Holsterhausen. . Leerstände und Wechsel in den Ladenlokalen machen Bürgern Sorgen, die auf Nahversorgung angewiesen sind. Aber es gibt auch Grund zur Hoffnung.

An der Gemarkenstraße scheiden sich die Geister. Die Leerstände und die häufige Fluktuation bei den Geschäften auf der Holsterhauser Einkaufsmeile sehen einige gelassen, andere aber mit großer Sorge. Menschen wie Sigrid Förster etwa, die befürchtet, dass es gerade für die alten und in ihrer Mobilität eingeschränkten Anwohner in Zukunft immer schwieriger werden wird, die täglichen Dinge des Lebens einzukaufen.

Doris Eisenmenger, Björn Ahaus, Karin Sidiropouloos, Benno Justfelder und Sigrid Förster (v.li.) machen sich Gedanken über Holsterhausens Zukunft.
Doris Eisenmenger, Björn Ahaus, Karin Sidiropouloos, Benno Justfelder und Sigrid Förster (v.li.) machen sich Gedanken über Holsterhausens Zukunft. © Tassos

Seit über 40 Jahren lebt die 63-jährige Förster in Holsterhausen, seit über 20 Jahren im Schlagschatten der Gemarkenstraße. Aktuell ist sie auf einen Rollator angewiesen und glaubt daher, noch weit besser nachvollziehen zu können, wie sich diejenigen fühlen, die schlecht zu Fuß sind oder gar nicht mehr laufen können.

Als Sigrid Förster mitbekam, dass der dm-Markt und auch Edeka im kommenden Jahr nach nebenan in die neu gebauten Cranachhöfe wechseln, wurde sie aktiv. Für Menschen, die gut laufen können, sei das im Grunde nur ein Katzensprung und kein Problem. Aber für die anderen? „Die Cranachhöfe sind Segen und Fluch zugleich.“

Wer gute Fachgeschäfte will, muss dort auch einkaufen

Um ihre Gefühlslage zu untermauern, hatte sich Förster dieser Tage Verstärkung geholt. Menschen aus der Politik, die vielleicht etwas bewegen können. Doris Eisenmenger von den Grünen, Holsterhausens SPD-Chef Benno Justfelder und die für die SPD in der Bezirksvertretung III aktive Karin Sidiropoulos waren gekommen. Mit dabei auch Björn Ahaus, der an der Gemarkenstraße 72 im Dezember das Fachgeschäft für Stadtwandel eröffnen will, aber bereits am heutigen Samstag zum Reinschauen einlädt.

Die Bäckerei Lindner hat jüngst Insolvenz anmelden müssen.
Die Bäckerei Lindner hat jüngst Insolvenz anmelden müssen. © Socrates Tassos

Sie alle sind vergleichsweise entspannt, würden für mehrere aktuelle Leerstände doch bereits Nachmieter parat stehen. Wie etwa in Nummer 74, wo lange „Käse Pape“ zuhause war und alsbald nun eine Essener Metzgerei einzieht. Justfelder: „Die kann aber auch nur überleben, wenn die Menschen mal dort einkaufen.“

Der Pizza-Express (Nr. 86) vergrößert sich und zieht demnächst um in den ehemaligen Geschenkartikel-Laden nur wenige Meter weiter. Dorthin, wo ganz früher mal ein edles Ledergeschäft war. Ähnlich auch die Reinigung „Clean Fresh“, die einen Leerstand nutzte, um sich selbst zu verbessern.

Großes Geschäft von Optik Bessel steht nun schon seit einigen Jahren leer

Natürlich gibt es auch Härtefälle, die bereits lange niemand mieten möchte. Das große Eckgeschäft etwa, die Hausnummer 79, in der lange Jahre „Optik Bessel“ zu finden war, bevor der 2015 aufgab. Sideropoulos: „Seitdem steht der große Laden leer. Sieht wirklich nicht schön aus.“ Und was einmal aus dem Restaurant „Nikopolis“ wird, weiß ebenfalls niemand. Solche großen Immobilien seien halt schwer zu vermieten.

Für Sigrid Förster ist das kein wirklicher Trost. Und daran, dass die Postbank-Filiale an der Holsterhauser Straße 64 am Dienstag schloss und tags darauf alternativ eine Partnerfiliale in unmittelbarer Nähe an der Savignystraße 73 eröffnete, wird sie sich erst gewöhnen müssen.

Postbank-Sprecher verweist auf andere Möglichkeiten der Bargeldversorgung

Postbank-Sprecher Ralf Palm hält das für kein großes Problem: „Die nächste Möglichkeit zur kostenfreien Bargeldversorgung finden Kunden am Rüttenscheider Stern 7 oder im Essener Südviertel in der Von Schmoller Straße 1 bei Shell. Darüber hinaus bieten viele Supermärkte inzwischen das Cashback-Verfahren an, bei dem man sich beim bargeldlosen Bezahlen kostenfrei Geld auszahlen lassen kann.“ Diesen Service fänden Kunden unter anderem bei dm an der Gemarkenstraße 43.“

So ist es irgendwie ein Kommen und Gehen in Holsterhausen. Und obwohl ihnen eine echte Handhabe fehlt, weil sich leerstehende Lokale in Privatbesitz befinden, will die Bezirkspolitik aktiv werden. Erstes Ziel ist es, so viele Vermieter wie möglich zusammenzutrommeln.