Essen. . Seit 1972 haben die Essener einen Eisstockschützen-Verein. Wie der Sport funktioniert, zeigten die Mitglieder bei Essen On Ice.
Greifen, schwingen, werfen – so funktioniert Eisstockschießen. Vereinfacht ausgedrückt. Die Details erklärten die Mitglieder des Eisstockschützen-Vereins am Mittwoch bei Essen On Ice allen, die es mal ausprobieren wollten.
„Wir sind Essens ältester und einziger Eisstockschützen-Verein“, sagt Dieter Voß. Der 77-Jährige ist seit 17 Jahren Mitglied und mittlerweile Zweiter Vorsitzender. Was er an dem Sport schätzt? „Die Gemeinschaft“, antwortet er. „Und es macht einfach Spaß.“
Taktik und Koordination sind gefragt
Zu sechst sind die Herren heute auf der Eisbahn, um Tipps zu geben und um selbst zu spielen. Ihr Erkennungszeichen: ein gelb-blauer Anstecker mit dem Vereinslogo. Und sie tragen alle Hüte. Die seien aber nicht Teil des Mannschaftsoutfits, erklärt Kurt Eickhoff und lacht. Der 79-Jährige trägt einen grauen Filzhut mit Federn. „Was Bayerisches“, sagt er. Dort sei der Sport viel populärer als hier im Ruhrgebiet.
„Es ist ein sehr taktisches Spiel“, sagt er. Und Gefühl brauche man. Außerdem eine gute Koordination und Kraft in den Armen. Bis zu fünf Kilogramm könne ein Stock wiegen. „Die muss man erstmal in Bewegung kriegen“, sagt Eickhoff.
Jeder Stock rutscht anders
Cornelia Radzuweit hat augenscheinlich keine Probleme, den Stock, der eher wie ein flacher Kreisel aussieht, anzuheben. In großem Bogen schwingt die 59-Jährige ihn nach hinten und lässt ihn über die Bahn flitzen. „Jeder Stock rutscht etwas anders über das Eis.“ Am Anfang sei das eine Herausforderung gewesen. „Da hat man sich noch geärgert“, sagt sie lachend.
Sie und ihre Fahrradgruppe sind heute zum dritten Mal zum Eisstockschießen bei Essen On Ice auf dem Kennedyplatz. „Wir probieren gerne besondere Sachen aus, die den Spaßfaktor erhöhen“, sagt ihr Teamkollege Egon Schultz. Der Rest der Mannschaft: nur Männer. Und auch im Verein ist die Frauenquote gering: Nur eine Frau ist noch dabei.
Verein wurde 1972 gegründet
„Wir hatten aber schon mal eine Weltmeisterin bei uns im Verein“, sagt Siegfried Litges, den alle nur „Siggi“ nennen. Wann genau das war, das weiß er nicht mehr. Der 82-Jährige ist Vorsitzender des Vereins und einziges verbliebenes Gründungsmitglied.
Aktuell zählt der Verein nur noch neun Mitglieder. „Bei der Gründung waren wir über 70 Leute“, erinnert sich Litges. 1972 war das. Seine Augen blicken durch getönte Brillengläser unter seiner Hutkrempe hervor. Den Rückgang erklärt Vereinsmitglied Eickhoff so: „Viele leben nicht mehr oder haben gesundheitliche Beschwerden.“
Eisstockschießen klappt auch im Sommer
Verein der Eisstockschützen sucht Mitglieder
Wer das Eisstockschießen ausprobieren möchte, kann zu den Trainingszeiten vorbeikommen: September bis April in der Eissporthalle Essen-West, Di 19.15-21.30 Uhr. Mai bis August Am Hallo in Essen-Stoppenberg, Mo+Di 19-21 Uhr.
Interessenten müssen nichts mitbringen außer festem Schuhwerk. Damit sie auf dem Eis nicht rutschen, kommen Gummibänder um die Schuhe.
Auch bei Essen On Ice kann gespielt werden. Die Eisstockbahnen sind täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Kosten: 35 Euro pro 60 Minuten.
Bis vor drei Jahren haben die Sportler noch an Turnieren teilgenommen. „Gutes Mittelfeld“ waren sie da, schätzt Eickhoff. Trainiert wird aber immer noch: einmal pro Woche im Winter, zweimal pro Woche im Sommer. Dann auf Asphalt. „Sommerstockschießen heißt das dann“, erklärt Dieter Voß.
In jeder größeren Stadt gebe es einen Verein. „In Krefeld haben sie sogar eine Jugendmannschaft“, sagt Voß und klingt ein bisschen neidisch. Auch die Essener hoffen auf den Nachwuchs. Damit Essens ältester und einziger Eisstockschützen-Verein auch weiterhin bestehen bleibt.