Essen-Rüttenscheid. . Immer mehr geflüchtete Frauen suchen Hilfe in der Beratungsstelle. Deren Kampagne „Luisa ist hier“ hat sich herumgesprochen. Die Einzelheiten.
Mit inzwischen 30 Kneipen, Clubs, Restaurants und Cafés im Essener Stadtgebiet hat sich der Teilnehmerkreis am Präventionsprojekt „Luisa ist hier“ seit Herbst 2017 verdoppelt. „Und die Nachfrage wächst weiter“, freut sich Michaela Düppe von der Frauenberatungsstelle Distel, die an der Rüttenscheider Julienstraße ihren Sitz hat. „Die Kampagne hat sich inzwischen stadtweit herumgesprochen – bei den Frauen wie auch bei den Gastronomen.“
Die psychologische Beratungsstelle hatte das Präventionsprojekt aus Münster vor eineinhalb Jahren in Essen bekannt gemacht. Das niederschwellige Hilfsangebot für Frauen macht mit Plakaten in Toilettenräumen auf sich aufmerksam. Es gibt Aufkleber an den Spiegeln und auch außerhalb der Bistros und Kneipen. Mit der schlichten Frage nach „Luisa“ sollen sich Frauen, die sich sexuell bedrängt fühlen, an das Personal wenden können. Verhaltenstherapeutin Düppe: „Die Angestellten sind auf das Codewort ,Luisa’ geschult und bieten den Betroffenen erst einmal Schutz – ähnlich wie die Notinsel für Kinder und Jugendliche.“
Ein geschützter Raum für die Frauen
Einen geschützten Raum für längere Gespräche finden Frauen derweil in der Einrichtung an der Julienstraße. Noch sind die Beratungszahlen für das abgelaufene Jahr nicht ausgewertet, „aber die Tendenz ist steigend“, erklärt Düppes Kollegin, die Diplom-Psychologin Anja Aufermann. Im Jahr 2017 suchten 318 Frauen die Beratungsstelle auf, 52 Prozent von ihnen haben Gewalt erlebt. Die Mitarbeiterinnen geben den Betroffenen in den Sprechstunden Orientierungshilfen. Düppe: „Vielfach steht die Frage im Raum, ob eine Anzeige bei der Polizei gestellt werden soll.“ Hierbei habe man neben dem Aspekt der Strafverfolgung – etwa bei Stalking und Vergewaltigung – allerdings auch immer das Wohl der einzelnen Frau im Blick.
„Verstärkt hat sich 2018 auf jeden Fall der Anteil von Frauen mit Fluchterfahrung“, weiß Anja Aufermann zu berichten. „Die haben jetzt zwar ein Dach über dem Kopf und sind mit den lebensnotwendigen Dingen versorgt, doch ihre Ängste vor Übergriffen sind geblieben.“ In solchen Fällen sei oftmals eine längere psychosoziale Betreuung dieser Gewaltopfer vonnöten, „doch Finanzmittel dafür stellt das Land NRW nicht bereit“, kritisiert Michaela Düppe.
Autogenes Training geplant
In den Sprechstunden des Vereins wird mit den Klientinnen je nach Problematik über individuelle Therapieangebote gesprochen – die Plätze bei Psychotherapeuten seien allerdings sehr rar, bestätigen die beiden Beraterinnen.
Im Hause selbst gibt es eine Therapiegruppe für Frauen mit Essstörungen. Geplant sei außerdem, ab Mai dieses Jahres ein Autogenes Training anzubieten. Dieser Kurs werde von den Krankenkassen bezuschusst.
>> Die Sprechstunden und Beratungszeiten
Die Beratungsstelle Die Distel, Julienstraße 26, ist montags bis freitags von 9 bis 16.30 Uhr unter 77 67 77 erreichbar.
Montags von 15 bis 16 Uhr berät eine Dipl. Pädagogin im Rahmen einer Sprechstunde speziell Frauen mit Essproblemen.
Jeden Mittwoch von 12 bis 13 Uhr findet eine Sprechstunde statt für Frauen, die sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben, sowie Angehörige, Unterstützende und wichtige Bezugspersonen von Frauen mit sexualisierter Gewalterfahrung. Eine Voranmeldung ist erwünscht.