Witten. . Beim „Himmelwärts“-Gottesdienst der Creativen Kirche ließ der Projektchor erste Auszüge aus dem neuen Musical hören. Premiere im Februar in Essen

Der Stadtgottesdienst „Himmelwärts“ der Creativen Kirche ist die etwas andere heilige Messe – moderne Kulisse im Saalbau statt traditionell eingerichteter Kirche. E-Bass, Schlagzeug und Keyboard statt Orgel.

Ein Konterfei des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King, der sich gegen die Rassentrennung einsetzte, hängt an der Wand – und das nicht ohne Grund: Bei dieser Ausgabe des Gottesdienstes konnten die Zuhörer erste Ausschnitte und Kostproben des neuen Projekts der Creativen Kirche hören: das „Chormusical Martin Luther King“, gesungen vom „Himmelwärts“-Chor und Musical-Schauspieler Andreas Wolfram. Am kommenden Wochenende feiert das neueste Werk von Autor Andreas Malessa in der Grugahalle in Essen Premiere.

Drang nach Freiheit und Gerechtigkeit

Roland Kühl, Stammgast im Stadtgottesdienst, und seine Frau Carola gehören zu den Glücklichen, die noch Tickets für die Uraufführung des Musicals bekommen haben. „Die Musik ist gut gemacht, sehr eingängig, und noch einmal deutlich moderner als das Luther-Oratorium“, resümiert der 61-Jährige aus Ennepetal nach dem Gottesdienst.

Der Stadtgottesdienst
Der Stadtgottesdienst "Himmelwärts" mit Auszügen aus dem neuen Chormusical Martin Luther King. Andreas Malessa, Journalist und Autor des Musicals über den US – Bürgerrechtler ML King. © Manfred Sander

„Ein Traum kann die Welt verändern“, sagt Musical-Autor Andreas Malessa auf der Saalbau-Bühne und bringt damit die Hauptbotschaft des Musicals auf den Punkt. „Martin Luther King wurde 29-mal verhaftet. Und trotzdem hatte er diesen Drang nach Freiheit und Gerechtigkeit.“

Ärger auf die Mächtigen

Auch in den im Gottesdienst gezeigten Ausschnitten des Musicals ist Gerechtigkeit eines der beherrschenden Motive. „Das, wogegen King damals protestiert hat, ist doch heute im Grunde nichts anderes.“ Der berechtigte Ärger auf die Mächtigen werde heute als Hass auf die Ohnmächtigen, die Schwachen dieser Welt geleitet. „Wertekonservatismus“ sei für ihn „Etikettenschwindel“.

Was er damit meint, erklärt Malessa im Anschluss an den Gottesdienst im persönlichen Gespräch. Werte seien für ihn vor allem Verhaltensweisen: „Verantwortung, Vertrauen, Solidarität. Und, ganz wichtig, Empathiefähigkeit.“ Wenn man diese Werte bewahren, wolle, so gelte es, diese vorzuleben und seinen Kindern beizubringen.

Böses Ablenkungsmanöver

Die Positionen der AfD sieht er daher auch sehr kritisch. „Die einzige Idee, die die haben, ist ‚Flüchtlinge raus‘. Das löst gar kein Problem.“ Den Hass und die Schuld für Probleme auf Leute zu lenken, die keinen Einfluss, keine Macht hätten – das sei ein „bösartiges Ablenkungsmanöver“.

2400 Sänger stehen in der Grugahalle auf der Bühne

Offizielle Premiere feiert „Martin Luther King“ am 9. und 10. Februar in der Grugahalle in Essen. Beide Veranstaltungen sind bereits ausverkauft.

2400 Sänger stehen beim Premieren-Wochenende auf der Bühne.

2020 wird das Musical auf Deutschland-Tour gehen.

Die an diesem Abend gezeigten ersten Ausschnitte des Musicals überzeugen nicht mit der Brechstange, sondern mit wohlgewählten Worten. Oft gehen sie unter die Haut und harmonieren perfekt mit der mal einfühlsamen, mal kraftvollen Musik. Ein wenig Kitsch ist so manches Mal aber doch mit dabei: „Das bleibt mein Traum, dass meine Arbeit, mein Gebet, in eurem Herzen weitergeht“ , schmettert der Chor in einem seiner Lieder.