Essen-Rüttenscheid.. Susanne Kötter möchte ihr Café umbauen, um eine jüngere Klientel wieder für Kuchen und Torten zu begeistern – ohne die Stammkunden zu vergrätzen.
Ein Kännchen Kaffee, dazu ein Stück Kuchen mit frischer Sahne: Was etwa in Österreich fester und stolz gelebter Bestandteil der Kultur ist, dem haftet im Ruhrgebiet zunehmend ein altmodisches Image an. Ein Umstand, der mit dazu beigetragen hat, dass das Traditionscafé Overbeck seine Pforten in der Innenstadt und in Rüttenscheid für immer schließen musste.
Susanne Kötter möchte es nicht soweit kommen lassen. Sie will ihr Café aus- und umbauen und damit nicht zuletzt eine jüngere Klientel wieder für Kuchen und Torten begeistern – ohne dabei ihre Stammkundschaft zu vergrätzen. Ein gewagter Schritt, dessen ist sich die 50-Jährige voll bewusst. „Ich habe sehr lange mit mir gerungen, bevor ich diese Entscheidung getroffen habe. Schließlich ist das wie noch einmal komplett von vorn beginnen“, sagt Susanne Kötter, die das Familiengeschäft 1996 übernahm.
Café wurde 1959 eröffnet
Dabei kann auch sie auf eine langjährige Tradition zurückblicken, wurde das erste Café Kötter schließlich schon 1959 von ihrem Vater auf der Kurfürstenstraße eröffnet. Weitere Läden an der Wittering- und Dorotheenstraße folgten, ehe das Café 1976 an den heutigen Standort an der Rüttenscheider Straße 73 zog.
Dass das Geschäft damals ein anderes war, daraus macht Susanne Kötter keinen Hehl: „Sicherlich ist es schwieriger geworden. Kaffee und Kuchen werden gern als altbackene Tradition abgestempelt“, sagt Kötter. Entsprechend stellte sie sich im Laufe der vergangenen Jahre immer breiter auf – baute etwa das Liefergeschäft aus, bot einen kleinen Mittagstisch an, verstärkte ihr Engagement bei den Gourmetmeilen in der Region.
Neuer Teil im Industriedesign
Als klar wurde, dass der benachbarte Juwelier seine Geschäftsräume verlässt, reifte der Entschluss einer Erweiterung und teilweisen Neuorientierung. Dabei sollen die bestehenden Räume zwar komplett renoviert werden, ihren Charakter aber ebenso wie das Mobiliar beibehalten. Der neue Bereich, der etwas mehr als 40 Quadratmeter Fläche bietet, soll hingegen im modernen Industriedesign daher kommen, mit viel Stahl, Holz, einer offenen Küche und gläsernem Tortenschrank. „Ich möchte die Kaffeehaus-Tradition und das klassische Konditor-Handwerk gern auch jüngeren Menschen wieder schmackhaft machen“, sagt die gelernte Hotelfachfrau, die ihr Handwerk bei Berthold Bühler in der Kettwiger Résidence erlernte.
Die künftigen Café-Bereiche seien zwar über separate Eingänge erreichbar, aber mit Hilfe eines Durchgangs auch miteinander verbunden. Ob der neue Teil einen eigenen Namen bekommt, das weiß die Café-Betreiberin noch nicht. Generell wird sie sich auch nicht verbiegen für die Veränderung. Einen hippen Karamell-Soja-Macchiato wird es künftig vermutlich ebenso wenig geben wie vegane Cupcakes mit unaussprechlichen Namen. „Wir bleiben uns treu“, verspricht Susanne Kötter, „derzeit testen wir aber schon neue Torten- und Kuchen-Kreationen.“
Der etwa zweiwöchige Umbau startet Mitte August. Da in zwei Abschnitten renoviert wird, bleibt das Café durchgehend geöffnet.