Essen-Holsterhausen. . Die Attraktivität der früher beliebten Einkaufsmeile hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Doch einige Neueröffnungen machen Hoffnung.
Früher war die Gemarkenstraße eine florierende Einkaufsmeile. Doch das Image hat gelitten: ein zunehmend unausgewogener Branchenmix, zu wenige Verweilmöglichkeiten, kaum Außengastronomie. Kurzum: Die Gemarkenstraße ist zu großen Teilen unattraktiv, sagen Kritiker. Fragt man die Einzelhändler vor Ort, gehen die Meinungen auseinander.
Brigitte Rust kennt sich aus. Gemeinsam mit ihrem Mann J. Peter Rust betreibt sie eine Goldschmiede samt Juweliergeschäft. Ihr Familienbetrieb ist seit 1968 in Holsterhausen ansässig. Sie erinnert sich: „Ende der 1990er Jahre verließen immer mehr Geschäfte die Gemarkenstraße.“ Auch wegen der wachsenden Konkurrenz in Rüttenscheid. „Aber dort haben sie auch eine funktionierende Werbegemeinschaft. Hier bekommen wir die Anbieter einfach nicht unter einen Hut.“
Neues Geschäft für E-Zigaretten öffnet Samstag
Nachgekommen sei in Holsterhausen nur wenig. Ein Qualitätsverlust auf Raten, der sich besonders in den vergangenen vier Jahren durch zunehmende Leerstände bemerkbar mache.
Für die Zukunft zeichnet Brigitte Rust daher ein trauriges Szenario, auch, weil an den Cranachhöfen eine weitere Holsterhauser Mitte wächst: „Die Drogerie-Kette dm wird in das neue Center an der Rubensstraße ziehen. Das wird uns viele Kunden kosten.“ Selbst die jüngsten Neueröffnungen machen wenig Hoffnung: „Das sind erfreuliche Ansätze, aber die guten Zeiten sind vorbei und kommen nicht wieder.“
Zu den Neuzugängen zählt Frane Piljic, der am heutigen Samstag ein Geschäft für E-Zigaretten an der Gemarkenstraße 77 eröffnet. Die Auslage hat er neu gestaltet. Dass er den richtigen Standort gewählt hat, davon ist er überzeugt: „Ein ähnliches Angebot gibt es nicht in der Nähe, sieht man von Frohnhausen einmal ab. Sein Geschäft sieht er nicht zu weit vom Schuss. „Ich bin mit dem Ambiente hier zufrieden.“
„Neue Mitte“ als Konkurrenz
Erst vor knapp sieben Wochen eröffnete Nabaz Law sein Restaurant La Fiamma an der Kahrstraße, betreibt jedoch schon seit zwölf Jahren einen Pizza-Service auf der Gemarkenstraße. „Das Restaurant wird sehr gut angenommen“, sagt Law. „So viele Angebote, wo man schön sitzen kann, haben wir ja hier nicht.“
Doch auch Tino Schröder, seine „rechte Hand“, merkt, dass die Luft dünner wird: „Hier gab es bis 2008 den Bunten Herbst, ein Straßenfest, das jede Menge Publikum zog. Da war bis spät abends immer was los.“ Doch als der Organisator und das Sponsoring wegbrachen, war Schluss mit lustig.
Mittlerweile sei nur noch am Gemarkenplatz und Umgebung etwas los. „Je mehr man in die Gemarkenstraße geht, desto langweiliger und übersichtlicher wird das Warenangebot. Wir haben hier allein ein Dutzend Friseure.“ Zu den Cranachhöfen sagt Schröder: „Das kann in beide Richtungen gehen. Wir warten es mal ab.“
Außengastronomie der Eiscafés ist gut besucht
Nashic Dalifi, Chef des Eiscafés Dolce Vita, mag davon nichts hören. „Die Gemarkenstraße ist besser als ihr Ruf.“ Früher war sein Café dort zu finden, wo vor einem Monat der Süßwarenhandel Lecker Lecker aufmachte. Doch seit drei Jahren residiert er gegenüber, weil er dort eine Außengastronomie betreiben kann. Die Fläche vor dem Eiscafé mietet er von März bis Oktober von der Stadt an. Und die sei stets gut besucht, wie auch das zweite Eiscafé vor Ort.
Was sich Dalifi wünscht, ist eine größere Flexibilität der Vermieter. „Meine Vermieterin ist da sehr kooperativ und hat alles getan, damit die Ladenlokale belegt sind.“ Gegenüber stehe aber ein Geschäft schon drei Jahre lang leer. „Und Leerstand ist der Tod einer jeden Einkaufsmeile.“
Pizza-Express will im Sommer umziehen
Die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat auch Mehran Atefi, der seinen „Pizza-Express“ seit vier Jahren rollen lässt. Gerne würde er zwei Häuser weiter an die Gemarkenstraße 82 umziehen. „Mein Geschäft hat eine ungünstige Aufteilung. Die Küche ist zu groß, dafür ist der Laden praktisch schon voll, wenn vier Kunden auf einmal kommen.“ Vom neuen Standort verspricht er sich mehr Komfort für die Gäste und Platz für eine barrierefreie Toilette.
„Noch hat die Stadt kein grünes Licht gegeben, doch ich hoffe, dass dies schon Ostern der Fall ist und wir im Sommer umbauen können.“ Generell wünscht er sich eine handlungsschnellere Verwaltung: „Für eine Blumenampel-Aktion hat Harald Hagen von der Initiative „Wir sind Holsterhausen“ ein Jahr lang gekämpft. Schade, dass dies so lange gedauert hat.“
>> AUCH ONLINE-HANDEL MACHT ZU SCHAFFEN
Seit über 48 Jahren verkauft Gabriele Ritter in ihrem Geschäft „Gabriele Bense“ Geschenkartikel, Lampen, Schmuck und Wohnaccessoires. Sie hat den schrittweisen Attraktivitätsverlust der Gemarkenstraße über all die Jahre verfolgt. „Ungeachtet der aktuellen Probleme vor Ort, macht auch den Händlern in Holsterhausen die Konkurrenz online zu schaffen.“
Ob die Cranachhöfe der Gemarkenstraße Kunden kosten, davon ist Nashic Dalifi vom Eiscafé Dolce Vita nicht überzeugt: „Die Gemarkenstraße war schon immer eigenständig und wird es auch bleiben.“