Essen. . Seit zehn Jahren bringt Sebastian Siebrecht Grundschülern das Schachspielen bei. Dabei lernen die Kinder mehr als nur die Spielregeln.

Schach – das ist doch dieses etwas verstaubte Brettspiel, bei dem sich zwei Spieler stundenlang gegenübersitzen und beäugen. Wer dieses Bild im Kopf hat, der wird bei den Schachtagen im Allee-Center in Altenessen überrascht. Das Durchschnittsalter liegt hier nämlich bei rund acht Jahren und langweilig wird es auch nicht.

Seit zehn Jahren bringt Sebastian Siebrecht Grundschülern das Schachspielen bei. Zuerst nur in seiner Heimat Essen, mittlerweile baut der Großmeister 20 Mal pro Jahr in ganz Deutschland Schachbretter in Einkaufszentren auf und bringt Schulklassen, aber auch interessierten Passanten das Brettspiel bei.

Mit dem Springer über das Spielfeld reiten

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Heute ist die erste Klasse der Karlschule vorbeigekommen. Und auch viele Unterstützer sind anwesend: OB Thomas Kufen als Schirmherr, Centermanagerin Susanne Löbbert, der Vorsitzende der Sparkasse Essen, Helmut Schiffer, und der Leiter der ETL-Gruppe, Franz-Josef Wernze, mit der Stiftung Kinderträume.

Gemeinsam mit den Kindern stehen sie um ein großes Schachbrett auf dem Boden. Die Kleinen können ihre Finger nicht von den fast kindhohen Figuren lassen. Ein Mädchen versucht sogar, auf einem der weißen Springer zu reiten.

Tugenden, die man fürs ganze Leben braucht

Oberbürgermeister Thomas Kufen gibt dem achtjährigen Ilias Alhui Tipps.
Oberbürgermeister Thomas Kufen gibt dem achtjährigen Ilias Alhui Tipps. © Julia Tillmann

Siebrecht erklärt die Regeln und dann wird eine Runde gespielt – nur mit Bauern. OB Kufen solidarisiert sich schnell mit den schwarzen Spielfiguren. „Den holen wir uns“, sagt er und meint einen weißen Bauern. Er verbindet mit Schach viel Positives. „Man erwirbt Fähigkeiten, die man auch im Schulbereich sehr gut gebrauchen kann“, sagt er.

Das findet auch Helmut Schiffer von der Sparkasse. „Beim Schach lernt man Konzentration, Ausdauer und man wird geschult, in logischen Strukturen zu denken. Das sind Tugenden, die man fürs ganze Leben braucht.“

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    Den Schülerinnen und Schülern geht es bei Spiel aber erstmal um anderes. Ilias Alhui etwa spielt einfach lieber Brettspiele als mit dem Handy. Davon werde er nur müde, sagt der Achtjährige. Was er am Schach so toll findet? „Alle umzukicken.“ Das Mädchen am Brett neben ihm schätzt hingegen den sozialen Aspekt: Man könne das Spiel zu zweit spielen.

    Als Timo Küppers seine Begeisterung für Schach entdeckte, war er im gleichen Alter wie die Schüler an den Tischen. 2009 nahm er bei Siebrechts Grundschulschachturnier im Steeler Stadtgarten teil – und landete direkt in den Top Ten. „Das hat mich angespornt“, erinnert sich der 18-Jährige. Also blieb er dran. Mittlerweile ist er Fide-Meister, spielt in der ersten Mannschaft der Schachfreunde Katernberg und nimmt an Turnieren auf der ganzen Welt teil.

    Schach ist kein Glücksspiel

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    Was ihn an dem Brettspiel besonders begeistert: „Es gibt keinen Glücksfaktor. Man ist selber für seinen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich.“ Rund 15 Stunden pro Woche widmet er sich seinem Hobby neben dem Jurastudium.

    Heute sitzt er gemeinsam mit Siebrecht und der Europameisterin Fiona Sieber zwischen den Erstklässlern an den Tischen, gibt Tipps und beantwortet Fragen. Siebrecht betont, es gehe nicht nur um die Spielregeln. Schach bringe viele Vorteile mit sich, die darüber hinausgingen. „Man lernt vorausschauendes Denken, die Konzentrationsfähigkeit wird geschult und man entwickelt Lösungskompetenz“, erklärt der 45-Jährige. Aber eins soll natürlich bei all dem nicht zu kurz kommen: der Spaß am Spiel.