchten das Jubiläumsjahr nutzen, um sich teilweise neu aufzustellen – und vielleicht auch mal durchzuatmen, wie Susanne Kötter sagt: „Nach 19 Jahren auf Gourmetmeilen ist damit in diesem Jahr Schluss. Ich möchte den Sommer lieber nutzen, um Ideen für das Café zu verwirklichen“, sagt Susanne Kötter. Ein Torten-Mobil zum Beispiel: „Konkret ist noch nichts, aber ich habe noch genug Ideen, die ich gerne umsetzen möchte.“ Denn auch, wenn Käse-Sahne und Frankfurter Kranz Jahrzehnte überdauern – ganz ohne Innovationen überleben selbst Institutionen wie das Café Kötter nicht.