Essen. . Das GOP widmet erstmals einem einzigen Land eine Show. „Sông Trăng“ entführt auf poetisch-kraftvolle Weise nach Vietnam. Jubel bei der Premiere.

Bei Varieté denken viele an Artisten in Glitzerkostümen, die mit Tempo, Biegsamkeit, Kraft oder Witz bestechen. Höher, schneller, weiter ist aber nicht das Ziel von Regisseur Knut Gminder. Er erzählt jenseits von Nummernshows gern Geschichten. So auch bei „Sông Trăng“, was bedeutet: „Wenn der Mond sich im Fluss spiegelt“. Sinnlich und kraftvoll, traditionell und modern zeigt er ein Stück Vietnam. Damit widmet sich das GOP erstmals einem einzigen Land.

Im April 2018 hat Knut Gminder, der für bemerkenswerte Abende wie „Elektro“, „Slow“ oder „Trust me“ sorgte, sechs Wochen in Vietnam mit der „Vietnam Circus Federation“ und der Compagnie Cie Xich-Lo eine Show erarbeitet und zugleich dem Pulsschlag dieses sozialistischen Staates nachgespürt. Bilder, Geräusche, Musik, Symbole des alltäglichen Lebens und das, was die 13 mitwirkenden Künstler selbst zeigen wollten, hat er übersetzt für westliche Augen und Ohren. Begleitet von althergebrachten Klängen oder einheimischem Hip-Hop ist ihm ein Meisterstück gelungen.

Die Artistik  aus der GOP-Show „Sông Trăng“ wirkt reduziert, aber um so wirkungsvoller. Bühne und Geräte sind aus Bambus hergestellt.
Die Artistik aus der GOP-Show „Sông Trăng“ wirkt reduziert, aber um so wirkungsvoller. Bühne und Geräte sind aus Bambus hergestellt.

Ein kleiner buddhistischer Tempel mit Gaben begrüßt die Zuschauer im GOP. Die Gaben der Artisten sind auf der Bühne zu bewundern, die extrem schlicht und authentisch wirkt. Frauen, die sich geschmeidig durch den Luftring winden und dem Mond huldigen, den Fluss choreografisch zum Leben erwecken oder der Liebe zur Natur zwischen Lotusblüten mit einer ausgefeilten Antipoden-Nummer ein Zeichen setzen. Das hektische Treiben in Hanoi findet ebenso seinen Platz wie das arbeitsame Leben im Dorf, das aus Bambus entsteht, dem wichtigsten Werkstoff in Vietnam.

Alles ist hier im Fluss, greift ineinander. Die Bambusstämme verzahnen sich zu Trapez oder Leiter, die Artisten zu Formationen. Nie steht nur ein Einzelner im Rampenlicht. Wer nicht in Aktion ist, gestaltet das Bühnenbild mit oder sorgt für die Absicherung bei Soloattraktionen. Alle ziehen an einem Strang. Eindrucksvoller hätte man kaum erzählen können, wie wichtig die Gemeinschaft in dem rund 9.000 Kilometer entfernten Land ist. „Alle denken nur an die anderen. Deshalb denken ganz viele an einen“, erklärt der Regisseur das gesellschaftliche Gefüge.

Das Gefühl des Miteinanders springt auch auf die Zuschauer über. Sie staunen über halsbrecherische Balanceakte oder den Greifvogel, der sich an den Strapaten entwickelt, sie schmunzeln über das Fußballspiel mit einem Federball oder einen ewig fotografierenden Touristen, sie fiebern mit dem Liebespaar, das sich zu „Moon River“ findet. Stehende Ovationen gibt es für diese leidenschaftliche Show. Emotionale Ausbrüche kennen die Artisten aus ihrer Heimat nicht und genießen offensichtlich den Auftritt in der Fremde.

GOP Comedy Club startet mit Ralf Senkel

Das GOP, Rottstraße 30, zeigt seine Varieté-Show „Sông Trăng“ mit Künstlern aus Vietnam bis zum 3. März.

Außerdem gibt es am 29. Januar um 20 Uhr den ersten GOP Comedy Club des Jahres. Gastgeber Ludger K. empfängt unter anderen den rheinisch geprägten Humoristen Ralf Senkel.

Kartenreservierungen und weitere Infos: 247 93 93 oder im Internet unter: www.variete.de