Essen. . Die Enttäuschung an den vier Essener Schulen ist groß. Die Gymnasien beklagen vor allem die deutlich schlechteren Bedingungen für die Inklusion.

Wer sein behindertes Kind zum neuen Schuljahr an einem Essener Gymnasium anmelden will, wird nur noch an der Alfred-Krupp-Schule (AKS) fündig. Spätestens zum Schuljahr 2020/21 wird aber auch in Holsterhausen Schluss sein. Ebenso wie das Gymnasium Borbeck, das Gymnasium Überruhr und das Gymnasium an der Wolfkuhle in Steele steigt die „Penne“ an der Margaretenstraße aus dem gemeinsamen Lernen behinderter und nicht behinderter Kinder aus.

Aufgenommen werden höchstens noch körperlich behinderte Jungen oder Mädchen, die am normalen Unterricht – unter Umständen mit Hilfsmitteln – teilnehmen können. Wer eine „zieldifferente“ Beschulung abseits der Förderschulen sucht, wird an die Essener Gesamtschulen, Realschulen oder Hauptschulen verwiesen.

„Das lässt sich pädagogisch nicht verantworten“

„Wir sind sehr enttäuscht, aber unter den vom Land vorgegebenen Bedingungen ist die Inklusion an einem Gymnasium nicht mehr möglich“, sagt AKS-Direktor Berthold Urch, der gleichzeitig auch Sprecher der Essener Direktoren-Konferenz ist. „Das lässt sich pädagogisch nicht verantworten.“ Entsprechend deutlich fielen die Voten in den Schulkonferenzen der vier Gymnasien aus: „Uns blieb nur der Ausstieg.“ Für ein Festhalten an der Inklusion hätte es schon einer Zwei-Drittel-Mehrheit in der Konferenz bedurft.

Der Frust in den Kollegien sitzt tief – an allen vier Gymnasien. Seit dem Schuljahr 2010/2011erfüllte die Alfred-Krupp-Schule als erstes Gymnasium in Essen die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention – öffnete sich der Inklusion und dem gemeinsamem Lernen. „Wir haben einen guten Weg und ein gutes pädagogisches Konzept erarbeitet, wir haben viel Wert auf ein soziales Schulklima gelegt, und das ist uns auch gelungen“, sagt Direx Berthold Urch.

Die Euphorie war beim Start groß

Die Euphorie und Unterstützung von Stadt und Land sei anfangs sehr groß gewesen: „Kleine Klassen, eine ausreichende Zahl an Sonderpädagogen – wir haben das wirklich mit Leben gefüllt.“ Im Laufe der Jahre hätten sich allerdings die Rahmenbedingungen immer weiter verschlechtert. Von der versprochenen Küche für den notwendigen Hauswirtschafts-Unterricht und den Technikraum sei keine Rede mehr gewesen: „Zu teuer, baulich zu schwierig“, hieß es seitens der Stadt, „wir wurden hingehalten, im Erlass sei keine Küche vorgesehen, nur der Unterricht vorgeschrieben“, ärgert sich Urch.

Kürzungen beim Stellenplan der Sonderpädagogen

Noch gravierender aber wirken sich die Kürzungen beim Stellenplan der Sonderpädagogen aus: „Der neue Schlüssel ist ein Witz, damit lässt sich kein gemeinsamer Unterricht realisieren.“

Das, so heißt es im Düsseldorfer Schulministerium, sei an den Gymnasien auch gar nicht mehr gewollt: Behinderte Kinder sollen wieder stärker die Förderschulen besuchen.