Essen. . Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule wird Talentschule, erhält mehr Lehrerstellen und Geld. SPD-Politiker Frank Müller kritisiert das NRW-Programm.
Nachdem bekannt geworden ist, dass die Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck als bislang einzige Essener Schule am NRW-Förderprogramm „Talentschule“ mitmachen kann, äußert sich die SPD enttäuscht. Am Freitag waren die Namen der 35 Schulen in NRW bekanntgegeben worden, die nach der ersten Bewerbungsphase ausgewählt wurden. Künftige „NRW-Talentschulen“ erhalten mehr Lehrer und Geld. In Essen wurde nur Heinemann ausgewählt.
Acht Bewerbungen aus Essen
„Es gab acht Bewerbungen aus Essen. Nur eine Schule aus Essen – das ist einfach zu wenig. Wir haben immer gewarnt, dass ein Großteil der Schulen leer ausgehen wird“, kritisiert der Essener SPD-Landtagsabgeordnete Frank Müller. „So sehr ich mich für Heinemann freue, tut es mir für alle anderen Schulen leid. Auch sie leisten gute Arbeit, werden aber künftig nicht gesondert gefördert.“
So ähnlich hatte sich schon Ende der vergangenen Woche der Leiter Gustav-Heinemann-Gesamtschule geäußert: „Verdient hätten es eigentlich alle Schulen im Essener Norden“, hatte Lukas Rüenauver gesagt. Auch der FDP-Landtagsabgeordnete Frank Witzel hatte angekündigt: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass weitere Essener Schulen folgen, die dann von Stadt und Land die notwendige Unterstützung und die zusätzliche Ressourcen für eine erfolgreiche Schulentwicklung erhalten.“
Schule überzeugte mit multikulturellem Bildungskonzept
Um als „NRW-Talentschule“ 20 Prozent mehr Lehrerstellen und ein Plus aufs Fortbildungs-Budget von 2500 Euro jährlich zu erhalten, mussten interessierte Schulen ein Kurzprofil einsenden mit dem Wichtigsten der pädagogischen Konzepte. Zur Bewertung der Bewerbungen hat die Jury zudem Merkmale und Daten rund um die einzelne Schule herangezogen. Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule überzeugte vor allem mit ihrem Ansatz, als Europaschule in Essen mit einem Schwerpunkt auf der kulturellen Bildung zu zeigen, dass eine multikulturelle Gesellschaft keine Gefahr darstellt, „sondern eine große Chance ist“, sagt Schulleiter Lukas Rüenauver. „Wir wollen mit und an unserer Schule zeigen, dass Integration gelingen kann.“
Bochum hat drei, Gelsenkirchen vier Talentschulen
Auch interessant
In Bochum wurden vom Land drei Schulen zu Talentschulen erklärt, in Dortmund auch, in Duisburg zwei, in Gelsenkirchen vier. SPD-Politiker Frank Müller kritisiert jetzt eine fehlende, übergeordnete Strategie des Schulversuchs der schwarz-gelben Landesregierung: „Die Einführung eines schulscharfen Sozialindexes wäre der richtige Schritt gewesen, an dem sich die Ressourcenverteilung orientiert. Denn dadurch könnte man zielgerichtet fördern, und zwar überall, wo es nötig ist. Gerade bei uns in Essen wäre das ein vielversprechender Ansatz.“
Zum Schuljahr 2020/21 wird es eine zweite Bewerbungsrunde geben. Insgesamt will das Land NRW 60 Schulen als Talentschulen fördern.