Essen. Die Stadt Essen hat eine Sanierung des Gradierwerks beschlossen, nachdem zunächst der ersatzlose Abriss möglich schien. Eröffnung wohl 2020.

Die Sanierung des beliebten Gradierwerks im Grugapark ist beschlossene Sache, für das Frühjahr 2020 ist die Neueröffnung geplant. Der Umweltausschusses des Rates gab dafür jetzt 300.000 Euro frei.

Die Anlage musste im Juli 2018 stillgelegt werden, weil sie wegen Schäden an tragenden Teilen nicht mehr als verkehrssicher galt. Ursprünglich war ein Totalabriss geplant, ein Neubau hätte 700.000 Euro kosten sollen. Auch der ersatzlose Wegfall wurde angesichts der hohen Kosten diskutiert. Die Lage erwies sich nach Beteiligung des Essener Landschaftsarchitekten Andreas Schröder, der die Anlage vor 15 Jahren erbaute, jedoch als nicht ganz so dramatisch.

Der Landschaftsarchitekt Andreas Schröder hat das Gradierwerk erbaut und ist jetzt auch an der Sanierung beteiligt.
Der Landschaftsarchitekt Andreas Schröder hat das Gradierwerk erbaut und ist jetzt auch an der Sanierung beteiligt. © Carsten Klein

Der Beton-und Holzkern des Gradierwerks kann demnach stehenbleiben und weise nur geringe Schäden auf. Erneuert werden muss aber die äußere Holzkonstruktion und die Befüllung mit Schwarzdorn, über das die salzhaltige Sole entlangrieselt. Der Schwarzdorn stehe als Naturprodukt kurzfristig nicht zur Verfügung, was Hauptgrund dafür sein soll, weshalb das sanierte Gradierwerk erst im Jahr 2020 zur Verfügung steht, heißt es. Die Produktion 2018 sei komplett verkauft gewesen, so dass Grün und Gruga nichts anderes übrig bleibe, als sich die Ernte 2019 zu sichern. Der Schwarzdorn müsse alle 15 Jahre ausgetauscht werden. Diese Zeit sei nun rum.

Mehr Automatisierung soll die Personalkosten beim Betrieb der Anlage senken

Modernisieren will der Grün- und Grugabetrieb auch die Technik, die danach dank weitgehender Automatisierung mit deutlich weniger personellem Aufwand auskommen soll. Sind derzeit für die Wartung und Steuerung der Anlage noch zehn Arbeitsstunden pro Woche erforderlich, sollen es künftig nur noch zwei Stunden sein. Auch dies spreche für die rasche Sanierung, da langfristig Personalkosten gespart werden könnten.

Unumstritten ist mittlerweile immerhin, dass das Gradierwerk erhalten bleiben soll. „Das Gradierwerk ist ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitspfads im Grugapark, der von den Parkbesuchern und den Kunden von Kur vor Ort sehr intensiv genutzt wird.“ Es habe zahlreiche Nachfragen von Besuchern gegeben, die die Anlage mit ihrer gesundheitsfördernden Wirkung vermissten. Auch das Parkentwicklungskonzept sehe einen Weiterbetrieb vor.

Verzögerung der Sanierung hätte das Risiko von Mehrkosten zur Folge

Die Verwaltung von Grün- und Gruga machte darauf aufmerksam, dass eine spätere Sanierung unkalkulierbare Kostenerhöhungen zur Folge hätte, weil wichtige Teile der Anlage dann drohten weiter zu verrotten. Auch dies hat offensichtlich dafür gesorgt, dass die Ratspolitik die 300.000 Euro in einem Rutsch bereitstellte und eine schrittweise Sanierung über mehrere Jahre verwarf. Diese hätte dazu geführt, dass die Gruga-Besucher noch mehrere Jahre auf das Angebot hätten verzichten müssen. Auch so entsteht nun eine Lücke von voraussichtlich fast zwei Jahren.

>> GRADIERWERKE

  • Gradierwerke sind ursprünglich Anlagen zur Salzgewinnung. Schon lange werden sie aber nur noch zu Kur- und Gesundheitszwecken betrieben und sind deshalb charakteristisch für Kurorte. Durch die herabrieselnde Sole wird die Luft in der Nähe des Gradierwerks mit Soletröpfchen und Salz angereichert, das Wasser bindet Partikel in der Luft.
  • Dies hat ähnlich wie Seeluft gesundheitsfördernde Wirkung, etwa für Allergiker und Asthmatiker. Durch das Einatmen salzhaltiger Luft werden die Atemwege befeuchtet und die Atemorgane positiv beeinflusst.