Essen-Rüttenscheid. . Positive Bilanz des Projektes der Essener Beratungsstelle Distel. Nun gibt es ein weiteres Angebot für Frauen, die sich sexuell bedrängt fühlen.

„Luisa ist hier!“ – das Präventionsprojekt der in Rüttenscheid ansässigen Essener Frauenberatungsstelle Distel ist in den Kneipen und Clubs angekommen. Immer mehr machen mit, so die erste Bilanz der Organisatorinnen.

Mit der schlichten Frage nach „Luisa“ sollen sich Frauen, die sich in einer Kneipe, einem Club oder einer Bar sexuell bedrängt fühlen, an das Personal wenden. Denn diese Frage und die Antwort „Luisa ist hier“ gehört zu einem Präventionsprojekt, das Frauen mehr Sicherheit in der Öffentlichkeit geben und ihnen in unangenehmen Situationen Hilfe bieten soll.

14 Kneipen, Bars und Cafés machen bisher mit

„14 Kneipen, Bars und Cafés im Essener Stadtgebiet machen schon mit“, resümiert Michaela Düppe vom Verein Distel nach fünf Monaten. Die Psychologische Beratungsstelle holte das Präventionsprojekt „Luisa ist hier!“, das in Münster seinen Ursprung hat, im Frühjahr nach Essen und schult seitdem Thekenpersonal. Und es gibt bereits Rückmeldungen: „Erste Erfahrungen damit haben die Gastronomen schon gemacht. Einige Frauen sind mit diesem Satz tatsächlich an die Theke gekommen“, kann die psychologische Psychotherapeutin berichten. „Das Angebot spricht sich rum“, ist auch der Eindruck von Düppes Kollegin Jennifer Greilich.

Mit Plakaten in Toilettenräumen für Frauen macht das Projekt auf sich aufmerksam. Aufkleber an den Spiegeln und auch außerhalb der Bistros und Kneipen sollen den Werbeeffekt demnächst verstärken. Die Kampagne ist ein niederschwelliges Hilfsangebot für Frauen. „In Clubs und Kneipen kommt es immer wieder zu Situationen, in denen sich Frauen belästig fühlen“, so Düppe. „Die Frau kann dem Personal dann auf diese Weise mitteilen, wie sie mit der Situation umgehen möchte. Nicht immer möchte sie gehen. Also kann auch der Mann dazu aufgefordert werden.“

Angehörige sind willkommen

Unangenehme Situationen können Frauen aber nicht nur beim Kneipenbesuch erleben. Als ein weiteres Hilfsangebot für Frauen, die von Anmache oder gar sexualisierter Gewalt betroffen sind, gibt es ab Oktober eine offene Sprechstunde in der Distel. Nicht nur Betroffene sind angesprochen, Angehörige, Unterstützende und Bezugspersonen sind ebenso willkommen. Jennifer Greilich: „Wir beantworten Fragen und beraten, wenn es darum geht, zum Beispiel eine Anzeige zu erstatten. Je nach Fall wird daraus dann eine längerfristige Beratung.“

Psychologische Beratung und psychotherapeutische Hilfen gibt die Distel im Übrigen schon seit 35 Jahren. Durchschnittlich 320 Frauen suchen pro Jahr die Beratungsstelle auf, 52 Prozent von ihnen haben Gewalt erfahren.

>> Offene Sprechstunde ab Oktober

Die Beratungsstelle Distel, Julienstraße 26 in Essen-Rüttenscheid, ist wochentags von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Mittwochs wird ab Oktober zusätzlich eine offene Sprechstunde von 12 bis 13 Uhr angeboten, zu der ratsuchende Frauen und Angehörige willkommen sind. Weitere Informationen zur Frauenberatung und Psychotherapie gibt es unter Tel. 0201/77 67 77 sowie auf der Homepage www.distel-ev.de.