Essen. . Dieter Nuhr ist zu Gast in der Essener Grugahalle. Besser sei die Welt nie gewesen, erklärte der Kabarettist bei seinem Rundumschlag.
Dieter Nuhr blickte in eine Nebelwand aus blauem Dunst, als er seine ersten Auftritte in Essener Kleinkunsthallen hatte. So wild quarzte das Publikum vor 30 Jahren noch, dass der Comedian auf der Bühne nicht mal die Gesichter erkennen konnte. Das erzählt er zumindest an diesem Samstagabend, an dem er erneut in Essen auf der Bühne steht. Allerdings in der Grugahalle und natürlich vor einem weitaus größeren Publikum. Und natürlich raucht es nicht im Saal.
Rauchverbot in Innenräumen bedeutet für Nuhr: bessere Luft, bessere Gesundheit. Für den 58-Jährigen ist der zurückgehende Tabakkonsum eines von vielen Beispielen, dass sich einiges in den letzten Jahren zum Besseren gewendet habe. Diese Botschaft zieht sich wie ein roter Faden durch sein Programm mit dem Titel „Nuhr hier, nur heute“. Zu viel Pessimismus, zu viel Hysterie, meint Nuhr: „Diese völlig unangemessene und ritualisierte Empörung im Land geht mir völlig auf den Sack.“
Dieter Nuhr: Früher stand der anonyme Wutbürger-Troll mit dem Bierglas in der Kneipe
Alles halb so wild, findet der gebürtige Weseler, der die düsteren Kapitel der jüngsten Geschichte abhakt: Weltkriege, Industrialisierung oder bakterielle Entzündungen vor der Antibiotika-Erfindung. Nuhr: „Die Welt war noch nie besser als heute.“ Klingt fast nach Leibniz’ Theodizee-Theorie von der besten aller möglichen Welten. Und der Philosoph unter den Comedians entdeckt diese auch in den Details: „Früher war Klo im Treppenhaus. Heute ist Internet in Hamborn.“
In dieser „Unbegreiflichkeit des Seins“ werde oft übersehen, dass es die Probleme von heute bereits gestern gab. Der anonyme Wutbürger-Troll im Internet? Der trollte bereits früher herum, nur mit Bierglas in der Kneipe: „Er hatte genau einen Follower, den Wirt.“ Ähnlich sehe es mit dem vermeintlichen Bildungsnotstand der Bundesrepublik aus: „Es war bei Pisa wie immer. Wir Deutschen waren die einzigen Trottel, die die Formulare richtig ausgefüllt haben.“
Vielleicht sollte auch Dieter Nuhr alles beim Altbewährten belassen
Mehr Gelassenheit, mehr Optimismus, das ist Nuhrs Ratschlag, der in seinem Programm traditionell auch die tagespolitischen Themen streift: Merkel, Trump, AfD – Nuhr hat schon immer versucht, seine Gags zu einem massentauglichen Kabarett zu schnüren. Doch genau das gelingt ihm nicht immer scharfsinnig. Auf der Höhe von Kabarett-Kollegen wie Volker Pispers oder Hagen Rether ist Dieter Nuhr bei weitem nicht. Und so geraten die Seitenhiebe oft zu zotig, wenn der Entertainer aus RTL-Formaten gegen Rechtspopulisten genauso wie gegen aufgebrachte Umweltaktivisten oder einen vermeintlichen Gender-Wahn austeilt.
Stark ist sein Auftritt an diesem Abend bei den alltagsphilosophischen Aspekten seines Programms. Ohne die politischen Fragen. Vielleicht sollte auch Dieter Nuhr alles beim Altbewährten belassen. Natürlich ohne rauchendes Publikum.