Essen. . Uraufführung des Musicals „Martin Luther King“ in der Grugahalle mit 1200 Sängern: Essener Chöre haben für den Auftritt seit Monaten geprobt.
Markus Strack kann es eigentlich kaum erwarten, gleich seine Stimme zu erheben und eins zu werden mit den 1199 anderen Stimmen. „Das ist ein wahnsinniges Erlebnis, da bekommt man sofort Gänsehaut“, sagt er. Normalerweise singt der 57-Jährige im Projektchor Bistum Essen, doch heute Abend sind er und sein Chor Teil eines viel größeren Spektakels: der Uraufführung des Chormusicals „Martin Luther King“ in der Essener Grugahalle.
Als sich am frühen Samstagmittag die gläsernen Türen der Grugahalle öffnen, strömen unaufhaltsam aufgeregte Menschenmassen in den Schmetterlingsbau an der Norbertstraße. „Links die Bässe und der Alt, rechts die Tenöre und der Sopran“, lenkt ein Mitarbeiter des großen Organisationsteam die Stimmen, die aus der ganzen Republik nach Essen gekommen sind. Der jüngste Sänger ist gerade mal acht, der älteste 83 Jahre alt. Sie sind das Herzstück des Musicals, das das Leben des vor 50 Jahren ermordeten Baptistenpredigers und Friedensnobelpreisträgers Martin Luther King mit 21 Songs nacherzählt.
„Ich habe selten so eine mitreißende Musik gehört“
„Ich habe selten so eine mitreißende Musik gehört. Ich werde manchmal nachts wach, und habe die Songs im Ohr“, zeigt sich Markus Strack begeistert. Ob Jazz, Gospel, Pop, Rock oder Swing, alle Genres sind vertreten. „Von dieser Musik geht eine unglaubliche Kraft aus, das kann man mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben“, ergänzt Angela Müller-Halbach, die wie Markus Strack im Projektchor des Bistums singt. Der ist übrigens einer von sechs Essener Chorgemeinschaften, die an den beiden Tagen mit insgesamt 70 anderen Chören dabei sind.
„Da kommen Emotionen hoch, die mich zu Tränen rühren!
Initiator für die Teilnahme war beim Projektchor des Bistums dessen Leiter Stefan Glaser: Als er vom neuen Chormusical der Stiftung Creative Kirche erfuhr, war er sofort Feuer und Flamme und hat seine über 100 Sängerinnen und Sänger angesteckt. „Dieses Musical ist nicht nur hoch emotional, sondern auch hochpolitisch: Denn Kings Botschaft, sich gewaltfrei für Gleichberechtigung und Menschenrechte einzusetzen, ist aktueller denn je“, sagt der Musiker. Glaser, der übrigens auch Beauftragter für Kirchenmusik im Bistum Essen ist, sitzt nicht im Publikum, sondern wird heute ganz vorne mit dabei sein: Als einer von drei Dirigenten wird er die Stimmen einfangen und leiten. „Ich bin für den Alt zuständig, das sind so um die 400 Sängerinnen“, sagt er und schwärmt von diesem unbeschreiblichen Gefühl, wenn der Mega-Chor die ersten Töne anstimmt. „Da kommen Emotionen hoch, die mich zu Tränen rühren.“
Insgesamt nur zwei Proben mit allen 1200 Stimmen und den Solisten hat es im Vorhinein gegeben. „Unser Chor hat ab September angefangen, die Songs einzustudieren“, sagt Angela Müller-Halbach. Für jede einzelne Stimme gab es zudem eine Übungs-CD für Zuhause. „Das ganze Projekt ist sehr gut geplant und präzise durchorganisiert“, loben beide Teilnehmer die engagierte Crew der Stiftung Creative Kirche.
Textsicher müssen die Sänger übrigens nicht sein, nur bei den Passagen, in denen Choreografie angesagt ist, bleibt das Textbuch auf den Stühlen liegen: „Klatschen und Swingen geht halt schlecht, wenn man was in der Hand hält“, sagt Markus Strack. Der Essener ist sich jetzt schon sicher: Von diesem Musik-Erlebnis wird er noch lange zehren.
>>MUSICAL GEHT 2020 AUF TOURNEE
2020 geht das Chormusical auf Tournee. Nach NRW kehrt es am 1. Februar (Münster), 8. Februar (Siegen) und 29. Februar (Bochum) zurück. Weitere Termine sind u.a. für Hamburg, Hannover und Bayreuth geplant.