Die drei exotischen Pflanzenschauhäuser im Grugapark sind marode und werden 2019 saniert. Kosten von 2,5 Mio Euro teilen sich Stadt und Bund
Dauernieselregen und Kälte können der Besuchergruppe im Grugapark nichts anhaben: Sie stehen bei angenehmen 22 Grad im Regenwaldhaus zwischen Palmen, Monstera, Geigenkastenficus und Bananenstauden. Es riecht nach feuchter Erde und üppiger Vegetation, und vor lauter sattem Grün verschwindet der graue Januarhimmel fast vollständig. Gerade erklärt Landschaftsgärtner Winfried Geschwinder, was es mit dem chinesischen Riesenbambus auf sich hat. „Der wächst täglich bis zu 25 Zentimeter, ist so hart, dass er sich durch alles durchbohrt, und wurde früher als Folterwerkzeug benutzt, indem man Menschen einfach auf Sprösslinge festgesetzt hat“, erzählt Geschwinder.
Tropenhäuser sind Wahrzeichen des Grugaparks
Der 60-Jährige, der regelmäßig Besucher durch die exotische Pflanzenwelt führt, ist ein ausgewiesener Experte: Winfried Geschwinder arbeitet seit über 40 Jahren in den Pflanzenschauhäusern des Grugaparks. „Sonnenkinder“ nennt er fast liebevoll die Pflanzen aus aller Welt, die sich unter den drei pyramidenförmigen Glasdächern verbergen und besonders im Regenwaldhaus schnell in die Höhe wachsen. „Ein Tropenhaus, egal wie groß, ist immer zu klein. Deswegen werden die Pflanzen von uns regelmäßig gestutzt.“
Die Häuser sind bereits seit 1985 ein Wahrzeichen des Grugaparks, doch die Jahre haben ihnen auch zugesetzt. Längst sind die prismenförmigen Waben undicht, tropft es im tropischen Regenwald wie in der Wüstenlandschaft des Sukkulentenhauses und dem sich anschließenden Bergnebelwald. Wasser schadet den Mini-Ökosystemen bis auf die Wüste zwar nicht, aber die Regulierung der Temperatur gelingt bei undichten Dächern nur noch bedingt. Dazu kommt, dass die im Regen- und Nebelwald angebrachte Sprühanlage, die für das feuchte Klima sorgen soll, ebenfalls defekt ist. „Deswegen mussten wir im vergangenen heißen Sommer täglich per Hand alles bewässern“, sagt Geschwinder.
Sanierung startet nach den Eisheiligen
Nicht nur das Dach und die Befeuchtung der 1985 eröffneten Pflanzenschauhäuser bedarf einer Erneuerung. Die gesamte Steuerungstechnik entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Deswegen beginnt in diesem Frühjahr eine umfangreiche Sanierung der Häuser. „Wir starten damit nach den Eisheiligen“, erklärt Martin Gülpen von Grün und Gruga. Alle Dächer werden dann komplett erneuert, ebenso die Heizungs-, Klima, und Berieselungsanlage.
„Damit die Pflanzen keinen Schaden nehmen, werden wir nie das komplette Dach abdecken, sondern Seite für Seite sanieren“, sagt Gülpen. Auf die vorhandene Tragkonstruktion wird ein Energie einsparendes Membrandach montiert, das sich unter anderem im größten Gewächshaus der Welt in Cornwall und bei der Allianzarena in München bewährt hat. Statt Acrylglas sollen nun spezielle Folienkissen zum Einsatz kommen, die über ein geringes Eigengewicht und eine hohe Lichtdurchlässigkeit verfügen. Auf 2,5 Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten, die Stadt und Bund sich teilen. Bis zum Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Modernisierung wird die Existenz der Philodendren und Palmen, der Bonsais und Kakteen, des Farnbaums und Springkrauts auch in Zukunft sichern. Dass sie gerade kein gutes Bild abgeben, liegt aber weniger an der veralteten Technik als an der Jahreszeit. „Fast alle Pflanzen befinden sich im Wintermodus, bekommen derzeit einfach zu wenig Licht und Sonne“, erklärt Winfried Geschwinder.
Schwiegermuttersitz ist der Star im Wüstenhaus
Gerade steht er mit den Besuchern vor dem berüchtigten Schwiegermuttersitz: Der riesige Goldkugelkaktus, der in der Fachsprache Echinocactus grusonii heißt, ist einer der Stars in der Wüstenlandschaft. Genauso wie die schlanken Papayabäume, die anmutigen Farne (die gibt es bereits seit 400 Millionen Jahren) und die Norfolk-Araukarie im Nebelwaldhaus. Hier, wo Orchideen fast schwerelos auf bemoosten Baumstämmen balancieren, kennt Geschwinder jedes Blatt und jeden Stängel: „Das ist mein Lieblingsort“, sagt er. Kein Wunder: Der Gärtner hat schließlich vor 33 Jahren das Haus mitgestaltet und beinahe jede Pflanze persönlich aufgezogen.