Essen. . Opernhaus kommt auf den Hund. Beim „Ring an einem Abend“ stehen auch Loriots Lieblingstiere auf der Bühne. Bericht von einem besonderen Casting.

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat schon Loriot gewusst. Und weil der Humorist bald im Aalto das Wort hat, soll auch das Wuff nicht fehlen. Das Essener Opernhaus ist auf den Hund gekommen. In „Der Ring an einem Abend“ mit Musik von Richard Wagner und Sprechtexten von Vicco von Bülow sollen die Vierbeiner ab dem 24. Februar auftreten, sitz machen, ein bisschen bellen und über die Bühne spazieren. In diesen Tagen wurde deshalb zu einem an deutschen Musiktheatern bislang wohl einzigartigen Mops-Casting geladen.

„Otello“ und „Caruso“ wetteifern um die Gunst des Regisseurs

Sie kommen mit glänzendem Fell, manche sogar mit roter Schleife am Halsband und natürlich mit aufgeregtem Hecheln: Möpse, Möpse, Möpse. Manche von ihnen sind schon dem Namen nach für die große Bühnen-Aufgabe prädestiniert: „Caruso“ beispielsweise, ein strammer Rüde aus Ratingen, der sich auf dem Klavier-Schemel gleich bühnenwirksam positioniert. Ein „Otello“ ist auch darunter und nach der ersten Sichtung schnell in die Endrunde vorgerückt, dann allerdings allzu interessiert ist am verlockenden Geruch einer anderen Hundedame. Läufig oder nicht? Auch derlei intime Fragen müssen bei einem Hunde-Casting Erwähnung finden.

Regisseur Sascha Krohn hat genaue Vorstellungen von dem, was die vierbeinigen Kandidaten mitbringen müssen. „Sie müssen zutraulich sein und an einer bestimmten Stelle anfangen zu jaulen oder zu bellen.“ Kein Problem eigentlich für Mopsdame Ria, die für ihren Einsatz allerdings keine Sopranstimme, sondern eine Sirene braucht. „Da singt sie mit“, sagt Candice Newgas, die mit ihrer achtjährigen Hündin zum Casting gekommen ist. Wie die meisten Bewerber gehört sie zu einem der auf Möpse spezialisierten Essener Hundevereine, wo sich die ungewöhnliche Anfrage aus dem Opernhaus schnell rumgesprochen hat.

Rund 30 vierbeinige Bewerber sind gekommen, die sich auf der Aalto-Probebühne von der eingespielten Wagner-Musik nicht aus der Fassung bringen lassen. Was von Vorteil ist angesichts der rauschhaften Klänge, die da später live aus dem Orchestergraben kommen werden. „Caruso ist so’ne coole Socke, der macht alles mit“, zeigt sich Herrchen Rolf Daniele zuversichtlich. Allerdings bringt Caruso als häufiger „Pur“-Hörer nicht die Erfahrung mit, die „Bruno“ vorweisen kann. „Unsere Kinder sind echte Wagner-Fans und pilgern regelmäßig nach Bayreuth“, erzählt Bianca Hellfeier aus Duisburg. Irgendwie muss die Begeisterung auf Bruno abgefärbt sein, der schon mit einem Jahr ein Auge verloren hat, doch nun mit gewinnendem Mops-Blick in eine große Solo-Zukunft als Wagnerhund schaut. „Der Wotan-Hund“, nennt ihn Sascha Krohn schon nach kurzer Zeit vertraulich. Und auch Aalto-Mezzosopranistin Bettina Ranch wird sich mit dem kleinen kompakten Kerl wohl rasch anfreunden. Sie tritt in diesem Wagner-Schnelldurchlauf als Fricka auf und muss Möpse zumindest rollengemäß scheußlich finden.

„Der Mops ist Vollendung und gleichzeitig Karikatur des Hundes“

Für Candice Newgas ist das im wahren Leben natürlich unvorstellbar. „Möpse sind sehr gesellig und menschenbezogen“, erklärt die Hundehalterin. Als Gesellschaftshunde seien sie schließlich erzogen worden, der Jagdtrieb sei praktisch ausgemerzt, „aber für ihr Futter tun die alles“, lacht die Dortmunderin, die ihren ersten Mops aus dem Tierheim bekommen hat. Die achtjährige Ria ist bereits die Nummer zwei. „Irgendwann ist man einfach mopsverrückt!“, sagt Candice Newgas. Und würde in diesem Punkt wohl nicht nur viel Zustimmung von Vicco von Bülow ernten, der sich nicht nur in seiner Biografie „Möpse und Menschen“ als echter Fan der Gattung geoutet hat. Auch Literaturkritiker Hellmuth Karasek hat sich über den Mops schon Gedanken gemacht. Er sei „Vollendung und gleichzeitig Karikatur des Hundes“. Und ab dem 24. Februar ist er außerdem ein echtes Bühnentier.

>> „DER RING AN EINEM ABEND“ IM AALTO

  • „Der Ring an einem Abend“ komprimiert die mythisch verschachtelte Handlung von Wagners „Ring“-Tetralogie.
  • Die Spieldauer wird so von insgesamt 15 auf drei Stunden verkürzt. Die Kurzfassung wird von Loriots augenzwinkernden Kommentaren begleitet.
  • Das Aalto-Theater präsentiert den Abend in einer szenischen Fassung. Neben den Solisten des Aalto-Theaters ist auch Grillo-Schauspieler Jens Winterstein als Sprecher zu erleben.
  • Premiere am 24. Februar. Weitere Termine, 2. März, 14. April, 26. Mai, 8. Juni. 5. Juli. Tickets unter Tel. 0201/8122-200.